Kennen Sie den? Fragt der Journalist in der Bundespressekonferenz, was hocheffizient bei einem Verbrennermotor bedeuten soll. Antwortet der Sprecher der Bundesregierung: „Hocheffiziente Verbrenner sind Verbrenner, die hocheffizient sind.“ Leider kein Witz. Aber die Antwort illustriert, wie schwer sich unsere nationalen Entscheidungsträger in der Politik mit der Modernisierung unseres Landes tun – warum auch immer. Fortschritt durch Technik? Aber nicht mit dem ganzen neuen modernen Kram.
Dazu passt es, dass mit dem Schlagwort der Technologieoffenheit das Gebäudeenergiegesetz entkernt werden soll. Technologieoffenheit hat sich schon längst zu einem politischen Kampfbegriff beharrender Kräfte gemausert, um technologischen Fortschritt hin zu mehr Energieeffizienz und erneuerbaren Energien zu bremsen.
Die Menschen und der „Markt“ entscheiden sich in großen Teilen zum Glück anders. In Hamburg hat die Bevölkerung bei einem Volksentscheid mit hoher Beteiligung und großer Mehrheit für das Klimaschutzverbesserungsgesetz gestimmt. Sie wollen früher in einer klimaneutralen Stadt leben als von der Politik anvisiert. Und wenn wir in die Wirtschaft schauen: Wo, wenn nicht bei den erneuerbaren Energien paaren sich Preisrückgänge mit Marktwachstum?
Das ist der eigentliche Witz. Denn Fakt ist leider auch, dass das Wachstum nicht ausreicht und nicht schnell genug vonstattengeht – mit dramatischen Folgen für den Klimaschutz. Insbesondere der Gebäudesektor verfehlt regelmäßig seine Klimaziele. Im vergangenen Jahr sind die CO2-Emissionen bei der Versorgung unserer Gebäude wieder gestiegen. Da hilft die Neuauflage einer Förderung „hocheffizienter“ Gebäude wie dem Effizienzhaus 55 wenig. Was wir brauchen ist eine Sanierungsoffensive. Und damit ein Wirtschaftsprogramm, das riesige Investitionen auslösen und ausreichend Arbeit beschaffen würde.
Zum Glück verbringt man als Redakteur nicht seine ganze Zeit am Schreibtisch. Man darf auch auf Tagungen und Messen fahren. Das Schöne daran? Man trifft so viele Menschen, die an Lösungen für die Gebäudewende arbeiten und Sanierungsvorhaben auf die eine oder andere Art umsetzen. Dabei geht es meiner Meinung nach gar nicht so sehr um das „Wie“, sondern um das „Dass“.
Ob bei der Jubiläumsveranstaltung des GIH-Landesverbands NRW oder bei der Jahrestagung des Gebäudeforum klimaneutral – ich bin im November wieder auf so viele engagierte Menschen gestoßen, die in ihrem Umfeld bereits heute die Zukunft leben, dass es eine Freude war. Und mir wurde klar: Wir brauchen nicht eine Wärmewende, wir brauchen viele Wärmewenden. Mir scheint sich im Kleinen viel mehr zu tun als im Großen.
Deshalb mein Appell: Liebe Leserinnen und Leser, wirken Sie im Lokalen, in Ihrem Quartier, in Ihrem Netzwerk, in Ihrer täglichen Arbeit. Die vielen Wärmewenden beginnen dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen, Wissen teilen und anpacken. Ob als Energieberatende, im Handwerk oder als Kommunalvertreter – Sie alle sind Teil der Lösung.
Viel Freude beim Lesen und ein inspirierendes neues Jahr wünscht Ihnen
Joachim Berner, GEB-Chefredakteur