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Gebäudesanierung

Merkblatt: Graue Energie bei energetischer Sanierung

Ein energetisch unsanierter Altbau in Kombination mit einer fossilen Heizung hat einen großen CO2-Fußabdruck. Doch sparen Dämmmaterialien, Wärmeschutzfenster und neue Heizungen mehr Energie und Treibhausgase ein, als zu ihrer Herstellung erforderlich ist?

Die Antwort ist eindeutig und lautet: Ja. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Energie, die in diesen Baumaterialien steckt, durch den geringeren Energieverbrauch im sanierten Haus bereits nach wenigen Monaten bis maximal zwei Jahren wieder ausgeglichen ist. Ab diesem Moment wird effektiv Energie eingespart – und zwar meist für Jahrzehnte.

Die graue Energie in Gebäuden ist die Energiemenge, die für Herstellung, Transport und Entsorgung der Baustoffe sowie für die Errichtung des Gebäudes anfällt. Daneben gibt es den laufenden Energieverbrauch für Heizung, Warmwasser und Haushaltsgeräte.

Frank Hettler von Zukunft Altbau: „Bei unsanierten oder teilweise sanierten Wohngebäuden ist der Anteil des laufenden Energieverbrauchs deutlich größer als die graue Energie, die in den Baustoffen steckt. Wird saniert, entsteht durch die verwendeten Materialien zwar ein Energieaufwand, also graue Energie. Die Abnahme beim Energieverbrauch im Betrieb ist aber immer erheblich größer – auch bei sehr hohen Dämmstoffstärken.“

Ökobilanz von Sanierungen ist gut

Die Dämmung spielt bei der Frage, wie viel Energie eingespart werden kann, eine Hauptrolle. Auch ihre Klimabilanz ist über die Lebensdauer betrachtet gut: Dämmstoffe für Fassade, Kellerdecke und Dach vermeiden ein Mehrfaches an Energie und Treibhausgasemissionen, als ihre Herstellung erfordert. Das haben verschiedene Untersuchungen in den vergangenen Jahren gezeigt.

Dies gilt auch für konventionelle Dämmstoffe, so eine im vergangenen Jahr erschienene Studie (siehe: Welche Dämmung ist ökologisch(er)?) des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu). „Im Schnitt vergeht nur gut ein Jahr, bis sich die konventionelle Dämmung eines sanierten Altbaus energetisch amortisiert hat. Das haben wir anhand eines auf KfW-Effizienzhaus-Standard 55 sanierten Beispielhauses ermittelt“, sagt Florian Knappe vom ifeu. Danach ist die Dämmung meist noch 40 Jahre oder mehr intakt und spart weiter Heizenergie ein.

Das Merkblatt Graue Energie von Zukunft Altbau zeigt, dass sich deutlich ambitioniertere Dämmstandards, als der Gesetzgeber fordert, auch für das Klima lohnen.

Was ist besser: Sanieren oder abreißen und neu bauen?

Bei der Abwägung, ob ein altes Haus saniert und weiter genutzt oder abgerissen und neu gebaut werden sollte, ist es hingegen wichtig, auf die graue Energie zu achten, die im Rohbau des Hauses steckt. Mit Blick auf die Energiebilanz ist oftmals die Sanierung die bessere Lösung:

Zur Erstellung eines bezugsfähigen Neubaus wird deutlich mehr graue Energie benötigt wie bei einer Sanierung – vor allem bei Massivbauweise mit Keller. Insgesamt ist die Energiebilanz gut sanierter Gebäude im Vergleich zu Neubauten deshalb meist besser – vor allem, wenn die Neubauten keinen deutlich über das gesetzliche Niveau hinausgehenden Energiestandard aufweisen und mit viel Zement und Stahl errichtet werden.

Grundsätzlich gilt: Je energieintensiver ein Baustoff bei seiner Herstellung erhitzt, gebrannt oder aufbereitet werden muss, desto höher ist die darin enthaltene graue Energie.

Die Verwendung von nachwachsenden Baumaterialien, wie Holz, eine Dämmung aus Zellulose oder Recyclingstoffen, reduziert den Anteil grauer Energie.

Ein nicht-unterkellerter Passivhaus-Neubau aus Holz wird deshalb am Ende klimafreundlicher sein als ein energetisch nur mäßig saniertes Haus. Auch lange Transportwege vor allem von schweren Baustoffen können die Ökobilanz des Gebäudes negativ beeinflussen. GLR

Siehe auch:
Einfluss der Bauwirtschaft auf Erdüberlastung
Umweltfußabdruck von Gebäuden in Deutschland
GEG(-Entwurf) ignoriert graue Energie