Um was für eine Art von Arbeit es sich bei der Energieberatung handelt, davon konnte man beim Bafa-Energietag in Frankfurt am 4. Oktober einen Eindruck bekommen – nämlich Schwerstarbeit. Eingeladen hatte eine nicht ganz unbedeutende Förderinstitution, die nicht nur fördert, sondern auch fordert. Schließlich sind es Steuergelder, die sie ausgibt. Zum einen nutzten die Bafa-Vertreterinnen und -Vertreter die Gelegenheit, die bisherigen Erfolge herauszustellen. Zum anderen gab es eine Menge Tipps, wie Energieberatende den Mitarbeitenden des Bundesamts ihre Aufgabe leichter machen können, und was sie tun können, um die Abläufe zu beschleunigen oder wenigstens nicht unnötig zu verlangsamen.
Doch es war keine einseitige Kommunikation. Vor allem in den Workshops stellten die Teilnehmenden heikle Fragen und übten offen Kritik, so im Workshop 3 zur BEG EM. Und allein aus diesen vielen Kommentaren konnte man ersehen, was für eine komplexe Materie die Energieberatenden jeden Tag zu bewältigen haben. Da musste dann auch die eine Frage nicht verwundern, die die beiden Referenten schmunzeln ließ, und die sinngemäß etwa so lautete: Ob man nicht für die wirklich engagierten Effizienzexpert:innen eine Art Telefon-Joker einrichten könne, der, wenn es Spitz auf Knopf stehe, noch schnell das eine, entscheidende, verbindliche Stück Information liefern könne?
So launig die Frage rüberkam, sie hatte einen ernsten Hintergrund. Die Expertinnen und Experten sind dauergestresst vom bürokratischen Aufwand, von chaotischer Förderpolitik. Sicher, sie erhielten Wertschätzung. Melanie Pleuger etwa, Leiterin der Unterabteilung BEG, meinte: „Ohne Sie, liebe Energieberatende, geht gar nichts“.
Doch man spürte in den Wortmeldungen während der Veranstaltungen und in den Pausengesprächen den Frust, wie er sich übrigens auch in unserer Sommerumfrage gezeigt hat. Denn was nützen gerade den Selbstständigen die warmen Worte, wenn die potenzielle Kundschaft draußen durch eine anhaltend unruhige Förder- und Energiepolitik – und das erst recht seit dem Regierungswechsel – verunsichert ist und gar nicht erst anklopft? Oder bei den großen Förderservice-Anbietern landet, den Billiganbietern?
Redaktionskollege Markus Strehlitz widmet ihnen in dieser Ausgabe einen eigenen Beitrag. Mit diesen Unternehmen, gelegentlich iSFP-Fabriken genannt, kann jemand, der Aufwand treibt, der Vor-Ort-Beratung und Datenaufnahme mit Sorgfalt durchführt, sich spätabends mit Merkblättern, mit TPB, TMA und TPN herumschlägt, nur schwer konkurrieren. Er muss andere Preise aufrufen.
Gewisse Kräfte in unserer politischen Landschaft, die die Energie-, die Gebäude- und Wärmewende in den vergangenen Jahren bewusst ausgebremst haben, fordern fortwährend lautstark, dass Leistung und Arbeit sich wieder lohnen müssten. Zugleich nennen sie die kleinen und mittleren Unternehmen gerne einmal „Herzstück“ oder „Rückgrat“ unserer Wirtschaft. Nun – diese selbstberufenen Volkserzieher haben es in der Hand, können die Weichen stellen, sodass sich auch die Schwerstarbeit der Energieberatenden – gerade in den kleinen Büros – wieder lohnt, beziehungsweise endlich einmal.
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen
Ihr Alexander Borchert, GEB-Redakteur