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Neue Fassadenlösungen für die serielle Sanierung entwickelt

Wie lassen sich auch Ein- und Zweifamilienhäuser – also der größte Teil des deutschen Gebäudebestands – wirtschaftlich zur Klimaneutralität bringen? Zum Beispiel mit serieller Sanierung. „Wir sehen gerade, wie viel Innovationskraft im Markt steckt“, sagt Nils Bormann, Seniorexperte am Kompetenzzentrum Serielles Sanieren/Energiesprong DE der Deutschen Energie-Agentur (Dena). Neue Ansätze zielen darauf ab, serielle Sanierungen noch besser zugänglich zu machen – durch günstigere Materialien, leichtere Konstruktionen oder nachhaltigere Komponenten. Vier Innovationsansätze zeigen exemplarisch, in welche Richtungen sich die serielle Sanierung im Einfamilienhausbereich entwickelt. Sie sind zudem für Mehrfamilienhäuser geeignet.

Leichtbau als Schlüssel zum Erfolg

Die Blechfassade von Dcarbonize setzt auf Leichtbau.

Dcarbonize

Die Blechfassade von Dcarbonize setzt auf Leichtbau.

Das Münchner Start-up Dcarbonize setzt auf eine hinterlüftete Blechfassade – ein Bauteil, das Tragstruktur, Dämmung und Wetterschutz miteinander kombiniert. Die leichten Profilelemente werden vorgefertigt und geschossweise montiert – ideal bei engen Baustellen und für kurze Montagezeiten. Ziel ist es, durch die Abwandlung des klassischen Holzrahmenbaus den Prozess zu beschleunigen und Material sowie Kosten zu reduzieren. „Wir haben ein System explizit für die serielle Sanierung entwickelt – eine deutlich schlankere Konstruktion als der übliche Holzrahmenbau, die etwa die Hälfte wiegt und nur halb so viele Bauteile hat wie diese“, erläutert Geschäftsführer Valentin Übelhör. Unterstützt von der Technischen Universität München zeigt das junge Team, wie durch Leichtbau-Elemente eine energieeffiziente, skalierbare und kostengünstige Fassade entstehen kann. Das Energiesprong-Team begleitet Dcarbonize bei der Markteinführung und war zu Besuch in der Produktionshalle und auf der Baustelle (Video).

Biobasierte Sanierung mit Stroh und Lehm

In Tentzerow saniert Halm ein Einfamilienhaus seriell mit Strohdämmung.

Halm

In Tentzerow saniert Halm ein Einfamilienhaus seriell mit Strohdämmung.

Im mecklenburgischen Tentzerow wird erstmalig ein Einfamilienhaus seriell mit Strohdämmung saniert – ein Pilotprojekt des jungen Unternehmens Halm, das bisher vor allem im Neubau aktiv war. Die Fassadenelemente bestehen aus Holzrahmen, die mit Stroh gedämmt und mit Lehm verputzt werden. Mit dieser seriellen Lösung sollen nachwachsende Rohstoffe in die Baupraxis gebracht werden – regional gefertigt, klimafreundlich und im Kreislauf gedacht. Die Fassade wirkt dabei als CO2-Speicher und zeigt, wie klimapositive Sanierung aussehen kann. „Wir wollten herausfinden, ob unsere Holz-Stroh-Module auch in der seriellen Sanierung funktionieren – und können nun zeigen, dass nachhaltige Materialien mit standardisierter Vorfertigung kombinierbar sind“, sagt Firmeneigentümer Thorin Wäschle.

Vorfertigung und Flexibilität für Bestandsgebäude

In Mönchengladbach testet Modulyte sein modulares System an einer Einfamilienhausfassade.

Modulyte

In Mönchengladbach testet Modulyte sein modulares System an einer Einfamilienhausfassade.

Mit kleineren, leichteren Fassadenelementen adressiert Modulyte die hohe Heterogenität des Einfamilienhausbestands. Viele Gebäude haben Anbauten oder Erker oder weisen unterschiedliche Höhen auf. Deren Fassadenflächen insgesamt sind im Vergleich zu den von Mehrfamilienhäusern deutlich kleiner – hier stoßen großflächige vorgefertigte Module oft an ihre Grenzen. Das System von Modulyte deshalb aus modularen Holzbauelementen, die sich an verschiedene Gebäudeformen anpassen lassen. So können auch individuelle Häuser effizient und seriell modernisiert werden. „Ziel ist es, serielle Sanierung auch dort möglich zu machen, wo Standardlösungen bisher nicht passen“, erläutert Firmengründer Detlef Lenschen.

Vorgefertigte EPS-Dämm-Module

Einfamilienhaus in Wenzenbach während der Sanierung durch Schweiger Rollladen

Schweiger Rollladen

Einfamilienhaus in Wenzenbach während der Sanierung durch Schweiger Rollladen

Das Familienunternehmen Schweiger Rollladen entwickelt ein modulares Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS), das im Werk nach Maß vorgefertigt und mit Fenstern und Lüftung ausgestattet wird. Der Ansatz: bewährte WDVS-Technik in ein vorgefertigtes System überführen, das schneller montiert und passgenau produziert werden kann als bisherige serielle Sanierungslösungen. Noch basiert das System auf verklebten und erdölbasierten Materialien wie EPS und mineralischem Putz – eine Lösung, die in puncto Kreislauffähigkeit noch nicht am Ziel ist, aber wichtige Erfahrungen ermöglicht. Für das Energiesprong-Team ist dies ein wichtiger Zwischenschritt: Er zeigt, dass serielle Sanierung auch mit etablierten Baustoffen funktionieren kann. Im nächsten Schritt müssen nachhaltigere, biobasierte und kreislauffähige Materialien folgen, um die Sanierungen langfristig zukunftsfähig und ressourcenschonend zu gestalten.

Vom Piloten zur Marktlösung

Alle vier Systeme befinden sich noch im Pilotstadium – und doch zeigen sie, dass der Markt für serielle Sanierung im Einfamilienhausbereich Fahrt aufnimmt. Während einige Ansätze auf maximale Vorfertigung und Geschwindigkeit setzen, zielen andere auf Kreislauffähigkeit oder höhere Flexibilität. Das Energiesprong-Team der Dena unterstützt Unternehmen bei der Produktentwicklung, der Planung von Pilotprojekten und der Vernetzung mit Energieberatenden, Anbietern und Kommunen. So entsteht schrittweise ein Marktumfeld, in dem die serielle Sanierung zum neuen Standard werden kann – auch im individuellen Bestand von Einfamilienhäusern und ähnlichen Gebäuden.

Wer sich tiefer mit seriellen Lösungen beschäftigen oder eigene Projekte anstoßen möchte, findet im Energiesprong-Produktkatalog einen aktuellen Überblick über verfügbare Fassadenlösungen und Anbieter. Ergänzend bietet das Informationspaket praxisnahe Einblicke, Informationsmaterial und Argumentationshilfen für Beratung und Umsetzung. Beide Materialien unterstützen dabei, den Einstieg in die serielle Sanierung zu erleichtern und erste Schritte von der Idee bis zur Umsetzung zu begleiten. Quelle: Dena / jb