Die Luft für Berufs-Bahn-Basher und Dauermotzer wird langsam dünn, denn die Deutsche Bahn ist mit dem neuen Top-Team Schniederpalla – sorry: natürlich Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder und Bahn-Chefin Evelyn Palla – auf gutem Weg, den bundeseigenen Mobilitäts- und Transportkonzern endlich und definitiv aus den negativen Schlagzeilen zu bringen. Zwar ist bislang nicht wirklich eine neue Strategie zu erkennen, aber fortan sollen Pläne nicht nur gemacht, sondern – man höre und staune – tatsächlich auch umgesetzt werden! Herrn Schnieder jedenfalls stimmt das hoffnungsfroh: „Darin sehe ich schon etwas Neues“, kommentierte er die phänomenale Aufbruchstimmung bei der Agenda-Präsentation. Ob mit den Plänen nun Strategie- oder Fahrpläne gemeint sind, lässt sich noch nicht sicher sagen.
Jüngsten Gerüchten und verlässlichen Quellen zufolge hat sich zwar die Auslieferung der 1942 bestellten Dampfloks vom Typ 52 noch einmal verzögert und auf 32.000 Reichsmark verteuert, aber die Idee, dass zumindest die Waggons der 1. Klasse künftig zehn Kilometer schneller fahren als der Rest des Zuges, besänftigt einflussreiche Geschäftsleute und könnte die miserable Verspätungsstatistik – nur noch 60 Prozent der Fernzüge kommen pünktlich an – zumindest scheibchenweise aufhübschen.
Aber man muss auch ehrlich bleiben: Die „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ (kicher) sind im Detail nicht mehr als „Eckpunkte zur Reform der Deutschen Bahn“. Immerhin ist vorgesehen, in den kommenden 500 Jahren mindestens 2030 Bahnhöfe zu sanieren … nein … halt! Umgekehrt war’s: Bis 2030 sollen 500 Bahnhöfe für gestrandete Bahnkunden attraktiver werden. Geplant sind Wellness-Wartebänke mit Sitzheizung und Massagefunktion (leider nur für die 1. Klasse) und solar betriebene Wallboxen für Laptops und Smartphones. Auch soll es endlich der linksextremen Terrorgruppe namens „Christlich-Soziale Union“ an den Kragen gehen, deren führende Köpfe Scheuer, Dobrindt und Ramsauer jahrzehntelang unbemerkt den Staatskonzern sabotiert haben, wie das Enthüllungsmagazin Postillon aktuell aufgedeckt hat.
Immerhin hat Patrick Schnieder den wunden Punkt der Deutschen Bahn erkannt – die Kunden sollen sich wieder auf die Deutsche Bahn verlassen können. Wenn’s weiter nichts ist: Kinderspiel! Unrealistische Pläne wie der kurzfristige Anstieg der Pünktlichkeit auf 80 Prozent bis 2029 wurden klar als Märchenstunde kassiert. Bahnkunden können künftig also endlich gesichert auf unpünktliche Züge bauen – man weiß, dass man nicht weiß, ob und wann man ankommt. Das muss einem die Schweiz erst einmal nachmachen!
Evelyn Palla jedenfalls brachte – sehr klug! – zunächst die Bahnmitarbeiter hinter sich und mahnt den Bahn-Eigner: „Auch der Bund ist gefordert, Eisenbahn geht nur gemeinsam.“ Das sollte sich allerdings auch die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG hinter die Ohren streiken … ähm: schreiben. si