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Software Energieberater

Marktübersicht EnEV-Software: Welche passt zu mir?

Energieberater haben es nicht leicht. Einerseits müssen sie auf die Gegebenheiten der einzelnen Objekte eingehen, auf bauphysikalische Zusammenhänge und Wechselwirkungen achten, neue Entwicklungen der Bau-, Dämm- und Anlagentechnik berücksichtigen und sich mit immer komplexeren, sich ständig ändernden Gesetzen, Normen und Richtlinien herumschlagen. Andererseits erwarten anspruchsvolle Bauherren und Eigentümer immer mehr Beratungsleistung für immer weniger Geld. Einen Ausweg aus dieser Zwickmühle bieten auch EnEV- oder Energieberatungs-Programme nicht. Aber sie können Gutachter, Architekten, Ingenieure und Handwerker bei ihrer Arbeit wirkungsvoll unterstützen und dazu beitragen, dass das Verhältnis aus Aufwand und Ertrag für den Energieberater günstiger ausfällt.

Was können EnEV-Programme?

Mit allen EnEV-Programmen können Nachweise und Energieausweise erstellt werden, allerdings sind nicht mit jedem Programm bedarfsorientierte Ausweise möglich. Nicht jede Software ist gleichzeitig für die energetische Gebäudeoptimierung oder Energieberatung geeignet, weil nicht mit jeder Sanierungsvorschläge erarbeitet oder Varianten mit Kosten und Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellt werden können. Viele Programme bieten einen Berichtseditor oder eine Schnittstelle zu Textverarbeitungs- oder Tabellenkalkulationsprogrammen.

Die in der Tabelle gezeigten Programme können alle für Berechnungen im Wohnbaubereich eingesetzt werden. Einige sind auch für Nichtwohngebäude nutzbar. Fast alle Energieberater Software beherrschen die Rechenverfahren für öffentlich-rechtliche Nachweise neuer Wohngebäude nach DIN V 4108-6 und DIN V 470110. Mehr als die Hälfte können außerdem nach DIN V 18599 rechnen, die für Nichtwohngebäude relevant ist, aber auch für Wohngebäude eingesetzt werden kann. Je nach verwendeter Norm können sich die Berechnungsergebnisse deutlich voneinander unterscheiden. Deshalb ist es von Vorteil, wenn der Anwender mit möglichst geringem (Neu-)Eingabeaufwand von einer Berechnungsart auf die andere umschalten kann, um das für den Kunden „bessere“ Ergebnis zu ermitteln.

Zur Erfassung von Gebäude- und Anlagendaten werden vor Ort aufgemessene oder aus dem Plan ermittelte Längen oder Flächen eingegeben. In vielen Programmen erleichtern Assistenten die Eingabe – etwa durch Formeln für die Flächen- und Volumenberechnung. Alternativ können einige Programme Gebäudegeometrien aus vorhandenen CAD-Daten importieren oder per Fotoaufmaß aus Fassadenfotos ermitteln. Einige Hersteller bieten einen optionalen 3D-Hüllflächeneditor an. Damit können ­komplexe Gebäudegeometrien leichter nach DIN V 18599 erfasst und zoniert werden. Eine wichtige Arbeitserleichterung sind systematisch strukturierte Kataloge mit Baustoff- und Bauteildaten. Damit z. B. inhomogene Holzständerkonstruktionen oder Dachaufbauten eingepflegt werden können, müssen die Kataloge indi­vi­duell erweiterbar sein. Für eine schnelle Erfassung der kompletten Anlagentechnik – jeweils für Heizung, Warmwasser und Lüftung nach DIN V 4701-10 – sollen Assistenten sorgen. Für Energieberater, die das neue EBS-Prüftool der KfW nutzen, ist zudem interessant, ob das Programm dieses Online-Tool unterstützt.

Anhand von Grafiken, die auch für Laien verständlich sind, können die Zusammenhänge anschaulich vermittelt und gemeinsam mit dem Kunden Lösungen erarbeitet werden. Ausweise, Berichte und Nachweise werden entweder als PDF-Datei für den E-Mail-Versand ausgegeben oder als Papierausdruck. Mithilfe von Berichtseditoren lassen sich komplette Beratungsberichte im eigenen Layout aus vorgegebenen und eigenen Textbausteinen, Formularen und Grafiken zusammenstellen – in ausführlicher Form zur Vorlage beim BAFA oder der KfW oder als kompakter Bericht zur Darstellung der wichtigsten Punkte für Bauherren, Investoren oder Mieter.

Bei den Kosten für die Energieberater Software gibt es große Unterschiede: Sie reichen von etwa 250 bis 3500 Euro, je nach Leistungsumfang. Hinzu kommen Schulungs-, Support- sowie Update-/Upgrade- respektive Wartungskosten, die beim Blick auf die Kosten nicht vergessen werden sollten. Viele Angebote sind modular aufgebaut. Das ermöglicht einen individuellen Zuschnitt, kann aber die Kosten gegenüber einer Komplettlösung in die Höhe treiben. Auch kostenlose Software, meist von Baustoff-Herstellern, kann im Internet herunter geladen werden.

Was „sagt“ die Tabelle … und was nicht?

Für die Marktübersicht wurden die Anbieter der Programme nach Eigenschaften ihrer Energieberatungs-Software gefragt. Nach mehr als zehn Jahren Marktverfügbarkeit unterscheiden sich viele Produkte weniger im Funktionsumfang, als durch den Bedienungskomfort, die Benutzeroberfläche und Bedienungsabläufe. Daraus resultierende Vor- und Nachteile treten erst beim praktischen Arbeiten mit der Energieberater Software zutage – also erst nach dem Kauf, wenn die Entscheidung bereits gefallen ist. Diese „weichen“ Programmkriterien lassen sich jedoch nur schwer im Rahmen eines tabellarischen Produktvergleichs abfragen. Deshalb sollte man nicht nur darauf achten, ob die Software alle Funktionsanforderungen erfüllt, sondern auch, wie sich die Arbeit mit der Software „anfühlt“, zum Beispiel wie einfach und intuitiv oder kompliziert und umständlich sind die Arbeitsabläufe? Wie gut ist die Software auf die Bedürfnisse von Energieberatern zugeschnitten? Das lässt sich nur mit einer Testversion und am konkreten Projekt überprüfen.

Steht eine Kaufentscheidung an, ist es deshalb ratsam, zum Beispiel mithilfe der vergleichenden Tabelle zwei bis drei Produkte auszuwählen und diese nach einem Download der entsprechenden Testversionen einem praktischen Test zu unterziehen. Dann sollte es nicht mehr schwer fallen, aus dem großen Softwareangebot „die Richtige“ für sich zu finden. Zu den wichtigen Auswahlkriterien zählt bereits der Anbieter, an den man sich mit dem Softwarekauf im Hinblick auf Support, Software-Updates/Upgrades etc. bindet. Deshalb sollte man auch ihn genauer unter die Lupe nehmen: Seit wann gibt es ihn? Wie viele Anwender setzen die Software ein? Wie gut ist sein Support? Elementar ist die Frage, für welche Gebäudearten (Wohnbau, Nichtwohnbau) und für welche Einsatzbereiche die Software geeignet ist und wofür sie eingesetzt werden soll: für das Ausstellen von Energieausweisen, für die Beratung, die energetische Opti­mie­rung bzw. Planung von Gebäuden, für bauphysikalische Untersuchungen etc.

Im Hinblick auf Normen und Standards gibt die Tabelle einen Überblick über die von der Software aktuell berücksichtigten Regelwerke. Da zur EnEV 2014 derzeit weder der exakte Umfang noch ein Zeitpunkt des Inkrafttretens feststeht, wurde dieser Punkt in der Tabelle nicht berücksichtigt.

Zu den Ergebnissen der Berechnung zählen U-Werte, der Tauwasseranfall oder eine CO2-Bilanz. Teilweise werden auch monatliche PV-Erträge nach EnEV § 5 berücksichtigt. Für die Beratung unabdingbar sind Sanierungsvorschläge, die Berücksichtigung von Varianten und deren Kosten sowie eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Zum Ausgabe-Standard zählen EnEV- und EEWärmeG-Nachweise, Energieausweise, wahlweise bedarfs- oder verbrauchsorientiert, teilweise auch Nachweise des sommerlichen Wärmeschutzes. Während die Ausgabeformate TXT, RTF, DOC und XLS der Übergabe an Textverarbeitungs- bzw. Tabellenkalkulationsprogramme und deren Weiterbearbeitung dienen, ermöglichen das XML- und das PDF-Format die Online- bzw. Bildschirm-Präsentation von Energieausweisen und Beratungsberichten.

Da sich die zugrunde liegenden Gesetze, Normen und Richtlinien kontinuierlich weiterentwickeln, sollte man darauf achten, dass die Software regelmäßig (viertel-, halbjährlich oder jährlich) durch Updates aktualisiert wird. Während Downloads vom Anwender selbst angestoßen werden müssen, ermöglichen Live-Updates eine automatisierte Software-Aktualisierung per Internet aus der Anwendung heraus. Hilfestellung (Support) per Telefon, Fax oder E-Mail bieten nahezu alle Hersteller, wobei nur wenige zusätzlich eine Plattform für häufige Anwenderfragen (FAQ) oder ein Forum für den Online-Austausch unter den Anwendern zur Verfügung stellen. Die Online-Fernwartung per Desktop-Sharing ist dagegen mittlerweile Standard. In der Übersicht sind auch „Besonderheiten“ aufgelistet, die die Anbieter für das jeweilige Programm angegeben haben.

Fazit: Eine perfekte Energieberatung-Software gibt es nicht

Trotz großen Funktionsumfangs gibt es keine für jeden Einsatzzweck perfekte Software. Jedes Programm hat seine besonderen Stärken und Vorteile in dem einen oder anderen Bereich. Vor der Programmauswahl sollte man sich deshalb zunächst darüber klar werden, wofür das Programm konkret eingesetzt werden soll: Energieberatung nur für Wohngebäude oder auch für Nichtwohngebäude, energetische Gebäudeoptimierung, Planung, bauphysikalische Analysen etc. Unter Berücksichtigung des individuellen Anforderungsprofils lassen sich dann die Programmanforderungen definieren.

Marian Behaneck

Info

Weitere Infos (Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

http://www.18599siegel.de 18599 Gütegemeinschaft e.V.

http://www.bafa.de Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

http://www.dena.de Deutsche Energie-Agentur

https://www.kfw.de/kfw.de.html KfW-Förderbank