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Eigentümerinnen bräuchten in der Energieberatung mehr Aufmerksamkeit

Für den Erfolg der Energiewende ist eine Vielzahl von Personengruppen verantwortlich, darunter Politiker:innen, Unternehmen, Forschende, Kommunen und nicht zuletzt die 41,8 Prozent der Deutschen, die über Wohneigentum verfügen. Zu letzterer Gruppe gehören schätzungsweise auch 15 Millionen Frauen, wie eine Studie aus dem Jahr 2021 zeige, in der etwa 36 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer angaben, Wohneigentum zu besitzen, so das Unternehmen Autarq. Der Anbieter von Solardachziegeln hat seinerseits im November 2023 über 1.036 Eigenheimbesitzer:innen, unter ihnen 479 Frauen, schriftlich zu den Themen der Energiewende befragt. Unterstützen ließ sich Autarq dabei von der Bonsai Market Research GmbH. Die Ergebnisse weisen auf Unterschiede im Stimmungsbild der Geschlechter hin und legen nahe, dass für die Transformation des Strommarkts die Gruppe deutscher Eigentümerinnen mehr Aufmerksamkeit verdient.

Geschlecht beeinflusst Meinung zur Energiewende

Um ein umfassendes Meinungsbild zu erstellen, bewerteten die teilnehmenden Eigentümer:innen diverse Aussagen zur Energiewende nach Zustimmungsgrad. In der Auswertung stellte sich das Geschlecht der Befragten als ein signifikanter Einflussfaktor heraus. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: 

•           Zehn Prozent weniger Eigentümerinnen als Eigentümer sehen Wind- und Solarenergie-Integration als entscheidend für das deutsche Stromnetz.

•           Frauen sind mit zwölf Prozent im Vergleich zu 27 Prozent weniger offen für neue Technologien.

•           Nur 16 Prozent der Frauen, gegenüber 40 Prozent der Männer, akzeptieren ein gewisses Risiko bei Investitionen.

•           Acht Prozent weniger Frauen als Männer halten eine Transformation des Strommarkts überhaupt für notwendig.

•           31 Prozent der befragten Frauen fühlen sich ausreichend zum Themengebiet informiert. Bei den Männern liegt dieser Wert bei über 45 Prozent.

•           57 Prozent der Eigentümerinnen im Vergleich zu 72,5 Prozent der Eigentümer planen, sich weiter mit Energiethemen zu befassen

Frauen skeptischer gegenüber Energiewende?

Dass sich bei den befragten Eigentümerinnen eine geringere Handlungsbereitschaft abzeichnet, überrascht Coletta Giltz. Die 37-jährige ist als Dachdeckermeisterin und Gebäudeenergieberaterin täglich im Austausch mit Eigentümer:innen, die energetisch sanieren: „Bei Eigentümerinnen ist das Bewusstsein, an der Energiewende proaktiv teilnehmen zu wollen, meiner Meinung nach nicht geringer. Ich muss hier keinesfalls mehr Überzeugungsarbeit leisten. Tatsächlich beobachte ich aber bei Paaren, dass die Männer meistens mehr über Technisches erfahren möchten, wohingegen Frauen mehr auf Funktionalität und Optik achten.“  Silvia Scholkemper, Kundenberaterin bei Autarq, bestätigt hingegen: „Ich erlebe Frauen in den meisten Fällen tatsächlich noch weniger involviert. 80 bis 90 Prozent unserer Anfragen erhalten wir von Männern. Auch die Erstgespräche werden fast ausschließlich in Abwesenheit der Partnerin wahrgenommen.“

Technologische Fragen ungeklärt

Eine mögliche Ursache für die geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Ergebnissen könnte der Grad der Vertrautheit mit Begriffen wie Solarkollektor, Wallbox & Co. sein. In der Umfrage wurden die Teilnehmenden gebeten, die 16 populärsten Technologien und Prozesse der Energiewende zu bewerten. In der Auswahl waren: Wärmepumpe, Heizen mit Strom, Wallbox für E-Autos, Solarspeicher, Solarkollektoren, Solarthermie, Brennstoffzelle, Aufdachsolar, gebäudeintegrierte Photovoltaik, Solardachziegel, Erdwärmesonde, Direktvermarktung des selbst erzeugten Stroms, Smart Meter, Energiemanagement-System, bi-direktionales Laden, virtuelles Kraftwerk. Durchschnittlich gaben nur 13 Prozent der Frauen an, die Begriffe erklären zu können. Bei den männlichen Eigentümern ist dieser Wert mit 29 Prozent mehr als doppelt so hoch.  „Fundierte Entscheidungen zur energetischen Zukunft des eigenen Hauses können nur dann aktiv getroffen werden, wenn die Entscheidungsträger:innen informiert sind“, so Scholkemper.

„Unsere Umfrage zeigt, dass deutsche Eigentümer:innen einen deutlichen Bedarf an Informationen haben und einen einfacheren Zugang brauchen“, fasst Kai Buntrock, Geschäftsführer von Autarq zusammen. „Insbesondere hebt sie die Schlüsselrolle von Frauen als Eigentümerinnen bei der Gestaltung dieses Prozesses hervor. Ohne ihre Beteiligung wird die Energiewende nicht gelingen.“ Es sei an der Zeit, dass Regierungsbehörden, Energieunternehmen, Fachverbände, Handwerksbetriebe und Bildungseinrichtungen die Energiewende zu einem Frauenthema machten und sicherstellten, dass Frauen eine proaktive Rolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft spielen – sei es in der Gesellschaft, im Beruf oder in ihrem Haus. Quelle:  Autarq / ab