
DGNB
Die DGNB überarbeitet derzeit ihr Zertifizierungssystem für Gebäude im Betrieb. Bis Mitte Juni kann kommentiert werden.
Gemeinsam mit ihren internationalen Partnerorganisationen in Dänemark, Österreich, Spanien und der Schweiz überarbeitet die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) derzeit ihr Zertifizierungssystem für Gebäude im Betrieb.
In diesem Zuge stellt die Non-Profit-Organisation den aktuellen Stand der Weiterentwicklung zur Kommentierung bereit. Bis zum 13. Juni 2025 haben Interessierte die Möglichkeit, Feedback zu den angepassten Kriterien abzugeben und sich so an der Neufassung des Transformations- und Management-Instruments für nachhaltig betriebene Immobilien zu beteiligen.
„Auch ohne umfangreiche Sanierungsmaßnahmen lässt sich im Gebäudebestand bereits viel Positives bewirken, wenn in der Nutzung die wichtigsten Nachhaltigkeits- und Klimaschutzanforderungen systematisch umgesetzt und nachverfolgt werden“, sagt Johannes Kreißig, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Genau hier setzt das DGNB System in der Variante für Gebäude im Betrieb an, das sich mit mehr als 600 ausgezeichneten Projekten als wichtiger Baustein der Nachhaltigkeitszertifizierung in Deutschland und im europäischen Ausland etabliert hat.“
Die derzeit gültige Version des Zertifizierungssystems stammt noch aus dem Jahr 2020. Auch wenn es im Laufe der Zeit regelmäßig kleinere Anpassungen gab, sah sich die DGNB jetzt veranlasst, den Kriterienkatalog umfangreich zu evaluieren. Dabei geht es nicht allein darum zu überprüfen, wie wirksam die formulierten Anforderungen tatsächlich sind. Ein Schwerpunkt der Überarbeitung ist auch, das DGNB System mit regulatorischen Anforderungen* sowie Berichterstattungs- und Bewertungsinitiativen** zu harmonisieren. Die ESG-Verifikation zur EU-Taxonomie ist nach wie vor Teil der DGNB Zertifizierung.
Darüber hinaus wird die DGNB Zertifizierung in enger Kooperation mit den DGNB-Systempartnern in Dänemark, Österreich, Spanien und der Schweiz weiterentwickelt. Nach der Finalisierung des Kriterienkatalogs wird es eine gemeinsame, international anwendbare Version des DGNB Systems für Gebäude im Betrieb geben, was durch die Anwendung europaweit gültiger Normen möglich ist.
DGNB System: Hier muss nachgeschärft werden
Insgesamt bleibt die Grundstruktur des DGNB Systems für Gebäude im Betrieb nach der Überarbeitung weitgehend erhalten. Auch wird ein Großteil der Kriterien weiterhin nach dem Management-Ansatz PDCA (Plan-Do-Check-Act) funktionieren, womit rund um den Gebäudebetrieb ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess auf Basis realer Messdaten angestoßen werden soll.
Auf Ebene der Indikatoren, also den konkreten Anforderungen und zu erreichenden Benchmarks, aus denen sich die Bewertung pro Kriterium zusammensetzt, wird stark überarbeitet und nachgeschärft. Dies betrifft insbesondere das Kriterium „Risikomanagement und Werterhalt“. Beim Kriterium „Betriebskosten“ wird der Fokus auf der Finanzierung der geplanten Nachhaltigkeitsmaßnahmen liegen. Die Governance im Gebäudebetrieb wird als neuer Indikator im Kriterium „Beschaffung und Bewirtschaftung“ ergänzt, um das G in ESG stärker zu adressieren. Ein Thema, das bei der Neufassung des Zertifizierungssystems integriert wird, ist die Bewertung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen sowie dem Regenwassermanagement.
Darüber hinaus wurde auch die Punkteverteilung innerhalb der Kriterien überarbeitet. Dadurch liegt u. a. ein stärkerer Fokus darauf, die Gebäudeperformance zu bewerten. Auch das Thema Energieeffizienz bekommt neben der Betrachtung der Treibhausgasemissionen ein größeres Gewicht. Stärker als bisher werden künftig zudem der Bestand und die vorhandenen Gebäudequalitäten in die Bewertung einbezogen.
Kommentierung als Grundprinzip der DGNB
Den Stand der Überarbeitung des Kriterienkatalogs hat die DGNB ganz aktuell auf ihrer Website unter zum Download zur Verfügung gestellt. Bis zum 13. Juni 2025 gibt es die Möglichkeit, über ein Formular Feedback zu den geplanten Änderungen im Zertifizierungssystem zu geben. Dabei läuft die Kommentierung erstmals in der Geschichte der DGNB international ab. Neben der deutschen ist auch eine englischsprachige Fassung bereitgestellt.
Gefragt sind Anmerkungen zur methodischen Praxistauglichkeit der konkreten Indikatoren sowie der Erfüllbarkeit der darin formulierten Anforderungen. Auch allgemeine Hinweise zur Fokussierung der Themen sind willkommen. Auf Grundlage der eingegangenen Anmerkungen wird der Kriterienkatalog anschließend bis zum Herbst 2025 finalisiert.
„Als Non-Profit-Organisation und akkreditierte Zertifizierungsstelle ist die Durchführung einer solchen Kommentierung für uns selbstverständlich“, erklärt Kreißig. „Dabei erhoffen wir uns wertvolle Impulse mit Blick auf die Anwendbarkeit der neuen Version des Zertifizierungssystems. Hingegen werden wir Beiträge, die nur darauf abzielen, das Anspruchsniveau mit Blick auf Klimaschutz und andere Nachhaltigkeitsziele zu reduzieren, zwar zur Kenntnis nehmen, aber nicht weiterverfolgen.“
Quelle: DGNB / ml