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Diskussion zur ARD-Bericht über Sanierungsfahrpläne: Erfahrungen und Einsichten der Energieberater

Liebe Energieberater-Kollegen und -Kolleginnen,

ich habe vor kurzem einen ARD-Bericht (Plusminus vom 26.07.2023) gesehen, in dem der individuelle Sanierungsfahrplan durch einen Bausachverständigen sehr negativ dargestellt wurde. Hier wurde ein Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren gezeigt, bei dem der Sanierungsaufwand bei etwa 190.000,- EUR lag, aber die prognostizierte Energieeinsparung lediglich 400,- EUR betrug. Es wurde behauptet, dass es also mehrere hundert Jahre dauern würde, bis sich die Investition amortisiert.

Nun, ich habe über ein Standbild (leider waren nicht alle Zahlen gut erkennbar) gesehen, dass die berechneten Summen durchaus richtig waren. Ich kann natürlich nicht die Richtigkeit aller Maßnahmen überprüfen, aber im Bericht wurde eine Gesamtinvestition von etwa 230.000,- EUR und eine Förderung von circa 45.000,- EUR angegeben.

Interessanterweise wurde im Filmbericht nicht auf die "Sowieso-Kosten" eingegangen, und wenn man diese mit einberechnet, kommt man auf eine ganz andere Summe. Die reinen Investitionskosten könnten sich auf ca. 20.000 bis 30.000,- EUR belaufen, und wenn man den Werterhalt des Gebäudes mit einbezieht, könnte ein Gewinn von 70.000 bis 80.000,- EUR erzielt werden.

Für mich ist dieser Bericht ein Paradebeispiel für eine grottenschlechte Beratung von einem Energieberater oder, meine Vermutung, von der sogenannten "Energieberater-Online-Mafia". Während der Corona-Zeit musste ich mich teilweise auf Angaben der Auftraggeber verlassen und meine Sanierungsfahrpläne erstellen. Doch für mich war und ist der persönliche Kontakt immer wichtig, ebenso wie eine Begehung des Hauses. Auch das Abschlussgespräch habe ich per Videochat gemacht.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir seriös als Energieberater arbeiten und daher Verdachtsfälle von reinen Online-Beratungen der DENA melden sollten. Eventuell könnten wir ein Formular (ähnlich einer eidesstattlichen Versicherung) einführen, in dem wir bestätigen, dass wir eine persönliche Begehung und einen Abschlussbericht durchgeführt haben. Ich möchte niemanden denunzieren, aber es geht auch um die Sicherung unserer Auftragslage und die Reputation unseres Berufsstandes.

Eine Diskussion ist der Austausch von Argumenten zu einem bestimmten Thema, und ich bin froh, dass wir als Energieberater in diesem Forum über den ARD-Bericht und andere Themen diskutieren können. Es ist wichtig, dass wir unsere Erfahrungen und Einsichten teilen, um die Qualität unserer Arbeit zu verbessern und den Kunden die bestmögliche Beratung zu bieten. Die Herausforderungen der energetischen Sanierung sind vielfältig, und durch einen offenen Dialog können wir voneinander lernen und gemeinsam Lösungen entwickeln.

Lasst uns weiterhin konstruktiv und respektvoll miteinander kommunizieren, um unseren Kunden die bestmögliche Unterstützung zu bieten und die Energiewende voranzubringen. Zusammen können wir einen bedeutenden Beitrag für den Klimaschutz leisten und die Zukunft unserer Häuser und unserer Umwelt positiv gestalten.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Münsterland
Andras 

20 Antworten

Welche Energieberatung ist denn seriös? Das beginnt mit der Ausbildung. Nach einem 200h-Kurs kann man doch nicht allen Ernstes meinen, dass man diverse Gewerke versteht. Für eine vernünftige Beurteilung/Optimierung einer Heizungsanlage braucht man bspw. ein CAD-Programm mit Heizflächen-Optimierung und Rohrnetzberechnung. Welcher Energieberater hat das? Und was würde das an Aufwand (finanziell, zeitlich) bedeuten?

Energieberater und deren Ausbildungskurse sind typisch grüne Entscheidungen. Man setzt was in die Welt. Sorgt für ordentlich Bedarf (irre Ausbildungskosten, keine Plätze). Gibt die Ausbildung in private Hände (Warum keine staatlichen Kurse an FHs/Unis/Meisterschulen?). Aberwitzige Regelungen (z.B. Unabhängigkeit und damit Ausschluss qualifizierter Leute). 

Ich lese mich derzeit durch die Ausbildungsmöglichkeiten und muss schmunzeln. Dazulernen würde ich - dank Berufserfahrung - nichts. Kostet eine Stange Geld. Einen Standart gibt es nicht. TU Darmstadt macht eine Online-Prüfung. HWK Koblenz (ILS etc.) macht 4h Prüfung. 6h Projekt-Prüfung und dann noch mündlich zum Projekt. (Das Verhältnis Prüfungs-Stunden vs. Kursdauer ist enorm). Und die Tatsache, dass Online-Kurse teurer sind als Präsenz zeigt den grünen Murks. Genauso wie, dass TU Dresden (EIPOS) und TU Darmstadt für üppiges Geld Kurse anbieten, aber scheinbar WE-Kurse als staatliche Uni nicht auf die Reihe bekommen ... Man müsste nur samstags oder in den Ferien die Uni aufmachen. Die Profs. / wiss. Mitarbeiter zwangsverpflichten. 200h kann man gut verteilen. Und 500 Leute in einen Hörsaal setzen. Schon wären genügend Plätze da. 

 

Wooow - da fehlen mir fast die Worte. Aber gut - dieser Post soll ja eine Diskussionsplattform sein: Also - Das "Grünen-Bashing" können Sie (sep1000) sich  mal getrost sparen. Ich hab meine Energieberater-Fortbildung ( in Präsenz:) ) gemacht, als die CDU bereits 12 Jahre regiert hatte und noch weitere 4 Jahre vor sich hatte... Dann "500 Leute in einen Hörsaal" setzen ist quatsch ! Ich hatte einen Kurs mit 18 Leuten mit sehr unterschiedlicher Vorprägung - und gerade diese kleine Gruppe war sehr inspirierend und hatte für jeden einen Vorteil.  Die Prüfung ( in PRÄSENZ) war anstrengend und es gab etwa 15% Durchfallquote. Mal abgesehen davon : Wie lange dauert eine Abi-Prüfung ? ca. 3-4 Stunden nach 12 Jahren Schule ( pro Fach), wie lange eine Klausur an der Uni ??  Schon klasse, dass Sie das Lehrpersonal an Uni`s zwangsverpflichten wollen....echt?

Ich komme aus dem handwerklichen Bereich und hatte die Vorprägung der Heizungstechnik. Wer als Handwerker mit offenen Augen durchs Leben geht ( bzw. über die Baustellen) , bekommt schon einiges an Erfahrung auch im Bereich anderer Gewerke mit. Die Ausbildung zum EEE hat hier alles vertieft - bis hin zur Bauphysik und der Baustoffkunde. Will damit sagen, dass ein verlässlicher Energieberater genau die Mischung aus Theorie und Praxis aufweisen solllte. Die rein akademische Ausbildung reicht nicht aus -wie ich häufig am Beispiel auch erfahrener Architekten, welche mich um Rat und Information bitten, erkennen kann. 

Mal kurz zur Technik: Jeder EEE hat Berechnungssoftware - und wer noch ein paar hunderter drauflegt, bekommt auch die Heizlast nach DIN und die Heizflächen-Auslegung mit oben drauf. Wir EEE machen keine TGA-Planung für Hochhäuser ! Also auch keine Rohrnetzberechnung - dafür gibt es Haustechnik-Ingenieure, die das rechnen... Wir beurteilen und quantifizieren - und in der Regel qualifizieren wir auch. Aber wir betreiben keine Wissenschaft ! 

Die Haupt-Qualifikation eines EEE liegt aber in seiner Motivation: Der Motivation, seinen Job ernst zu nehmen, sich fortzubilden und seriös zu sein. Wir hantieren mit öffentlichen Geldern - da hat der Steuerzahler es schon verdient, dass wir mit hohem Anspruch und sorgsam arbeiten. Ich hoffe, dass das Beispiel im TV wirklich in die Kategorie "schwarzes Schaf" gehört. Ich bin durchaus dafür, weitere Qualitäts-Checks, Stichproben und Sonstiges einzurichten, um diese schwarzen Schafe aus dem Job zu drängen. 

Ich wünsche - wie Andreas Hinterding - einen respektvollen Diskussionsumgang miteinander und wenn "sep1000" keine Lust auf den Job hat, dann sollte er es lassen...Man kann hier gutes Geld verdienen, aber dafür verwende ich auch wöchentlich 50-60 Arbeitsstunden - am Schreibtisch und auf Baustellen. Ich investiere viel und ich mag es !!

500 Leute in einen Hörsaal setzen ist nichts anderes als Online-Kurse. Und in die wird man ja - dank ausgebuchter Präsenz-Kurse - getrieben.

Auch im 200 UE a 45 min.-Präsenzkurs kann man nicht wirklich annährend die Gewerke verstehen. Nebenbei muss man auch noch alle Gesetze/Förderungen kennen und natürlich auch Investitionsrechnung. Letzteres war das Problem in dem ARD-Beitrag. Heizungstechnik ist inzw. so komplex, dass es viele Heizungsbauer nicht mehr verstehen. Wie will es da ein Plattenleger nach ein paar Stunden verstehen?

Man sieht ja an deiner Aussage zur Rohrnetzberechnung, dass du sie nicht verstanden hast. Wenn du ein Haus dämmst, dann sinkt die Heizlast. Damit kann ich die VL-Temp. der HK senken. Der ungünstigste ist dafür der Relevante. Und auf welche VL-Temperatur ich gehen kann, hängt auch davon ab, was für eine Spreizung ich am ungünstigsten fahren kann. Und die Spreizung hängt an den Möglichkeiten des Rohrsystems, das meistens auf 15k Spreizung ausgelegt wurde,  jetzt (wegen Dämmung) zu groß ist und somit eine deutlich geringere zulässt.  Wer also beurteilen will, ob das Haus nach einer Dämmung WP-fähig ist, braucht eine Rohrnetzberechnung, da jedes Grad VL-Temperatur entscheidend sein kann. Das geht mit einer besseren Excel-Tabelle (also ohne CAD) nicht.

Wer sagt, dass ich keine Lust auf den Job habe? Ich optimiere permanent größere Heizungsanlagen und plane neue. Nur ist das samt TGA-Studium und 20 Jahren Erfahrung nichts wert. Man braucht einen 3000 Euro Kurs, wo man nichts dazulernt. Ich finde vom Interesse her bspw. die Master-Studiengänge an der Uni-Weimar hinsichtlich Bauphysik und energetische Gebäudeoptimierung sowie Nutzerorientierte Bausanierung interessant. Aber selbst TGA-Studium (Anlagentechnik) sowie Master in Bauphysik (Wärme, Feuchte, Schall, Brandschutz etc.) würden mich, obwohl das deutlich mehr als 200h-Kurs wären,  nicht zum Experten machen. Dafür sind es dann Plattenleger, die 9x 3 Tage in 3 Monaten bei der HWK waren und eine Prüfung absolvierten. Wobei meine HWK-Erfahrungen so sind, dass vorher Fragenkatalog und Prüfungsaufgaben ausgeteilt wurden ... Die Master-Kurse in Weimar zeigen ja, dass Unis durchaus interessante Angebote machen könnten. Und für die, die einen Titel haben, wäre das interesssant. Besser als die abgespeckten 120h-Kurse, die optisch weniger Stunden haben und am Schluss immer annährend die Kosten des normalen 200h- Kurses haben.

Die ganze Berater-Geschichte ist m.E. eine strukturelle Fehlplanung. Wer sowas im großen Stil braucht, der muss auch für Bildung sorgen. Ansonsten gibt es Wucher-Preise bei den Kursen. Und eh kaum Angebot.

 

 

https://www.elbcampus.de/weiterbildung/basismodul-wohngebaeude-und-nichtwohngebaeude-energieeffizienz-experte-dena-anerkannt/

Wer ein entsprechendes Studium nachweist, benötigt 80 UE für den Basiskurs. In Hamburg zB für 1,560,- Euro. Ich bin zwar im Regelheft nicht ganz uo to date, aber ein "Plattenleger"-Handwerk ist wohl nicht der richtige Hintergrund . Obwohl ich es gern nicht ganz so despektierlich bezeichnen würde. Kann mir auch nicht vorstellen, dass sich viele Fliesenleger für diesen Job interessieren.

Die Beurteilung der Zusammenhänge von Dämmung-Heizlast-VL-Temperaturen-Spreizung ist mir durchaus bewusst und wird auch von mir berechnet. Auch der hydraulische Abgleich ist machbar - Aber eben für kleinere EInheiten (1-6 WE)  und nicht mittels excel, sondern mit den Software-Lösungen für Energieberater.  EEE machen in der Regel auch keine Fachplanung bis ins letzte Detail, sondern würden sich -wenn es Zweifel/Überforderung gibt, an einen TGA-Ingenieur wie Dich wenden.  Ich denke, wenn wir uns - wie in Germany so üblich - bis in kleinste, rechnerische Detail verlieren, wird`s teuer und bürokratisch. Das Ziel ist die bundesweite Wärmewende und nicht die Frage um das letzte Grad an Vorlauftemperatur. Bitte nicht falsch verstehen: VL-RL-Temperaturen sind die entscheidenden Größen :) ! Aber in einer Sanierung, wenn ein Großteil der vorhandenen Leitungen unter Putz liegen, lässt es sich nun mal nur mit Näherungswerten rechnen.

Wie schon vorher erwähnt, betreiben EEE keine Wissenschaft, sondern - möglichst kostengünstig und schnelle - anwendbare Praxisarbeit.  Mit ZV-Plan oder vergleichbaren Lösungen lassen sich die relevanten Werte für kleinere! Einheiten recht gut ermitteln.

Aber das Rechnen ist nun mal nicht  der einzige Aspekt der EEE-Tätigkeit - sondern eben auch die Praxis..

Auszug aus HWK Koblenz (also ILS, SGD)

In der Anlage zu § 2 Abs. 1 der Rechtsverordnung für die Fortbildungsprüfung zum/zur „Gebäudeenergieberater/-in (HWK)“ (FPO GebEnB) werden die einschlägigen Handwerksberufe aufgeführt: ▪ Dachdeckermeister/in ▪ Ofen- und Luftheizungsbauermeister/in ▪ Elektrotechnikermeister/in ▪ Parkettlegermeister/in ▪ Estrichlegermeister/in ▪ Raumausstattermeister/in ▪ Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister/in ▪ Rollladen- und Sonnenschutztechniker-meister/in ▪ Glasermeister/in ▪ Schornsteinfegermeister/in ▪ Installateur- und Heizungsbauermeister/in ▪ Steinmetz- und Steinbildhauermeister/in ▪ Kälteanlagenbauermeister/in ▪ Stuckateurmeister/in ▪ Klempnermeister/in ▪ Tischlermeister/in ▪ Maler- und Lackierermeister/in ▪ Wärme-, Kälte- und Schallschutzisoliermeister/in ▪ Maurer- und Betonbauermeister/in ▪ Metallbauermeister/in

Im Prinzip kann jeder, der irgendwie am Bau tätig ist mit 200UE a 45 min Berater werden ... Und das ist m.E. sinnfrei. Genauso wie TGA-Ing. + Master in Bauphysik im Gegenteil nichts wert ist.

Zu den Kursen: Basismodul alleine gibt es kaum. Und wenn meistens teurer als Basis + Vertiefung Wohnbau. Das ist schlecht für die, die eher Richtung NWG (wie ich) unterwegs sind. Basis verkürzt (für Ing. etc.) gibt es in Präsenz selten und auch dann recht teuer im Vergleich zur vollen Version bei der HWK. Online in Darmstadt: 2.700,00 € (inkl. 19 % MwSt.) bei einem Umfang von 120 UE
3.000,00 € (inkl. 19 % MwSt.) bei einem Umfang von 200 UE. Der Unterschied ist schon ein Witz. Genauso wie 3000 Euro für alles online. Zum Vergleich: Der Master in Weimar kostet 10000 Euro. 4 Semester a 8 Präsenztagen/Semester. In den meisten Fächern Schulungen in Software etc.. 

 

Die Diskussion driftet zwar in eine andere Richtung als im Titel eingeschlagen, aber zu der Diskussion gebe ich gerne meine Teil dazu bei:

direkt nach Dipl.-Bauingenieur Studium hab ich in Präsenz Energieberatung für Wohngebäude, anschließend Nichtwohngebäude drangehängt; ist nun gut 14 Jahre her.  Anfänglich mit viel Tatendrang und Motivation zum "Verbessern der Welt", im Laufe der Zeit aber durch die Vorgaben durch Fördergeber und Gesetzesgeber, vor allem den zeitlichen und finanziellen Aufwand der "2-jährlichen Anerkennung der Berufsausübung", immer mehr Frust und Demotivation.

Die Energieberatung selbst und die Ausstellung des gelben Zettels ist ja das eine, aber in meinem Kundenfeld braucht und will das keiner (alleine), es geht fast nur um Fördergelder. Und diese Randbedingungen, vor allem die Eintragung und Erhalten des EEE, ärgern mich zu tiefst.  Der Engagierte bildet sich selbstständig regelmäßig weiter, vor allem bei Themen, die Interessieren und von Bedeutung (beim Berufsausüben) sind. Dies macht man aber freiwillig, weil dies auch die Qualität der Arbeit Wiederspiegelt. Aber die Verpflichtung, X Stunden Schulung alle Jahre gegenüber dem Fördergeber nachweisen ...  X Stunden entgangenen Arbeitszeit und dazu gehörige hohe Kosten ... unverständlich. 

Wenn ich im Büroalltag Fördergelder bei Landesregierungen, obere oder untere Baubehörden beantrage, fragt keiner nach meinem Fortbildungsstand: die Qualität des Antrags und Planung gibt Aufschluss genug, ob der Planer Ahnung hat oder nicht.

Und genau so stell bzw. stellte ich mir das bei energetischen Förderungen auch vor: die Qualität von Förderanträgen und dahinter liegenden Planungen/Sanierungsfahrplänen soll die Spreu vom Weizen trennen, und nicht die Zeit und Finanzierungskraft von Beratern (ich sage bewusst nicht "Planern").  Die schwarzen Schafe der Energieberatung können auch anders gefunden werden.

Es spielt keine Rolle, ob man die selbe Fortbildung über das gleiche Thema immer und immer wieder buche und anhöre, und auch blos körperlich anwesend ist,  man bekommt die Bestätigung, dass man "up-to-date vom Fach" ist .

Da eine Fortbildung über Lesen von Fachlektüre und Diskutieren mit Kollegen nicht anerkannt ist, werde ich mich vom Fördergeschehen verabschieden und lediglich die (bauphysikalische) Beratung während der Planungs- und Bauphase machen.

 

 

Selbstverständlich ist man nach einer Fortbildung kein erfahrener Fachmann - genau so wenig, wie nach einem Studium oder einer Ausbildung. Die Aussage, dass hier aber nur dumme Plattenleger nach teuren Fortbildungen Unsinn abliefern, empfinde ich als langjähriger Energieberater als Frechheit. Vor fast 20 Jahren war ich auch frisch fortgebildet (nicht unter den Grünen, denen alles, was unzufrieden macht, vorgeworfen wird, sondern unter der CDU) und unerfahren. Wie in (fast) allen Bereichen sammelt man auch hier die Kompetenz durch Erfahrung. Übrigens mache ich bis heute keine Rohrnetzberechnung, sondern lasse sie vom TGA-Ingenieur oder Heizungsfachmann durchführen. Ich denke nicht, dass es einen guten EEE ausmacht, ob er das selber berechnet.

Niemand, der frisch fertig studiert hat, würde sich Experte nennen ...

Und Zusammenarbeit mit Handwerkern, die das Handwerk verstehen, ist die logische Konsequenz. Dummerweise ist das dann aber auch Abhängigkeit. Und das soll ja verboten sein. 

Zitat:

"Hier wurde ein Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren gezeigt, bei dem der Sanierungsaufwand bei etwa 190.000,- EUR lag, aber die prognostizierte Energieeinsparung lediglich 400,- EUR betrug. Es wurde behauptet, dass es also mehrere hundert Jahre dauern würde, bis sich die Investition amortisiert."

Wo ist das Problem? Es ist durchaus möglich, dass sich eine Sanierung einfach nicht lohnt. Wenn sich das eben nicht amortisiert, dann ist das eben so.

Wenn man die Sanierungskosten NUR auf die eingesparten Heizkosten bezieht dann 'lohnen' sich die Massnahmen meisten nicht. Dann kann man durchaus auf Amortisierungszeiten von 100 Jahren oder mehr kommen. Streng nach dem Motto...glaube keiner Statistik welche dui nicht selbst gefälscht hast  :) 

Aber genau das wird getan in den Medien Berichten. Es werden wie so oft Apfel mit Bananen verglichen zum Schaden der unbeteiligten 

Thema Aus- und Weiterbildung ist ne andere Sache. Könnte man lange und ausführlich darüber diskutieren................ 

 

 

Hallo zusammen,

ich kann alles, was ihr hier schreibt gut nachvollziehen und es ist eien der Baustellen meines Lebens, in der ich versuche das zu verbessern:

  • wir versuchen als GIH eine Grundausbildung durchzuführen, die genau das verhindert und auch nicht mit 200 UEs auskommt und min 50% Präsenz hat, weil wir nachdem wir vorhandene Konzepte und 15 Jahre HWKL-Kurserfahrung mit einfließen lassen haben, gemerkt haben, dass wir sonst keine Berater ausbilden, die sowohl den Formalienkrieg bestehen als auch noch gute Energieberater sind; einige HWK Kurse sind m.E. auch recht gut; hängt aber immer an den verantwortlichen Dozenten und Bildungsstättenleiter
  • ein Problem ist m.E. dass die Berater in Ausbildung und später Beruf immer mehr mit Formalien und Komplexität der Nachweise beschäftigt sind, als das eigentliche Gewerk "Beratung" richtig gelernt zu haben
  • wenn ich meine Historie als Energieberater und die vieler alter Hasen Revue passieren lasse, waren die ersten 20 BAFA-Vor-Ortberatungen nicht nur für den Kunden, sondern auch für einen selbst. Damals musste man noch Einzelmaßnahmen untersuchen und die Förderung war nur ein Aspekt neben einer echten Einsparung. Damals gab es noch keinen ISFP, keinen Formzwang, keine vorgesetzten Randbedingungen, mit Standort Potsdam und Warmwasserbedarf aus der Norm. Wir haben uns damals selbst einen Sanierungsplan überlegt und die Fragestellung des Kunden stand im Mittelpunkt.  Das Feedback war damals super, ich musste nie Wein kaufen und das Abschlussgespräch ging oft in die Verlängerung eines gemütlichen Abends im persönlichen Austausch über. Diese Erfahrungskurve fehlt natürlich heutigen neuen Beratern komplett.
  • im GIH-Kurs machen wir deshalb bis min 1/3 Kurs Handberechnung, damit man noch lernt, was der PC nachher rechnet und wir haben auch pädagogische Teile drin, wie ein Beratungsgespräch z.B. zu führen ist
  • wenn es nach mir ginge, müssten frische Energieberater erste einmal 20 freie Beratungen machen, bevor man die auf Menschheit und das ISFP Korsett loslässt, damit die wissen, was sie tun 
  • das Problem wird sich in Zukunft weiter verschärfen, da die Systeme weiter komplexer werden (QNG Zertifizierung) und der Energieberater 2.0 immer mehr mit 3D-Eingabe von der Berechnung und damit Programmierer der Energieberatersoftware abhängig sein wird und dann bei 3.0 wahrscheinlich nur noch sein Drohnenaufmass in Hotti-Super-Totti einlesen wird und ein paar Parameter ändert, die die KI für ihn nicht sowieso nach den (von wem?) programmierten oder gewünschten Konstanten das weitestgehend fertig macht und man noch ein paar Schieber hin und her regelt, bis der Effizienzhausbutton auf Grün springt (mit auch Maßnahmen, die für die Energiewende durchaus fraglich sein können)
  • wer von euch kontrolliert noch die PC-Ergebnisse oder gar die real eingesparte Werte nach Fertigstellung der Sanierung?

Weshalb ich das schreibe? Wir haben extrem viele Baustellen, die wir in unserem Bereich Energieberatung angehen müssen, wenn wir Effizienz der Energiewende hinbekommen wollen (und alles andere kann man sich nicht leisten) 

Dafür brauchen wir auch eine gute Ausbildung und dafür brauchen wir DICH, die/der das gerade liest. Ja jeder kann mitmachen, wir suchen Unterstützer in der Weiterentwicklung unserer Kurse, Dozenten und Kursleiter, Pädagogen, Grafiker und Leute, die im Moodle schöne Lernspiele programmieren können.

Bei Interesse bei uns melden: pescht@gih.de

Mit s☼nnigem Gruß

Arne Kruft

Hallo Arne

speziell Punkt 5 hat meine volle  Zustimmung....

Jeder Handwerk arbeitet nach der Gesellenprüfung erstmal unter der Aufsicht seines Meisters.

Energieberater werden jedoch einen Tag nach der Prüfung bzw. Zulassung ohne  Aufsicht auf die Kunden losgelassen.

Dazu kommen diese ständigen Änderungen der Förderbedingungen. 

Man sieht ja bei den vielen Diskussionen und Stammtischen, dass es bei 90 % um administrative Frage geht und nur am Rande über die eigentlich wichtigen technischen Dinge. 

 

Habe mir den ARD-Bericht angesehen. In dem dort kurz gezeigten Sanierungsfahrplan waren Sowiesokosten aufgeführt, die in den diskutierten Amortisationszeiten dann aber nicht berücksichtigt wurden. Wenn die berücksichtigt würden, kämen nicht so lange Amortisationszeiten heraus.

Nur auf Amortisation zu schauen, ist nicht die reine Wahrheit. Eine energetische Modernisierung erhöht auch deutlich den Komfort eines Gebäudes (keine kalten Wände mehr, weniger Undichtigkeiten an Fenstern...) und den Wert der Immobilie. Das kann man mit Amortisation nicht abbilden. Für ein neuen Sofa rechnet man ja auch keine Amortisationszeit aus.

Der Wert des Hauses erhöht sich in erster Linie aber auch nur um die abgezinsten eingesparten Energiekosten. Und 400 Euro/Jahr sind dann vielleicht 20000 Euro.

Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub bin ich etwas verwundert über den Verlauf des Chats, der sich mit dem Sanierungsfahrplanbericht der ARD beschäftigte. Ich teile die Meinung, dass ein frisch qualifizierter Energieberater nicht unbedingt in die freie Wirtschaft gehören sollte. Dies wird in den Forum-Anfragen deutlich. Möglicherweise wäre eine Ausbildung oder ein Praktikum bei erfahrenen Energieberatern hier von Vorteil. Für mich stellt eine unzureichende Beratung dar, wenn im ersten Vor-Ort-Gespräch keine gründliche Bestandsaufnahme erfolgt und nicht auf die Sanierungswünsche des Kunden eingegangen wird. Es bringt wenig, gegen den Kunden zu arbeiten, indem man Schritte durchführt, die man persönlich für sinnvoller hält, anstatt auf die Prioritäten des Kunden einzugehen.

Meine Vorgehensweise besteht darin, zunächst die Sanierungsschritte wie z.B. den Austausch der Fenster durchzuführen, sofern der U-Wert der Wände dies zulässt. Dann folgt die Heizung als zweiter Schritt und die Lüftungsanlage als dritter Maßnahme. 
(Kundenwusch für die Finanzierung war 100 EH) Meist erreiche ich mit der letzten Sanierungsmaßnahme alle Rest- Dämmarbeiten Standard EH 85 EE (ohne Berücksichtigung von Wärmebrücken).

Nun zurück zum eigentlichen Thema: In den letzten Antworten wurde der ARD-Sanierungsfahrplan genauer untersucht. Habt ihr schon einmal die „SOWIESO“-Kosten betrachtet und bedacht, dass das Haus in seinem derzeitigen Zustand bereits an Wert verloren hat? Dann geht es nicht nur um die Amortisationszeit, sondern darum, wo der Besitzer in Zukunft wohnen möchte. Denn ohne Sanierung oder „SOWIESO“-Investition wird das Haus an Wert verlieren und beim Verkauf nur noch einen geringen Wert haben.

Mein Anliegen als Energieberater mit diesem Meinungsaustausch ist es, dass wir uns gegen diese Art von unqualifizierter Berichterstattung zur Wehr setzen sollten. Es ist wichtig, dass wir unser Fachwissen und unsere Erfahrung einbringen, um die Bedeutung einer qualifizierten Energieberatung zu betonen.

Vielleicht noch mal zurück zur Qualifikation bzw., Anerkennung für die Qualifikationspunkte der Energieberater hier sollte eine Online – Datei entstehen, die genau aufzeigt, welche Punkte ich als Energieberater noch benötige, wo ich diese machen kann und nicht immer in Nirwana suche.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Münsterland
Andreas 

Die Betrachtungen Sowiesokosten, Wertsteigerung des Hauses und Amortisation sind eher m.E. schwammig und daher fraglich. Das dient nur zur Rechtfertigung einer Sanierung. Man sagt den Hausbesitzern, guckt mal, wie toll das wird. Aber es kostet ordentlich Geld.

Viele Hausbesitzer, die ich berate, sind in meinem Alter, so Ende 60. Die grinzen bei all den Begriffen nur breit, weil Zeiträume von 10-30 Jahren Amortisationszeit - das ist nicht das, was überzeugt, echt nicht :-). Ich versuche zu sagen, lasst doch die Erben mit finanzieren - ich höre nur: die haben kein Geld, oder die verkaufen später eh, wenn ich tot bin oder im Heim.

Sowiesokosten: was wäre denn echt + real sowieso fällig an Bauteilen oder Technik? Ein Isolierglas-Fenster von 1980 muss nicht ausgetauscht werden, wenn es dicht schliesst. Ist die Heizung ein Niedertemperatursystem oder Brennwert und funktioniert wie vorgesehen, muss sie nicht ausgetauscht werden. Ist der Putz in Ordnung, kann ich kein WDVS begründen, ähnlich ist es bei Verblender. Nur weil etwas nicht mehr schön ist wie am ersten Tag oder weil es bessere Technik gibt, sehe ich noch keine Soweisokosten. 

Nur wenn Dinge wirklich marode oder kaputt sind gibt es doch Handlungsbedarf und dann kann man Sowiesokosten ermitteln.  Wie seht Ihr das, wo ist Eure Grenze zu Sowiesokosten?

Wertsteigerung:  die kann es geben, wenn das Haus in einer guten Lage ist, sonst wird es schwieriger. Das Haus im Industriegebiet oder nahe der Autobahn oder Einflugschneisse kann noch so energetisch saniert sein, der Wert steigt nicht. Manchmal genügt eine problematische Nachbarschaft und man kriegt ein gutes Haus schwer los.

Amortisation:  das ist m.E. die schwammigste + schwierigste Angabe überhaupt. Ich habe leider keine Banklehre gemacht und weiss nicht, wie sich Zinsen und Kapital in 10-20-30 Jahren entwickeln werden. Auch habe ich keine Zeit, mich damit zu beschäftigen, so kann ich hier nur kurz recherchieren, da das einfach ein Feld ist, mit dem ich als Eergieberaterin nicht gut kann. Auch unsere Fortbilder waren da sehr sprachfaul, es waren hervorragende Ingenieure und Techniker, ich merkte schon in der Weiterbildung 2007, dass da eine gewisse Schmallippigkeit herrschte bei den Kollegen/ Kolleginnen.

Wie geht Ihr damit um? Wurdet Ihr auch in diesem Fachbereich profund ausgebildet?

Ich gehe davon aus, dass ich für all diese Aussagen ordentlich was auf den Deckel kriegen werde von Euch. 

Nur zu! Bin gespannt.

 

Spannende Diskussion, die hier abläuft.
Der Ersteller  drückte sein Bedauern aus, dass eine Maßnahme unwirtschaftlich aussieht, weil keine Ohnehinkosten einbezogen werden. Darauf entbrennt hier eine Diskussion über die technische Qualifizierung von Energieberatern.
Wenn es aber das Ziel von Energieberatern sein soll, dass die Gebäudeeigentümer  fest daran glauben sollen, objektiv unwirtschaftliche Maßnahmen seien wirtschaftlich, ja dann wäre ein Theologiestudium vielleicht die beste Grundlage für den Job. Dann könnte der Berater auch gleich die Beichte abnehmen, wenn jemand nochmal eine neue Gasheizung installiert.
Oder wenn die Motivation zum Energiesparen im Vordergrund stehen soll: Wie wäre es mit einem Psychologiestudium?
Die Sache mit den Ohnehinkosten ist doch einfach ein Griff in die Trickkiste, wie der Verweis auf das ewige Leben, um die Schäfchen ruhig zu halten. Bei den Beratungsberichten, die ich gesehen habe, durchschauen die Hauseigentümer gar nicht, dass da Ohnehinmaßnahmen enthalten sind, die sie im Traum nicht vorhatten, umzusetzen. Zum Glück hat sie der Bericht ohnehin nicht interessiert, sie brauchte das nur für die Förderung von etwas, was sie auf jeden Fall umsetzen wollten.
Mein Ideal wäre eher der Energieberater, der über die technischen Möglichkeiten, die Umsetzbarkeit mit Chancen und Risiken objektiv und individuell berät.
Wenn ich mich jedoch hier im Forum umschaue, gibt es diese Beratungssituation gar nicht.  Fragen zu Technik und zu technischer Optimierung sind so gut wie gar nicht zu finden, fast alle Threads beschäftigen sich mit "darf ich ... ", "muss man ...", "Wie ist §xyz zu verstehen", "Wird das gefördert?" . Also doch am besten ein Jurastudium!

@ Stefan Owi: so sehe ichs auch. Aber Ausbildung: Jura + Psychologie + Banklehre + Immobilienwirtlehre (bei MfH).

Ich mus gestehen, dass ich auch viel Zeit verbringe mit Paragraphen, Gesetzen und Mindestanforderungen. Die Immobesitzer wollen ein gut saniertes Haus + etwas Kohle für die Umsetzung. 

Nun es wäre schön und sinnvoll wir würden uns öfters über Technik usw unterhalten und weniger über

'wie muss ich was schreiben im iSFP damit es die 5 %  bekommt' 

 

 

 

Ich denke, wir sollten die "emotionale" Schraube mal etwas locker drehen. Wenn wir das zu einem Glaubenskrieg machen, bleibt vieles auf der Strecke. Schrauben wir das Ganze doch einfach mal runter auf das, was zählt : der CO2-Ausstoss !  Allen Kunden, die meinen, dass wir nur ein "Renovierungs-Subventionierer" sind, ziehe ich den Zahn. Weder bin ich missionarisch tätig, noch wedele ich mit der Moral-Keule.  Ich habe aber durchaus eine Reihe von Kunden, die sich um die Zukunft Gedanken machen - angesichts der täglichlichen Meldungen kann man sich dem kaum entziehen - und die in die Zukunft Ihrer Kinder und Enkel investieren... Die Sinnhaftigkeit einer energetischen Ertüchtigung kann man - unter Vernachlässigung der Wirtschafltichkeit - kaum in Frage stellen. Und wenn es mit den Finanzen nicht klappt, wollen wir hoffen, dass dem Betroffenen der Staat unter die Arme greift. Ich wäre eh dafür, die Förderung nicht nach dem FPD-Gießkannen-Prinzip zu verteilen, sondern diese von vornherein einkommensabhängig zu machen ( Siehe BAFÖG... da klappts auch ... also zumindest im Prinzip ;)  ... also meistens.... also manchmal  ;)  )

um zu antworten.