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Längere Hitzeperioden und geringerer Niederschlag im Sommer sowie häufigere Starkregenereignisse bei zunehmender Versiegelung führen vor allem in Städten zu einem Umdenken im Umgang mit Regenwasser. Klimaresiliente Innenstädte brauchen Regenwasser – um Stadtbäume mit ausreichend Wasser zu versorgen, Überhitzung zu verhindern und den natürlichen Wasserhaushalt so gut wie möglich zu erhalten. Dieser neue Blick auf den Umgang mit Regenwasser stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung in Berlin.
Schwammstadt ist praktisch umsetzbar
Erstmals vorgestellt wurde bei diesem Anlass u. a. eine aktuelle Marktbefragung der Mall GmbH [siehe Kasten] zum Umgang mit Regenwasser in Deutschland, Österreich und der Schweiz, an der im Frühjahr 2025 insgesamt 4458 Personen aus Architektur- und Ingenieurbüros, Handwerk, Behörden, Hochschulen und dem Baustofffachhandel teilgenommen haben. Die Befragung stellte Pressesprecher Markus Böll vor.

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Mall-Marktbefragung
77 % der befragten Architekten, Ingenieure und Behördenvertreter sehen die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung positiv. Deshalb erwarten insgesamt 98 % der Umfrageteilnehmer auch eine steigende oder zumindest gleich bleibende Nachfrage bei Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung.
Die ungleiche Verteilung des Regenwassers zwischen punktuellem Starkregen und Trockenperioden spiegelt sich in den Topthemen der Zukunft wider: Starkregen und Regenwassernutzung stehen mit 74 % und 72 % bei den Befragten ganz oben.
Insgesamt zeigt sich, dass alle Bausteine der Regenwasserbewirtschaftung, nämlich Rückhaltung, Speicherung/Nutzung, Behandlung, Versickerung und Verdunstung, notwendig sein werden, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken.
Mall-Geschäftsführer Christoph Schulze Wischeler stellte die strategische Ausrichtung des Unternehmens im Bereich Regenwasserbewirtschaftung und klimarelevanter Infrastruktur vor und betonte, die Schwammstadt sei kein Pilotprojekt mehr, sondern mit den Lösungen von Mall ganz praktisch umsetzbar: unterirdisch und dezentral.
Lösungen für die klimaresiliente Stadt
Dr. Tim Peters von der Provinzial Holding analysierte in seinem Vortrag die Ursachen und Auswirkungen extremer Starkregenereignisse und zeigte auf, wie deren Risiken in Deutschland noch immer unterschätzt werden. Anhand meteorologischer Grundlagen, Schadensdaten und Klimaszenarien verdeutlichte er die wachsende Bedeutung einer präzisen Risikobewertung und einer verbesserten Aufklärung sowie Absicherung gegenüber Naturgefahren, die anhand konkreter Schadenereignisse aus der Vergangenheit und deren versicherungsrelevanter Bewertung untermauert wurde.
Als anerkannter Experte aus dem Bereich der Wasserinfrastruktur stellte Prof. Dr. Heiko Sieker vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Berlin praxisnahe Strategien zur Umsetzung des Schwammstadtprinzips vor, mit Fokus auf den Umgang mit Starkregen, Trockenperioden und steigender Flächenversiegelung. Anhand konkreter Berliner Projekte wie den Buckower Feldern zeigte er, wie multifunktionale Flächen, Baumrigolen und dezentrale Speicher zur klimaangepassten Stadtentwicklung beitragen können und formulierte Handlungsempfehlungen für Planung, Regelwerke und Integration der Infrastruktur.

Mall / Foto: Axel Schmidt
Dr. Gunter Mann, Präsident Bundesverband GebäudeGrün e. V., präsentierte aktuelle Marktdaten, Trends und Praxisbeispiele zur Dach- und Fassadenbegrünung: So verzeichnete der Gründachmarkt 2023 mit über 10 Mio. m2 neu begrünter Fläche ein deutliches Wachstum, ebenso der Bereich Fassadenbegrünung. Mehr als die Hälfte der Städte über 50.000 Einwohner geben finanzielle Zuschüsse für die Umsetzung von Dach- und Fassadenbegrünungen. Neben kommunalen Förderinstrumenten wurden vielfältige Anwendungen – von Retentionsgründächern über Biodiversitätsflächen bis hin zu Solargründächern – als Lösungen für Klimaschutz und Stadtentwicklung aufgezeigt.
Martin Lienhard, Leiter der technischen Abteilung bei Mall, zeigte praxisbewährte Lösungen für eine klimaresiliente Regenwasserbewirtschaftung, wie u. a. die Baumrigole ViaTree zur Verdunstung und Rückhaltung von Niederschlägen. Ergänzt wurde der Vortrag durch Praxisbeispiele sowie modulare Anlagen zur gezielten Schadstoffbehandlung von Niederschlagswasser, etwa bei belasteten Dach- und Verkehrsflächen.
Referenz-Projekte

Bundesverband GebäudeGrün
Realisierte Bauvorhaben aus dem Schwammstadt-Umfeld standen im Mittelpunkt des 2. Tages:
● Das Bürogebäude AERA in Berlin-Charlottenburg hat einen öffentlich zugänglichen Dachgarten mit fünf verschiedenen Baum- und 25 Pflanzenarten. Durch das integrierte Retentionssystem wird Wasser gespeichert, das in Trockenperioden den Pflanzen zur Verfügung steht und bei Starkregen das städtische Überflutungsrisiko reduziert.
● Der Gendarmenmarkt ist seit seiner Sanierung vollständig von der Kanalisation abgekoppelt – das anfallende Regenwasser wird über Substratfilter gereinigt und versickert anschließend über Rigolen im Untergrund. ■
Quelle: Mall / ml
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