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Der Lo-Lo-Effekt

Nach dem Lockdown nun die Lockerungen – und wieder kocht jeder Staat und jedes Bundesland, ja in mancher Hinsicht jeder Landkreis oder jede Schule sein bzw. ihr eigenes Süppchen. Ein Vorgehen, das sich leicht zum Lo-Lo-Effekt aufschaukelt, wenn nämlich die Lockerungen die Infektionszahlen wieder ansteigen lassen und ein neuer Lockdown droht, um der Pandemie Herr zu werden. Es ist ein schmaler Grat zwischen Chaos und angemessenem Vorgehen: Kann man auf die Vernunft des eigenen Volkes setzen oder braucht es die harte Hand des Staates, um eine zweite Infektionswelle zu vermeiden? Je länger Kontaktsperre, Grenzschließungen, Maskenpflicht und die Einschränkungen im öffentlichen Leben dauern, desto mehr Unmut und Sehnsüchte werden geweckt, um endlich wieder dem gewohnten Alltag nachgehen zu können. Arbeitsplatz statt Homeoffice, Schulbetrieb statt E-Learning, Theater statt Glotze, Museum statt Internet, Biergarten statt Balkon – wer wünscht sich nicht zurück in die Normalität, die uns COVID-19 vor gerade mal drei Monaten geraubt hat, als das Virus auch den Weg nach Europa fand und viel mehr Verschwörungstheoretiker mit wirren Theorien infizierte, als gesunde Menschen krank zu machen. Es ist müßig zu diskutieren, ob der Lockdown zu spät, zu martialisch, zu ungerecht vollzogen wurde, und ob die Lockerungen zu früh, zu individuell, zu unlogisch erfolgten. Was wäre wenn … niemand weiß es. Auch was nun wird, ist so diffus wie viele Kommentare und Einschätzungen der Virologen, Politiker und Empörten. Man kann dazu neigen, desillusioniert den Kopf zu schütteln ob der teils abstrusen Vorschläge, der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen, sei es mit Krediten, Zuschüssen, Gutscheinen, Prämien. Ja, es bedarf eines Konjunkturprogramms, aber eines durchdachten und dem überfälligen Strukturwandel dienlichen Konstrukts, bei dem die Milliarden nicht das Feuer löschen und doch darin verbrennen, sondern einen nachhaltigen Wiederaufbau fundamentieren, der all jene Probleme mit anpackt, für deren Lösung es vor Corona an Mut und Geld fehlte – vorneweg die K-Frage. Nein, damit ist nicht gemeint, ob Söder oder Laschet die nicht mehr ganz so beliebte Frau Dr. Merkel ablösen soll, sondern was uns das Klima und unsere Kinder wert sind. Apropos Wert: Das UBS Wealth Management hat festgestellt, dass nachhaltige Anlagen in der Krise gut abschneiden. Demach unterstreicht die Krise „die Relevanz von Aspekten aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) für die Performance von Unternehmen und die Anlageerträge“. Der Bericht des Chief Investmnt Office (CIO) „Sustainable investing after COVID-19“ erörtert mehrere Trends, die nach Meinung des Schweizer Finanzdienstleisters in den nächsten zwölf Monaten Wirkung zeigen und die SI-Landschaft (Sustainable Investing) langfristig beeinflussen werden. So konzentrieren sich Anleger unter anderem verstärkt auf ESG-Aspekte und fordern von den Unternehmen mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht. Das „Soziale“ erhält für Anleger und Unternehmen mehr Bedeutung, vornehmlich die Bereiche Gesundheit, Pharmazie, Bildung und nachhaltiger Tourismus. Und weil das Bewusstsein für die wirtschaftlichen Vorteile und Risiken steigt, fokussieren sich Anleger auf die kohlenstoffarme Energiewirtschaft (erneuerbare Energien, nachhaltiger Verkehr, Artenvielfalt, grüne Anleihen). Kurz gefasst scheinen die Anleger allmählich zu kapieren, dass sich die Investition in nachhaltige Bereiche und Unternehmen lohnt – lange hat’s gedauert. Diesen Wandel darf die Politik nicht länger ignorieren beim anstehenden Ausgießen der Milliarden.

Viel Freude beim Lesen ohne Maske wünscht Ihnen

Claudia Siegele