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Grüne Grundlast für die Industrie möglich

Die Transformation hin zu Klimaneutralität stellt die Industrie in Deutschland vor enorme Herausforderungen. Dabei spielt eine vollständig auf Erneuerbaren Energien basierende Stromversorgung eine zentrale Rolle. Bisher liegen jedoch kaum Konzepte vor, wie Industrieunternehmen wettbewerbsfähig rund um die Uhr mit klimaneutralem Strom versorgt werden können. Im Auftrag von 50Hertz haben daher die BTU Cottbus-Senftenberg und das Fraunhofer IEG eine Studie zur grünen Grundlast für die Industrie erstellt.

Stromkosten von unter zehn Cent

Ziel war es, ein Konzept für ein energieintensives Industrieunternehmen zu entwickeln, das eine 24/7-Echtzeitversorgung mit erneuerbarem Strom beinhaltet und das deutlich vor dem Jahr 2030 umgesetzt werden kann. Ein Ergebnis der Studie: Für die Bereitstellung von einem Megawatt grüner Grundlast werden 7,6 MW Erneuerbaren-Leistung benötigt wird. Dabei hat die Photovoltaik den größten Anteil. Das in der Studie entwickelte Konzept sieht den Einsatz verschiedener technologischer Komponenten vor. Neben Erneuerbaren-Anlagen und Netzanbindung sind das vor allem Kurzfristspeicher (zum Beispiel Li-Ion-Akku) und Langfristspeicher (zum Beispiel Elektrolyse, Wasserstoffspeicher und Anlagen zur Rückverstromung). Eine weitere Maßgabe war, dass die Kosten für die Stromversorgung idealerweise zehn Cent/kWh nicht überschreiten sollten. Die Analysen zeigen, dass der Preis für die Kilowattstunde Strom bei einer 90-prozentigen CO2-Neutralität gegenwärtig unter zehn Cent und bei vollständiger Klimaneutralität bei 13,5 Cent läge.

Erneuerbare Energien als Wachstumsmotor

Stefan Kapferer, CEO von 50Hertz: „Eine klimaneutrale und kostengünstige Stromversorgung ist schon heute ein entscheidender Standortfaktor für die Industrie.“ Und in Bezug auf den Nordosten Deutschlands ist er sich sicher: „Der weiter steigende Anteil Erneuerbarer Energien kann zu einem echten Wachstumsmotor für die Region werden.“

Prof. Dr. Mario Ragwitz vom Fraunhofer IEG und BTU Cottbus-Senftenberg skizziert ein optimistisches Szenario: „Mit steigendem Anteil an klimaneutraler Energie in dem betrachteten Portfolio zur grundlastfähigen Versorgung eines Industrieunternehmens nimmt der Bedarf an Langzeitspeichern erheblich zu. Damit steigt auch der Kostenanteil für diese Speicher. Bei einer vollständig klimaneutralen Stromversorgung machen die Speicher derzeit 45 Prozent der Gesamtkosten aus. Vor allem die letzten zwei Prozent an CO2-Neutralität verursachen deutliche Kostensteigerungen. Die gute Nachricht: Zehn Cent für Stromkosten sind bei einer CO2-neutralen 24/7-Stromversorgung möglich, wenn die Kosten für Langzeitspeicher weiter sinken, die Flexibilitätspotenziale bei der Stromnachfrage gehoben und weitere systemische Flex-Optionen berücksichtigt werden.“

Man habe für die Studie mit verschiedenen Unternehmen gesprochen, so Prof. Dr. Felix Müsgens von der BTU Cottbus-Senftenberg: „Der Tenor war dabei eindeutig: Es besteht ein hohes Interesse am Thema „grüne Grundlast“. Ein entscheidender Punkt für die Unternehmen ist dabei, dass man bei der Umsetzung eines solchen Projektes die geographischen Räume, aus denen der EE-Strom kommt, nicht zu eng zieht. Das erhöht die Flexibilität und auch Resilienz, etwa gegen Unwetter.“

Im nächsten Schritt soll geplant werden, wie das Konzept gemeinsam mit Industrieunternehmen in die Praxis umgesetzt werden kann. Gemäß 50Hertz sei man hierzu im Gespräch mit möglichen Partnern. Gleichermaßen werde die Wissenschaft die Erkenntnisse zum Nutzen industrieller Energieflexibliätspotenziale weiter vertiefen und in den Kontext der gesamten Strommarkt-Design-Debatte stellen, um Business Cases für industrielle Flexibilitäten näher zu beleuchten. Das Konzept zur grünen Grundlast wurde daher im Rahmen einer Sitzung des 50Hertz „Scientific Advisory & Project Board“ (SAPB) vorgestellt. Das SAPB wurde von 50Hertz ins Leben gerufen, um Herausforderungen und innovative Lösungsansätze einer treibhausgasneutralen Zukunft interdisziplinär zu diskutieren und in konkreten Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu bearbeiten. Ihm gehören unter anderem Prof. Veronika Grimm, Prof. Andreas Löschel sowie neu Prof. Lion Hirth an. Quelle: 50Hertz / ab