Die Enerparc-PV-Anlage in Schkölen (37,4 MWp) ist die erste ihrer Art in Deutschland, die auf dem aFRR-Markt vermarktet wird.
Eine PV-Freiflächenanlahge im thüringischen Schkölen wurde erstmals für die Teilnahme an der Sekundärregelleistung (aFRR) – sowohl in positiver als auch negativer Richtung – präqualifiziert.
PV-Anlagen und Windrädern klebt ja das Vorurteil anheim, dass sie nur Energie liefern, wenn die Sonne scheint beziehungsweise ein gehöriges Lüftchen weht. In der Konsequenz gelten derartige regenerative Energieträger als unzuverlässige Energiequelle, die das Netz durch Unterdeckung oder Überlastung destabiliseren. Ohne Stromspeicher drohten daher Dunkelflauten respektive ein Energieüberschuss, weil die Netzeinspeisung nicht regelbar sei. Doch das ist Schnee von gestern, denn: Ein Leuchturmprojekt der Unternehmen Sunnic Lighthouse – einem Tochterunternehmen der Enerparc AG – und Entelios sowie des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz setzt fortan neue Maßstäbe in der Integration erneuerbarer Energien in Systemdienstleistungen. Im thüringischen Schkölen – zwischen Jena und Gera gelegen – ist seit dem 11. November 2025 die Enerparc-PV-Anlage mit 37,4 MWp Leistung für die Teilnahme an der Sekundärregelleistung (aFRR) – sowohl in positiver als auch negativer Richtung – präqualifiziert. Das heißt: Ähnlich wie gut regelbare Pumpspeicherkraftwerken oder Gasturbinen trägt diese PV-Anlage zur Netzstabilisierung bei, um ein ineffizientes Gegeneinanderregeln bei zu wenig oder zu viel vorhandenem Strom zwischen den Übertragungsnetzen zu vermeiden.
Einbindung von Photovoltaik in die Sekundärregelleistung
Das Projekt entstand aus einem gemeinsamen Verständnis für die wachsende Bedeutung eines stabilen Stromsystems – insbesondere vor dem Hintergrund des steigenden Anteils fluktuierender Erneuerbarer. Um den PV-Strom in die Sekundärregelleistung (aFRR) einzubinden, ergeben sich in der aFRR-Vermarktung zwei zentrale Einsatzszenarien:
• aFRR negativ (Abregelung bei Stromüberschuss): In Zeiten hoher PV-Erzeugung – etwa im Sommer – kann die Einspeisung kurzfristig reduziert werden. Das entlastet das Netz und reduziert den Bedarf, fossile Kraftwerke zur Bereitstellung von Regelenergie vorzuhalten.
• aFRR positiv (Zuspeisung bei Unterdeckung): Bei einem akuten Stromdefizit im Netz – auch in Zeiten negativer Strompreise – kann eine zuvor abgeregelte PV-Anlage innerhalb kürzester Zeit wieder einspeisen und so zur Netzstabilität beitragen. Diese schnelle Verfügbarkeit erneuerbarer Leistung macht PV-Anlagen zu einem wertvollen Baustein im Regelenergiemarkt.
Diese Flexibilität zeigt, wie PV-Anlagen nicht nur zur Dekarbonisierung, sondern auch zur Systemstabilität beitragen können – ein echter Mehrwert für das gesamte Stromsystem.
Technologische Voraussetzungen auf höchstem Niveau
Die Teilnahme an der Sekundärregelleistung stellt hohe Anforderungen an Prognosesysteme, Datenqualität und technische Prozesse. Das für die Präqualifikation entwickelte Gesamtkonzept adressiert sowohl die technischen Voraussetzungen als auch die regulatorischen Anforderungen. Vor Ort wurde eine kombinierte Lösung aus Messtechnik, Datenmanagement und einem KI-gestützten Prognosemodell implementiert.
Das Projekt erforderte intensive konzeptionelle Arbeit und eine enge Koordination mit dem Übertragungsnetzbetreiber. Das Ergebnis ist ein belastbares und übertragbares Modell, das künftig weiteren Anlagen aus dem Portfolio von Sunnic den Zugang zur Sekundärregelleistung ermöglichen kann, sobald sie präqualifiziert sind. Quelle: sunnic / si
„Die erfolgreiche Integration unserer PV-Anlage in den aFRR-Markt ist ein Paradigmenwechsel – nicht nur für Sunnic und unsere Branche, sondern auch für das gesamte Energiesystem. Gemeinsam mit Entelios konnten wir ein zukunftsweisendes Konzept umsetzen, das zeigt, dass auch volatile erneuerbare Erzeugungsanlagen wie Photovoltaik dazu in der Lage sind, unser Stromnetz bei Schwankungen mitzustabilisieren.“