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Der Blick fürs Ganze

Liebe Energieberaterinnen und Energieberater,

seit Anfang April bin ich Teil des Redaktionsteams und habe gleich die Gelegenheit bekommen, mich hier vorzustellen. Eigentlich sollte man ja einen Journalisten niemals darum bitten, von sich zu erzählen, weil der dann nicht mehr aufhört. Ich werde versuchen, mich auf ein paar Sätze zu beschränken.

Ich bin von der Ausbildung her Historiker, habe aber nach meinem Studium bei einem Verlag im Rheinland angefangen, der Zeitschriften für Häuslebauer und Hausbesitzer herausgab, erst als Korrektor, dann als Redakteur. Diesem Leserkreis blieb ich nach meinem Wechsel nach München treu, wo ich von 2001 bis Anfang 2023 ebenfalls in einem Zeitschriftenverlag tätig war.

Wie schon im Rheinland, drehte sich in meiner Arbeit vieles um das Heizen mit erneuerbaren Energien und die energetische Modernisierung, um Wärmeschutz und nachhaltige Bauweisen. Da konnte es nicht ausbleiben, dass ich es irgendwann mit Energieberaterinnen und Energieberatern zu tun bekam (Die ersten dieses Berufsstandes, die ich interviewte, waren tatsächlich Frauen). Schnell merkte ich, welche enorme Bedeutung sie als Treiber und als Katalysatoren der Energiewende, der Wärme-, der Gebäudewende haben.

Noch einigermaßen lebhaft habe ich ein Treffen der damals jungen Szene im baden-württembergischen Böblingen in Erinnerung, im dortigen Kongresszentrum. Den Anwesenden war es offenbar ernst mit der Energiewende, die wollten nicht nur spielen. Man war kritisch und selbstkritisch, der Wissensdurst war beeindruckend, der Austausch offen, ehrlich, der Ton manchmal rau, aber es ging letztlich immer nur um die Sache. Vor allem jedoch hatte man den Blick für das Ganze, für das ganze Gebäude. Sah die Anlagentechnik und die von den Tagesmedien, von der (Förder-)Politik vernachlässigte Außenhülle immer im Zusammenhang, als System. Und natürlich stand in der Kongresshalle in Böblingen außer Frage, was draußen unter Laien wie auch unter vielen Architektinnen und Architekten noch nicht die Runde gemacht hatte: dass man mit der Natur nicht verhandeln kann, dass die Gesetze der Physik, inklusive die der Bauphysik, keine Schlupflöcher haben. Sprich: Klimaleugner, Klimaskeptiker und „Dämmkritiker“ habe ich dort nicht angetroffen.

Um das Thema Gebäudehülle werde ich mich in Zukunft vorwiegend kümmern, ein Thema, das dringend mehr Aufmerksamkeit benötigt. Neulich musste Jürgen Leppig, Bundesvorsitzender des Energieberatendenverbands GIH, wieder betonen, ein wie wichtiger Faktor der Dekarbonisierung die gut gedämmte Gebäudehülle ist. Ebenso, dass klare Sektorziele unbedingt ins Klimaschutzgesetz gehören, so für den Verkehrs- wie für den Gebäudebereich, der in Deutschland immer noch ein Drittel der CO2-Emissionen verursacht.

Exakt an dieser Stelle setzen wir mit dem Schwerpunkt der vorliegenden Ausgabe an, in dem es unter anderem um innovative Dämmstoffe, um maximal sinnvolle Dämmstärken gehen wird, um Neuheiten von der Fachmesse BAU 2023 in München in den Sparten Dämmung und Wandbaustoffe, darüber hinaus um Details wie Anbauteile an Wärmedämmverbundsysteme. Nicht weniger interessant ist sicher der Beitrag zu Nachhaltigkeitskriterien für Baustoffe oder der zur ganzheitlichen Energie-Masterplanung, mit der man kompletten Quartieren eine zukunftssichere, krisenfeste Infrastruktur verpasst.

Viel Freude beim Lesen, in allen Sektoren, wünscht Ihnen

Alexander Borchert