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Die Richtung stimmt … nicht!

Neue Regierung, neues Glück, so könnte man ja sagen, aber die Verbandsvertreterinnen und -vertreter, die Kollege Markus Strehlitz für dieses Heft zum Koalitionsvertrag befragt hat, machen keinen wirklich glücklichen Eindruck. Siehe seinen Beitrag in der Rubrik Topthema ab Seite 10. Und auch aus anderen Ecken hört man eher Skeptisches. So von Marcel Fratzscher, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Er unterzieht das 144-Seiten-Werk einer etwas umfassenderen Betrechtung. Das heißt: Ihn interessieren nicht nur die Auswirkungen auf einzelne Wirtschaftssektoren oder Gruppen, sondern die Konsequenzen für die Gesellschaft insgesamt. Dabei muss er feststellen, dass das Papier eher einen Rückschritt als einen Fortschritt erwarten lässt, eine verstärkte Umverteilung von Arm zu Reich, Benachteiligung der Jungen, der Frauen, der Migrant:innen. „Riskant“ nennt Volkswirtschaftler Fratzscher den Koalitionsvertrag, weil der soziale Zusammenhalt tendenziell eher gefährdet werde [1].

Glücklich und zufrieden mit dem Verhandlungs-
ergebnis der Koalition dagegen waren offensichtlich die Vertreter des Verbändebündnisses der Bau- und Immobilienbranche, das am 10. April zum Wohnungsbautag eingeladen hatte – darunter der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW).

Neben dem rätselhaften Satz über die Abschaffung des „Heizungsgesetzes“ (Zeile 754) freut man sich im Bündnis besonders über den folgenden: „Die erreichbare CO2-Vermeidung soll zur zentralen Steuerungsgröße werden.“ (Zeilen 755f). Hier ist von einer Abkehr von der Gebäudeeffizienz die Rede, von den Effizienz- und Wärmeschutzvorgaben für Neubauten wie für Bestandsbauten. In diesen angeblich viel zu strengen Vorgaben sehen BFW-Präsident Dirk Salewski und die anderen eines der Hauptübel für die Baukrise. Sie würden Neubau und Sanierung verteuern, energetische Modernisierung nach strengen Effizienzkriterien würde auch Mieterinnen und Mieter zu stark belasten, das Wohnen unbezahlbar machen. Das sei sozial ungerecht.

Nun geht es in dieser Ausgabe schwerpunktmäßig um Baustoffe und Gebäudehülle, also auch um den Wärmeschutz. Der hat durchaus eine soziale Seite, nur eben anders als GdW, BFW & Co. das beurteilen. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, reagierte auf die Aussagen des Verbändebündnisses auf Anfrage der GEB-Redaktion sehr klar: „Offensichtlich duckt sich die Wohnungswirtschaft vor den zwingend notwendigen Investitionen in unsere maroden Gebäude und das auf Kosten der Mieter: Diese bleiben ohne Sanierung am Ende auf hohen Energiekosten sitzen.“ Sicher ist, dass die Belastungen dort, wo fossil geheizt wird, ab 2027 noch schneller steigen werden. Stichwort:
EU-ETS II (Europäisches Emissionshandelssystem 2).

Ebenfalls nicht vergessen werden darf, auch daran hat die Umwelthilfe des öfteren erinnert, dass man in Gebäuden ohne ordentlichen Wärmeschutz auch vor Hitze kaum geschützt ist, was in Zukunft aufgrund der Klimaentwicklung gerade für vulnerable Gruppen zunehmend bedrohlich werden dürfte. Wir kommen also nicht drum herum: Energieberatung hat auch immer etwas mit sozialer Verantwortung zu tun, erst recht in Zeiten wie diesen. Was nicht heißt, dass sie nicht auch Spaß machen kann, wenn nicht sogar Freude und Erfüllung bringen – wie das so ist mit sinnvollen Tätigkeiten.

Viel Freude beim Lesen jedenfalls wünscht Ihnen

Ihr GEB Redaktionsteam

[1] G https://t1p.de/GEB250401

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