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Tierische Profite

Zugegeben, die Überschrift ist von Donna Leon geklaut, die in ihrem 21. Venedig-Krimi ihren Commissario Brunetti bei der Suche nach dem Mörder einen Skandal am Schlachthof mit illegalen Machenschaften aufdecken lässt. Tierische Profite eben. Das Tier steckt ja geradezu schon im Verb: Mit Tieren profitieren. Als wäre es umgekehrt nicht anders. Oder welcher Vierbeiner profitiert denn bitteschön nicht von uns Menschen? Katzen würden Whiskas kaufen, will uns die Werbung weismachen. Warum wohl der Konjunktiv? Ganz einfach: Weil Katzen zu faul sind!

Ich hab’s echt schon probiert: Der Befehl „Ab zum Fressnapf, Futter kaufen!“ bewirkt bei meinen zwei bräsigen Stubentigern nicht mehr als einen vorwurfsvoll-missliebigen Blick vor ihren leeren Fressnäpfen. Mein tierischer Profit? Jeden Monat rund hundert Euro Investition in Katzenfutter, Leckerlis und laktosefreie Milch. Und was ist der Dank? Nachts um zwei werde ich aus dem Bett geholt, weil sie sich draußen eine Maus geschnappt haben und mir zeigen wollen, wie toll man damit drinnen spielen kann.

Tierische Verluste trifft’s besser – es grenzt doch wohl an böswillige Sabotage, wenn sich eine Katze auf den Schreibtisch schleicht und sich schnurrend auf die Tastatur fallen lässt, um gestreichelt zu werden, während vor den Augen der entsetzten Katzenmama das fast fertige Manuskript hieroglyphiert.

Oder nehmen wir den Bürohund – gehört ja inzwischen zum guten Ton und ist begehrter als ein Firmenwagen. Schon Sigmund Freud wusste um den heilsamen Einfluss von Hunden auf die Psyche des Menschen. Seine Chow-Chow-Dame Jofie war in Therapiesitzungen stets zugegen, um Patienten zu beruhigen. Dem BVBH zufolge … wie jetzt, Sie kennen nicht den Bundesverband Bürohunde e. V.??? Die erste Initiative weltweit, die das Thema 365 Tage im Jahr strukturiert organisiert? Wir sind hier in Deutschland – das ist nun mal ausnahmsweise kein Witz in der Glosse! Also dem BVBH zufolge belegen zahlreiche Studien, dass ein Bürohund Stress reduziert und die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxy­tocin bei Menschen befördert. Die Folge: Der Blutdruck sinkt, die Verdauung passt, die soziale Kompetenz steigt – nicht nur beim Menschen, auch beim Hund wohlgemerkt!

Also, bitte entscheiden Sie sich: Bürokatze oder Bürohund? Bei der Bürokatze degradieren Sie sich selbst zur kaffeekochenden Praktikantin, beim Bürohund bezahlen Sie Ihr gesenktes Stresslevel mit stundenlangen Spaziergängen, egal bei welchem Wetter. Überzeugt Sie nicht? Denken Sie an die tierischen Profite! Sie werden bis zum Anschlag nahezu kostenlos mit Oxytocin und Serotonin gedopt, bleiben gechillt und können ohne Verdauungsprobleme essen was Sie wollen. Fragen Sie meine Katzen. si