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Förderung

Sofortprogramm: „Jetzt bloß keinen Schnellschuss!“

Das Gros der Eckpunkte aus dem Klimaschutz Sofortprogramm 2022 der Bundesregierung stimmen den Energieberaterverband GIH zuversichtlich. Es gibt aber auch Kritik.

„Viele Maßnahmen aus dem Entwurf für das Klimaschutz Sofortprogramm sind sinnvoll und wichtig, anders können wir die ambitionierten Klimaschutzziele im Gebäudebereich kaum erreichen“, so Jürgen Leppig. Der Vorsitzende des GIH warnt jedoch vor einem Schnellschuss und rät eindringlich von der sofortigen Abschaffung der Förderstandards KfW-100 und KfW-85 im Bestand ab.

„Die Solar-Pflicht für Neubauten, der auf 30 % erhöhte Fördersatz für Dämmmaßnahmen, zusätzliche Boni für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit, die Stärkung des individuellen Sanierungsfahrplans sowie die Förderung der Aus- und Weiterbildung von Effizienzexperten sind allesamt Maßnahmen, die wir unterstützen und teilweise sogar schon seit Langem gefordert haben“, freut sich Leppig.

Eilige Umsetzung verursacht häufig Anwendungsprobleme

Sorge bereite dem GIH jedoch, dass das Klimaschutz Sofortprogramm 2022 (auch als Klimapakt bezeichnet) wohl noch vor der Sommerpause vom Kabinett beschlossen werden soll – ohne die konkrete Konsultation einschlägiger Experten aus Wissenschaft und Praxis. „Die Erfahrung zeigt, dass Gesetze und Regelungen, die nicht mit Praktikern diskutiert wurden, in der Regel bei ihrer Anwendung auf Probleme stoßen“, warnt Leppig. Beispielsweise müsse bei der geplanten Extra-Förderung von – in vielen Fällen für die Energiewende sehr wichtigen – Wärmepumpen ein bestimmter Wirkungsgrad vorgeschrieben sein.

Sanierung zum Effizienzhaus KfW-70 ist oft zu teuer

Sollte darüber hinaus die Förderung der Sanierung auf die Effizienzhausstandards KfW-85 und KfW-100 tatsächlich abgeschafft werden, erwartet Leppig kontraproduktive Effekte: „In einigen Bestandsgebäuden ist eine Sanierung zum Effizienzhaus KfW-70 nur mit immensem Aufwand und extrem hohen Kosten möglich – das rechnet sich für den Hausbesitzer schlichtweg nicht. Weshalb zu erwarten ist, dass wegen dieser Streichung viele Sanierungswillige von ihren ambitionierten Plänen Abstand nehmen werden.

Höherer iSFP-Bonus könnte „Insel-Sanierungen“ vorbeugen

„Wird gleichzeitig die Förderung für Dämmungen erhöht – eine eigentlich sinnvolle Maßnahme –, sei anzunehmen, dass Hausbesitzer nicht mehr ganzheitlich sanieren, sondern sich auf lukrativ geförderte Einzelmaßnahmen zurückziehen. Um diesen „Insel-Sanierungen“ vorzubeugen, schlägt Leppig eine Erhöhung des iSFP-Bonus auf 10 % vor, da Energieberater Kunden ganzheitlich, sowie technologie- und produktunabhängig beraten. Dies konkretisiere die im Klimaschutz Sofortprogramm genannte Stärkung der Beratungsinstrumente.

„Keine Frage - die Zeit drängt und die Energieeffizienz im Gebäudebereich muss zügig vorangetrieben werden. Dennoch kann ich die Politik vor diesem Schnellschuss nur warnen und unsere Mitarbeit bei der Gestaltung des Klimapakts anbieten: Sollen ganzheitliche Sanierungen nicht demotiviert werden, ist der Blick des Praktikers unerlässlich“, so Leppig. GLR