„Wenn wir über Digitalisierung sprechen, reden wir zunächst mal über Daten“, sagt Marcus Rackel, Teamleiter beim Kompetenzzentrum Energieeffizienz durch Digitalisierung (KEDi) der Deutschen Energie-Agentur. Nur wenn Informationen über Temperaturen, Laufzeiten oder Verbrauch von Heizungsanlagen vorliegen, könne daraus Wissen und schließlich eine tatsächliche Wertschöpfung durch Optimierung entstehen. Heißt im Umkehrschluss: Ein Großteil der Heizungsanlagen läuft ineffizient, weil kaum Betriebsdaten vorliegen. „Häufig gibt es lediglich eine jährliche Endabrechnung“, so Rackel.
Mit einem Heizungsmonitoring – also der kontinuierlichen Erfassung und Auswertung dieser Daten – lassen sich laut Rackel Einsparpotenziale erschließen und die Effizienz deutlich verbessern. Dafür reichen laut Rackel oft wenige, nicht invasiv nachrüstbare Sensoren. Fünf bis sieben Messpunkte genügten in vielen Fällen, um ein grundlegendes Bild des Anlagenbetriebs zu erhalten. Auf diese Weise sei es schon möglich, bis zu 20 Prozent Energie einzusparen.
Verschiedene Strategien fürs Monitoring
Heizungsmonitoring eignet sich laut Rackel für nahezu alle modernen Wärmeerzeuger: Gas- und Ölkessel, Fernwärmestationen, Wärmepumpen und mehr. Je nach Gebäudetyp unterscheiden sich die Monitoringstrategien. Bei Wohngebäuden konzentriert man sich meist auf den Heizungsraum, während in Nichtwohngebäuden digitale Thermostate Mehrwert bieten. Diese können beispielsweise geöffnete Fenster erkennen, Räume nach Belegungsplänen steuern oder automatisch den hydraulischen Abgleich unterstützen.
Dena/Die Hoffotografen
Ein weiterer Vorteil des Monitorings ist die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. So unterstützen kontinuierliche Messungen die Anforderungen aus dem Gebäudeenergiegesetz - etwa zu Effizienzprüfungen von Heizungen oder zur Gebäudeautomation bei großen Nichtwohngebäuden. Zudem liefert das Monitoring wertvolle Daten für künftige Sanierungsentscheidungen. Mit realen Messwerten lassen sich Maßnahmen besser planen, dimensionieren und wirtschaftlich bewerten.
Um ein Heizungsmonitoring umzusetzen, bieten sich verschiedene Modelle an. Einige Wohnungsunternehmen betreiben das Monitoring selbst, andere nutzen externe Dienstleistungen. Entsprechende Service-Unternehmen können sowohl die Sensorik installieren als auch die Analyse übernehmen. Rackel hofft zudem, dass künftig auch Handwerksbetriebe Monitoring als eigenes Serviceangebot entdecken, um kontinuierliche Effizienzbetreuung anzubieten – über die klassische Wartung hinaus.
Kosten sind überschaubar
Die Kosten schätzt er als überschaubar ein. Für die Ausstattung eines Heizungskellers mit nicht invasiver Sensorik rechnet er grob mit 2.000 bis 3.000 Euro. Alternativ können monatliche Servicegebühren anfallen. Die Investitionen amortisierten sich häufig in wenigen Jahren – insbesondere bei steigenden Energie- und CO₂-Kosten.
Herausforderungen liegen nach Rackels Erfahrung weniger in der Technik als in der Kommunikation. Hausmeister, Betreiber und Mieter müssen frühzeitig eingebunden werden, um Vorbehalte abzubauen und Akzeptanz zu schaffen. Dies sei eine Lehre aus ersten Projekten, in denen ein Heizungsmonitoring durchgeführt wurde.
Besonders in Kommunen und kleineren Organisationen bestehe häufig Unsicherheit, was Digitalisierung konkret bedeutet und welche Entscheidungen zu treffen sind, so Rackel. Das KEDI setze daher auf Aufklärung, praxisnahe Beispiele und die Empfehlung, zunächst mit einfachem Monitoring im Heizungsraum zu starten. ms
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