Die Ergebnisse der aktuellen GEB-Sommerumfrage machen deutlich: Die Energieberater verzweifeln seit geraumer Zeit vor allem am Thema Förderung. Kritisiert werden fehlende Verlässlichkeit, unkalkulierbare Laufzeiten, komplizierte Antragstellung und damit verbunden eine überbordende Bürokratie. Zudem kam heraus, dass die Zahl der Kunden, die eine Energieberatung nachfragen, seit der Bundestagswahl deutlich gesunken ist – oder andersrum: nur sechs Prozent der Teilnehmer an der Sommerumfrage gaben an, dass sich die Zahl leicht erhöht hat.
Findet dann doch mal einer den Weg zum Energieberater, zeigt sich: Die brennenden Themen haben sich kaum verändert. Wärmedämmung und Fenster sind die Klassiker, geringfügig höher im Kurs stehen Heizungstausch und iSFP. Den Kunden scheint die Welt der Technologie offen genug.
Besonders alarmierend ist allerdings die Altersstruktur der Energieberater – das Gros ist inzwischen 50 bis 70 Jahre alt, der Anteil der bis 40-jährigen liegt bei unter 15 %. Man könnte auch sagen: Die erfahrenen Energieberater sterben aus. Das bedeutet: Die Energieberatung muss attraktiver für den Nachwuchs werden – wer hat schon Lust, den Großteil seines Jobs damit zu verbringen, komplexe Förderanträge auszufüllen, sich mit unklaren oder gar sich widersprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen herumzuschlagen oder sich in einem nicht geschützten Berufsbild gegen Billiganbieter behaupten zu müssen?
Es ist unschwer nachzuvollziehen, dass bei den vielen Effizienzexperten der Frust tief sitzt und die Enttäuschung nach nun mehr als 150 Tagen schwarz-roter Regierung entsprechend groß ist. Der offensichtliche Rollback ins fossile Zeitalter macht es schwer, einen ratsuchenden Kunden für die Investition in PV-Anlagen, Lüftung und Wärmepumpen zu begeistern. Da verwundert es nicht, dass Energieberater den Wunsch äußern, doch bitte stärker in politische Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden. Wer, wenn nicht der Kämpfer an der Front, weiß wo’s brennt?
Ach, die künstliche Intelligenz wird’s schon richten! Sie hat jedenfalls auf alles eine Antwort, so scheint es, und das macht Experten ohnehin bald überflüssig. Aber ist es nicht gerade umgekehrt? Wer, wenn nicht erfahrene Experten, können erkennen und bewerten, ob die KI nicht gerade wieder halluziniert? Dass die KI ein Werkzeug und kein Wundermittel ist, wird gerne und immer wieder verwechselt. Auch bei vielen Verlegern keimt die Hoffnung, man könne Personal – sprich Redaktionen – durch KI, wenn schon nicht ersetzen, so doch fürsorglich von Routinearbeiten „entlasten“. Was immer das heißen mag.
Ich kann Sie beruhigen – das Bild links zeigt keinen grinsenden Avatar, sondern (noch) eine echte Redakteurin aus Fleisch und Blut beim Heftschluss dieser Ausgabe. Die auch diesmal wieder viel Fachwissen für Energieberater enthält, sauber von der Fachredaktion aussortiert: das Gute ins Heftchen, das Schlechte ins Kröpfchen. Die KI hat dabei natürlich heimlich zugesehen und eifrig alles notiert – sorry: gespeichert! –, um beim nächsten User-Prompt ihr gestohlenes Wissen stolz, aber eben gänzlich unreflektiert wieder auszuspucken. Und das ist dann die gesalbte goldkalbige künstliche Intelligenz …
Viel Freude beim analogen Blättern wünscht Ihnen
Ihre Claudia Siegele