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WDVS – wichtiger Baustein für den Klimaschutz

Aufgrund der Anforderungen an den Wärmeschutz der Gebäudehülle, die mit dem GebäudeEnergieGesetz (GEG) weiter steigen, kommt heute nahezu kein Gebäude mehr ohne Wärmedämmung aus. Dabei bilden Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) die technisch sicherste Variante, einen umfänglichen Wärmeschutz sicherzustellen. Am häufigsten entscheiden sich Bauherren bei der Fassade für WDV-Systeme auf Polystyrol-Basis. Doch gerade diese standen in den vergangenen Jahren häufig in der öffentlichen Kritik. Die Debatte wurde dabei teilweise sehr emotional geführt. Kritisiert wurden unterschiedliche Aspekte: Insbesondere der Brandschutz veranlasste die Medien zu teilweise sehr emotionaler und nicht immer sachlicher Berichterstattung. Aber auch veralgte WDVS-Fassaden beziehungsweise die Folgen umweltschädlicher Biozide zur Algenabwehr wurden thematisiert. Einige Planer und Architekten vertreten außerdem vehement die These, dass mit WDVS keine adäquate Fassadengestaltung machbar ist, und lehnen WDV-Systeme als „nicht-authentische, unechte“ Bauweise ab. Und nicht zuletzt war auch die mangelnde Recyclierbarkeit von Verbundsystemen ein wichtiger Kritikpunkt. Doch stimmt das alles? Beziehungsweise hat die Kritik etwas verändert?

Kritik wurde aufgearbeitet

Die Hersteller haben sich jedenfalls der verschiedenen Punkte Schritt für Schritt angenommen. Nicht nur das Spektrum der verwendeten Dämmstoffe hat sich in den vergangenen Jahren signifikant erweitert. Inzwischen gibt es Antworten auf alle drängenden Fragen – vom Brandschutz bis zum Recycling. Doch nicht immer sind entsprechende Premium-Systeme von Bauherren gewünscht. Wo der eine auf natürliche Materialien und Algenschutz ohne Biozide setzt, legt der andere Wert auf Wirtschaftlichkeit. Wieder andere wünschen sich ein besonders dünnes, ein nicht-brennbares oder ein besonders robustes und langlebiges System. Angesichts eines steigenden Umweltbewusstseins ist es Bauherren auch zunehmend wichtig, dass das gewählte System nach seiner Verwendung wieder rückgebaut und dem Rohstoffkreislauf zugeführt werden kann.

Mittlerweile kann man pauschale Kritik an dieser Bauweise daher zurückweisen. WDVS müssen den Vergleich mit alternativen Dämmlösungen nicht scheuen. So punkten sie gegenüber vorgehängten Fassaden mit geringeren Kosten, einem schlankeren Gesamtaufbau und weniger Wärmebrücken. Dämmputze sind vergleichsweise günstig und bewahren die Kubatur als auch die Anmutung von baukulturell schützenswerten Gebäuden, bleiben jedoch bezüglich der U-Werte deutlich hinter WDV-Systemen zurück. Und hochwärmedämmendes Mauerwerk kann bestenfalls eine Lösung im Neubau sein. Die größten und für das Erreichen der Klimaziele unabdingbaren Energiesparpotenziale liegen jedoch im Bestand.

Gewusst was: Energieberater als Lotsen

Letztlich haben alle am Markt verfügbaren WDV-Systeme ihre Berechtigung, erfüllt doch jedes von ihnen verschiedene Anforderungen. Die Dämm-Möglichkeiten werden in der Regel nicht voll ausgeschöpft, wie ein Blick auf die Dämmstoffdicken zeigt. Die meistverkaufte Dämmstoffdicke liegt bei 160 mm, möglich wäre noch deutlich mehr. Mittelfristig sollte angesichts definierter Klimaziele kein Gebäude mehr unter Passivhaus-Niveau gedämmt werden.

Kaum ein Verbraucher würde sich heute beim Kauf eines Kühlschrankes der Energieklasse B ein besonders umweltbewusstes Verhalten zuschreiben. Beim Bauen geben sich jedoch noch zu viele Bauherren mit Gebäuden nach EnEV-Standard zufrieden – auf lange Sicht weder gesellschaftlich noch individuell eine zukunftsweisende Investition.

Gerade bei Gebäudesanierungen nehmen Energieberater eine entscheidende Rolle ein. Sie lotsen ihre Bauherren durch den Dschungel der Fördergelder und erarbeiten gemeinsam mit ihnen einen Sanierungsfahrplan. Denn die Gesamtkosten einer energetischen Sanierung lassen sich durch Zeitpunkt und Reihenfolge der Arbeiten deutlich beeinflussen. Wird eine Fassade für eine Renovierung eingerüstet, fallen die Zusatzkosten für eine Dämmung mit WDVS weniger ins Gewicht. Binnen einiger Jahre haben sie sich durch die eingesparten Energiekosten amortisiert. In jedem Fall empfiehlt es sich, die Fassade vor der Heizungsanlage modernisieren zu lassen. Andernfalls investieren Bauherren in überdimensionierte Heizungsanlagen mit entsprechend hohem Verbrauch. Und schließlich sollen Energieberater ihre Bauherren über verschiedene Systemaufbauten informieren und das WDV-System optimal auf die individuellen Bedürfnisse abstimmen.

Der Klassiker: EPS-Systeme

Eine besondere Rolle im immer knapperen Wohnungsmarkt spielen die Wohnungsbaugesellschaften: Sie stehen in der Verantwortung, bezahlbaren Wohnraum anbieten zu können, stehen zugleich aber ebenfalls in der Pflicht, bei Sanierungen die politisch vorgegebenen Klimaziele im Auge zu behalten. Die Krux dabei: Sie müssen auch kostenbewusst sanieren. Hier spielen WDVS auf der Basis von Polystyrol-Hartschaumplatten (EPS) ihre Stärken aus. Sie ermöglichen eine besonders wirtschaftliche Gebäudedämmung und bieten – abhängig von der Dämmplatte – einen Wärmeleitwert von derzeit 0,040 bis 0,031 W/mK.

Zuletzt geriet der Klassiker unter den WDV-Systemen jedoch zunehmend in die Diskussion. Wenige Brandfälle genügten, um die Brennbarkeit von EPS kritisch zu hinterfragen. Hier bleiben die Systeme in der Tat hinter den mineralischen Varianten zurück. Damit ein EPS-System in die Baustoffklasse B1 (schwer entflammbar) eingestuft werden kann, sind – je nach Gebäudehöhe, Dämmstoffdicke und Gebäudenutzung – zusätzliche Maßnahmen zum Brandschutz erforderlich. So ist beispielsweise der Einbau von Brandriegeln aus Mineralwolle an Fassade und Sockelbereich Bestandteil der Zulassung und verpflichtend umzusetzen.

Weil der Dämmstoff EPS den größten Anteil an den WDV-Systemen hat, steht dieser Baustoff auch hinsichtlich des Recyclings im Fokus. Zwar haben die Hersteller für die Lösung des Problems einige vielversprechende Ansätze gefunden, jedoch ist die Trennung der Materialien nach wie vor nur mit großem Aufwand möglich, und auch die entwickelten Verfahren zum Recycling von Polystyrol sind aufwendig.

Höchster Brandschutz: Vollmineralische Systeme

Vollmineralische WDV-Systeme sind in der Baustoffklasse A eingruppiert und somit nicht brennbar. Sie sind daher die erste Wahl für Bauherren, die höchste Anforderungen an die Brandsicherheit stellen, sowie für Krankenhäuser und andere Gebäude mit besonders schutzbedürftigen Bewohnern wie Kitas, Schulen oder Pflegeheime. Vollmineralische Systeme eignen sich ohne weitere Brandschutzmaßnahmen bis zu einer Gebäudehöhe von 100 Metern. Zudem empfehlen sie sich für eine wohngesunde und nachhaltig-ökologische Bauweise. Alle Komponenten bestehen ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen und weisen hervorragende Diffusionseigenschaften aus. Mineralwolle-Dämmplatten, wie sie zum Beispiel in den Systemen weber.therm A 100 und weber.therm A 200 enthalten sind, verfügen über Wärmeleitwerte zwischen 0,040 und 0,035 W/mK. Mineralschaumplatten erreichen Wärmeleitwerte bis 0,045 W/mK. Nicht nur beim Verbrauch grauer Energie, auch beim Recycling punktet die Mineralwolle gegenüber dem weit verbreiteten EPS: Steinwolle lässt sich nach sortenreinem Rückbau in Recyclinganlagen zu neuem Steinwolledämmstoff verarbeiten.

In den vergangenen Jahren hat sich der WDVS-Markt drastisch verändert. Während Systeme auf EPS-Basis an Marktanteil verloren haben, hat sich der Anteil von Mineralwolle-Systemen deutlich erhöht. Veränderungen bei den Fördermöglichkeiten dürften 2020 noch einmal für Bewegung sorgen.

Nachwachsender Rohstoff: Holzweichfaser-Dämmung

Einen besonders nachhaltigen Ansatz verfolgen WDV-Systeme auf Basis von Holzweichfaser-Dämmplatten, wie beispielsweise weber.therm eco. Diese Lösungen bedienen bislang eher Nischenmärkte, doch das Segment nimmt stetig zu. Der nachwachsende Rohstoff eignet sich optimal für Holzbaukonstruktionen und kommt damit dem aktuell großen Interesse von Bauherren und Planern an dieser Bauweise entgegen. Mit einem Wärmeleitwert von rund 0,042 W/mK liegen Holzweichfaser-Dämmplatten zwischen Mineralwolle und Mineralschaum, gewährleisten jedoch nur einen Brandschutz der Baustoffklasse B2.

Hervorragende Dämmleistung: Resol-Hartschaum

Darüber hinaus haben sich in den vergangenen Jahren Hochleistungsschäume am Markt etabliert. Der Hersteller Saint-Gobain Weber bietet hier mit dem WDV-System weber.therm plus ultra beispielsweise einen Resol-Hartschaum an, dessen Wärmeleitwert von 0,021 W/mK die doppelte Dämmleistung herkömmlicher WDV-Systeme bewirkt.

Ihre Stärken spielen solche Hochleistungssysteme insbesondere im Neubau aus. Speziell bei Nachverdichtungen in Ballungsräumen ermöglicht der schlanke Aufbau eine optimale Raumausnutzung, erfüllen solche Systeme doch bereits mit moderaten Dämmstoffdicken ab 80 mm strenge Effizienzanforderungen.

Gerade in innerstädtischen Lagen von Großstädten ist der hoch verdichtete Wohnraum oft knapp und entsprechend teuer. Jeder Quadratmeter Wohnfläche, der durch eine schlanke Dämmschicht gewonnen wird, ist hier schnell mehrere tausend Euro wert. Ein Rechenbeispiel: Eine Ersparnis von 60 mm Dämmstoffdicke würde bei einem Gebäude mit Bruttogeschossfläche von 2000 Quadratmetern bereits einen Flächengewinn von zusätzlich rund 35 Quadratmetern hervorbringen.

Auch für spezielle Anforderungen in der Sanierung bieten schlanke Systeme eine Lösung, beispielsweise bei enger Grenzbebauung oder wenn nur ein geringer Dachüberstand gegeben ist, der nicht aufwändig angepasst werden soll. Bereits ab einer Dämmschichtdicke von 16 cm lässt sich ein Altbau in der Regel mit einem WDVS auf Resol-Hartschaum-Basis auf Passivhaus-Niveau bringen, wobei gleichzeitig die Gebäudecharakteristik bewahrt wird.

Resol-Hartschaum kann bis zur Hochhausgrenze von 22 m eingesetzt werden und bietet einen Brandschutz der Euroklasse B-s1 d0, also schwer entflammbar. Da im Falle eines Brandes kein brennendes Material abtropfen kann, ist der Einbau von zusätzlichen Brandriegeln aus Mineralwolle – anders als bei Polystyrol – nicht erforderlich.

Neu: Erstes rückbaubares WDVS

Neben hohem Brandschutz und effektivem Schutz gegen Algen- und Pilzbewuchs spielt auch die Umweltbilanz eine zunehmende Rolle bei der Frage, welches WDV-System das passende ist. Insbesondere die mangelnde Recyclierbarkeit von Wärmedämm-Verbundsystemen war bislang ein großer Kritikpunkt an dieser Bauweise. Auch hierfür hat Saint-Gobain Weber nun eine Lösung entwickelt: Das vollmineralische weber.therm circle ist das erste recyclierfähige WDV-System. Durch den Verzicht auf Klebemörtel und das Verwenden einer speziellen Mineralwollqualität sowie dank einer integrierten sogenannten Separationsschicht können die Komponenten des Systems (Dämmstoff, Dübel, Gewebe und mineralische Putzmörtel) nach Ablauf der Nutzungsdauer sortenrein getrennt und erneut dem Rohstoffkreislauf zugeführt werden.

Mit seinem soliden Aufbau ist das WDVS auf Qualität und Langlebigkeit ausgelegt, bezieht aber gleichzeitig von Anfang an Umbauten und Technologiesprünge mit ein. Zusätzlich zur Recyclierbarkeit bietet weber.therm circle alle Eigenschaften eines Premium-Systems. Dank der massiven Mineralwollqualität und der dicken Putzschicht gilt es als diffusionsoffen und punktet mit sehr gutem Wärme-, Brand- und Schallschutz. Das Oberflächenfinish mit mineralischen AquaBalance-Oberputzen schützt vor Veralgung, ohne die Umwelt mit Bioziden zu belasten und schränkt die Gestaltungsmöglichkeiten in keinster Weise ein.

Was leistet welches System?

Eine Übersicht mehrerer WDV-Systeme des Herstellers Saint-Gobain Weber kann online über den Link bit.ly/GEB2038 abgerufen werden. Die Tabelle stellt verschiedene Aufbauten gegenüber und vergleicht sie hinsichtlich Oberflächenvielfalt, Brand-, Schall- und Wärmeschutz, Anwendungsgebieten, Massivität und Diffusionsfähigkeit. 

Georg J. Kolbe

Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe studierte Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Bochum. Seit 1996 arbeitete er zunächst im Vertrieb bei Wülfrather Fertigbaustoffe, der heutigen Saint-Gobain Weber GmbH. 2002 wechselte Georg Kolbe ins Marketing und wurde Produktmanager für Wärmedämm-Verbundsysteme in Deutschland und Österreich. Seit 2009 leitet er den Bereich Produktmarketing Fassade und Wand. Er ist maßgeblich beteiligt an der Entwicklung und Markteinführung von effizienten Dämmsystemen.