Jede Jahreszeit hat im Boulevard so ihre Themen – im Herbst gibt’s Tipps zur Vorbereitung auf die kalten Tage („Winterreifen: ja oder nein?“) und das Ende der Sommerzeit („Wie wird an der Uhr gedreht?“), oder man liest sich ein in die schönste Deko für Halloween. In der Vorweihnachtszeit sind dann die Plätzchen, Geschenkideen und natürlich die Weihnachtsgans dran, und kaum sind die Feiertage und Neujahr vorbei, geht’s sogleich um Diäten – nein, nicht um das Aufspecken der Entschädigung fürs Rumsitzen im Kabinett, sondern ums Abspecken der Beschädigung wegen Völlerei.
Im Frühjahr schließlich ist Ostern dran, gefolgt von den ersten zaghaften Urlaubstipps, und – ups! – ist es wieder da: das Sommerloch. Nichts fürchten Journalisten und Schreiberlinge jedweden Geschlechts mehr als leergeräumte Regale bei den News und Themen. Tosende Stille in den Büros, Schul- und Bauferien fegen Plätze, Straßen und Dächer leer, der Bäcker ums Eck hat zu, und in der Stadt gibt’s wegen der Studentenflucht plötzlich Parkplätze wie Sand am Meer.
Ach ja, das Meer. Dort, in den Urlaubsdestinationen, herrscht hektischer Betrieb, wenn nicht gar: Tüechli-Krieg. Sie wissen schon, der martialisch geführte Kampf um die besten Plätze am Pool. Wer kennt sie nicht, die Handtuch-Liegen-Besetzer. Ein wunderliche Unsitte, aber zugleich wunderbares Thema fürs Sommerloch, vor allem, wenn die Sache ausartet und die Tüechli-Krieger sich an den Kragen gehen oder gar auf Empfehlung genervter Hoteliers Selbstjustiz üben und die Handtücher einfach von der Liege zerren und ins Wasser schmeißen.
Da sind Konflikte vorprogramiert, denn wie will man allein anhand des aufgelegten Handtuchs zwischen Liegenbesitzer und Liegenbesetzer unterscheiden? Ein verschobenes Frotteetuch könnte ja darauf hinweisen, dass sich bis vor wenigen Minuten noch jemand darauf geräkelt hat – aber das Faltenwerk könnte ja auch listig-bewusst so drapiert worden sein. Die wahre Erkenntnis kann schmerzlich sein, wenn der Bodybuilder mit seinem Cocktail von der Hotelbar zu seiner Liege zurückschlurft und … ha…hallo … ähäm … sorry … ich dachte … klatsch … autsch!
Doch es regt sich Widerstand gegen die Tüechli-Krieger. In Italien drohen ihnen Verwaltungsstrafen von 1.000 bis 3.100 Euro – an öffentlichen Stränden und im Küstengebiet, wohlgemerkt. Das Problem sind aber die Hotelpools, und dort will man die Gäste nicht verärgern, zeigt sich grummelnd kulant gegenüber den dreisten Handtuchverlegern.
Somit wäre auch bei dieser Glosse das Sommerloch gut überstanden – hm. Für die Herbstthemen ist es ja noch zu früh. Da muss noch was her für die nächste Ausgabe. Haben Sie eigentlich schon mal was von Nessie gehört? si