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DVGW fordert mehr Power für H2

 „Es gibt viel zu tun, um Wasserstoff in Deutschland zum Erfolg zu bringen und vor allem marktfähig zu machen“, sagte der Vorstandsvorsitzender Gerald Linke bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW). Vor allem bei der Regulatorik und bei dem Abbau von Hemmnissen gebe es noch eine Menge zu erledigen. Konkret meint er den Aufbau der Infrastruktur, um den Wasserstoff in Deutschland zu seinen Empfängern zu bringen. Die Bundesregierung müsse jetzt alles dafür tun, das Wasserstoff-Kernnetz zügig umzusetzen. „Mögliche Investitionsengpässe müssen im Haushalt entsprechend kompensiert werden“, fordert Linke. Das Kernnetz sei die Basis für den erfolgreichen Wasserstoffhochlauf in Deutschland. „Es ist die Wasserstoffautobahn, von der alles abzweigt: Verteilnetze, H2-Kraftwerke, die Haushalte, Wärmenetze, Großindustrie, Mittelstand und Handwerk.“ Alles sei direkt oder indirekt über die Verteilnetze mit diesem Kernnetz verbunden.

DVGW klagt über Planungsdurcheinander

Doch nicht nur der Bau dieser Autobahn läuft nach Ansicht des DVGW-Vorsitzenden zu langsam. Auch bei den Verteilnetzen hakt es. Bei deren Planung und Ausbau kann Linke nur einen schleppenden Fortschritt feststellen. Den Ausbau der Infrastrukturen für Transport und Verteilung von Wasserstoff zu beschleunigen und auf die Verteilnetzebene auszudehnen, ist nach Auffassung des DVGW aber ebenso wichtig wie das Wasserstoff-Kernnetz selbst. Und die Verteilnetzbetreiber müssten bei diesem Kernnetz „stärker als bisher und in formalisierter Form in die Planung einbezogen werden“. Besonders ärgert Linke das „völlige Planungsdurcheinander“. Das Bundeswirtschaftsministerium habe angekündigt, ein digitales Tool auf Basis von künstlicher Intelligenz zu entwickeln, um vom Kernnetz in die Verteilnetze zu gehen, beginnt Linke seine Aufzählung der verschiedenen Pläne. Die Bundesnetzagentur arbeite an sogenannten Transformationsplänen. Und die Kommunen seien gesetzlich verpflichtet, Wärmepläne zu erstellen, wozu sie auch Wasserstoffpläne benötigten.

Aus Sicht von Linke stellen der DVGW und die Initiative „H2 vor Ort“ mit dem Gasnetzgebietstransformationsplan (GTP) das passende Instrument, um das Durcheinander zu entwirren: „Dieser ist das lokale Pendant für die zentrale Kernnetzplanung und damit für die Umsetzung der Transformation in Wärmeplänen vor Ort sowie auch für die Versorgung der Infrastruktur der Industrie.“ Im GTP sind die Transformationspläne von aktuell 241 teilnehmenden Gasverteilnetzbetreibern zusammengefasst. Das Potenzial sollte die Bundesregierung in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode nutzen, so die Empfehlung des DVGW-Vorsitzenden.

Verband streitet für H2-ready …

Im Rahmen des Jahresauftakts äußerte sich Linke auch zur Nutzung von Wasserstoff im Wärmemarkt. Dazu präsentierte er eine Studie, die für verschiedene Modellklassen von Gebäuden den Einsatz einer Wärmepumpe mit dem von Wasserstoff und Biomethan verglichen hat. Sein Fazit: „Man erkennt, dass Wasserstoff mit den von uns prognostizierten Preisen im Vergleich zu Strom eine interessante Alternative ist und insbesondere bei nicht-sanierten Häusern Wasserstoff und auch Biomethan für den Hauseigentümer die bessere Option sind.“ Damit bleibt Linke der DVGW-Linie treu, der H2-ready-Heizungen für eine zukunftsfähige Technologie hält. Zu diesem Thema ist mittlerweile eine kontroverse Debatte entstanden. Anders als der DVGW und eine Reihe von Heizungsherstellern halten Organisationen wie zum Beispiel das Öko-Institut Wasserstoff im Wärmemarkt für eine technologische Sackgasse.

… und begrüßt Kraftwerksstrategie

Grundsätzlich positiv bewertet Linke die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung. Die vorgesehenen Ausschreibungen von H2-ready-Gaskraftwerken seien ein Schritt in die richtige Richtung. „Die Kapazität von vier Mal 2,5 Gigawatt sollte voll ausgeschöpft werden. Zukünftig werden wir jedoch weitere H2-ready Gaskraftwerke benötigen.“ Außerdem begrüßt er, dass Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Kraftwerke beschleunigt sowie Hemmnisse bei Bau und Betrieb von Elektrolyseuren abgebaut werden sollen. Ebenso positiv sieht er, dass sich Wirtschaftsminister Robert Habeck für Importe von Wasserstoff einsetzt und dafür Gespräche mit potenziellen Lieferländern führt. Trotz des geplanten Ausbaus von Elektrolysekapazitäten wird der Wasserstoffbedarf in Deutschland seiner Meinung nach auch künftig durch eigene Erzeugung nicht völlig zu decken sein. Daher seien Importe aus anderen Regionen der Welt notwendig. Markus Strehlitz