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Mehr Service, bitte!

Ein jeder, der ein Auto in seiner Garage oder vorm Haus stehen hat – egal ob Verbrenner oder Stromer – kommt um ein Bündel an Fixkosten nicht herum: Versicherung, Steuer, Sprit- oder Strom, Waschanlage, neue Bereifung und natürlich TÜV sowie ein nicht unerhebliches Budget für die regelmäßige Inspektion. Früher konnte man ja noch die Wartungsintervalle ingnorieren oder sich erst dann daran erinnern, wenn der Kontostand es erlaubte.

Aber diese modernen, ständig piepsenden und maulenden Computer auf vier Rädern kennen kein Pardon. Der Motor ist noch nicht angelassen, da schreit es in imperativer Manier aus dem Cockpit in roten Versalien „SERVICE!“. Und dem nicht genug, folgt gleich die Mahnung, der Aufforderung gefälligst binnen der nächsten 1.000 Kilometer nachzukommen. Das überlegene Lächeln währt nur kurz. Ab dem tausendersten Kilometer verschwindet das „­SERVICE!“ nicht mehr nach dem Losfahren. Plötzlich fährt das schlechte Gewissen auf dem Beifahrersitz mit, unaufgefordert und nicht angeschnallt. Das „SERVICE!“ blinkt bereits und jetzt steht ein Minus vor der Kilometerzahl. Wie ein faltiger Apfel in der Obstschale von Tag zu Tag brauner und weicher wird, so schwindet die Unbekümmertheit hinterm Lenkrad mehr und mehr. Diese komische Klopfgeräusche aus dem Motorraum … und die Bremsen … ich weiß nicht. Vielleicht doch mal in der Werkstatt anrufen?

Viel schlimmer trifft es mit der leidigen Inspektion hart arbeitende Multimilliardäre wie zum Beispiel Roman Arkadjewitsch Abramowitsch, dessen Portokasse für den Kauf eines englischen Fußballclubs ausreichte. Ihm gehören neben vielen AAA-Immobilien auch die „Eclipse“, mit 162,5 Metern Länge die drittlängste Megayacht der Welt (die Viertlängste ist nur eine Phalluslänge kürzer). Seit 2022 liegt sie in der Albatros Marina, einem Yachthafen der türkischen Küstenstadt Marmaris, um den Sanktionen des Vereinigten Königreiches und der EU zu entgehen. Die geschätzten jährlichen Liege-
gebühren von rund 209.000 Dollar sind kaum der Rede wert, ebenso wie die Tonne Diesel, die pro Tag nur für die Klimaanlage draufgeht.

Aber, Sie ahnen es: „SERVICE!“. Für das 40.000-PS-Bötchen steht die „Class Special Survey“ an, eine umfassende Inspektion vom Rumpf bis zur Steueranlage. Kostenpunkt: Um die 40 Millionen Dollar. Da sagen Sie nix mehr, mit Ihrem rostigen Fünfer-Golf oder Plastik-ID.3 samt dazugehörigen Trinkgeld-Inspektionslappalien.

Es müsste einen ja nicht jucken, wie diese Vermögenden ihr Vermögen verjuxen. Würde ihr exzessiver Lebensstil die Umwelt und das Klima nicht so ungebührlich belasten – einem ­Oxfam-Bericht zufolge stoßen die 50 reichsten Milliardäre jeweils in nur 90 Minuten so viel CO₂ aus wie ein durchschnittlicher Mensch in seinem ganzen Leben. Das schreit nach „­PERVERS!“. si