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Energiebedarfsausweis bei Pelletsheizung

Mein Kunde bezweifelt meinen Energiebedarfsausweis nach 4108 für ein teilsaniertes Haus mit Pelletsheizung.

Das Haus, das im Energieausweis mit Pelletsheizung einen Bedarf von 222,6 kWh/m²*a aufweist (Mittelwert Effizienzklasse G) hätte mit Gas-Brennwertheizung 167,3 kWh/m²*a (unterer Bereich Effizienzklasse F).

Das heißt, der Bedarf wäre mit konventioneller Heizung ein Drittel geringer.

Hat jemand einen Ausweg für das Dilemma? Oder dieselbe Erfahrung gemacht?

Gefragt am: 03.04.2019 08:09:19 von effinie27

5 Antworten

Hallo,
am besten mal die Auswertung der Anlagentechnik / Verluste betrachten.
Ich vermute falsche Angaben bzw. Eingaben.
Wo sind die meisten Verluste: Erzeugung, Verteilung, Speicherung? Sind diese pausibel? Diese mit den anderen Erzeuger gegenüberstellen?
Man muss hierbei auch zwischen End- und Primärenergie unterscheiden.
Pelletsheizungen haben eine "ungünstig hohen Endenergiebedarf" wegen der vielen Mechanik/Elektrik gegenüber einen einfachen Gastherme.
Primärenergetisch natürlich ein anderes Thema!
Gruß

Geantwortet am: 03.04.2019 09:01:45 von Desch Architekten u.

Danke:
Heizwärmebedarf 33.700 kWh
Heizungsverluste 11.700 kWh
WW-Bedarf 2.700 kWh
WW-Verluste 200 kWh

Die Verluste der Pelletsheizung (Aufstellung im Kalten) betragen bei Standardannahme mehr als 30% des Bedarfes.
Bei Bilanz nach 18599 sieht es nicht besser aus.
Ich verstehe die Kritik des Auftraggebers schon!

Geantwortet am: 03.04.2019 09:11:46 von effinie27

Antwort auf von forenadmingeb@…

Hallo,

Ihr Kunde hat recht zu bezweifeln. Wenn der Endenergiebedarf nach Sanierung des Hauses 222,6 kWh/m²*a beträgt, dann stimmt etwas nicht.

In DIN V 4108-6 / DIN V 4701-10 bzw. DIN V 18599 sind neben ausführlichen Berechnungsformeln auch Standardwerte festgesetzt, die zu verwenden sind, wenn tatsächliche Produkt- oder Planungskennwerte für eine Berechnung nicht bekannt sind.

Beim energetischen Nachweis von Wohngebäuden können die in den Normen angegebenen Standartkenngrößen eingesetzt werden. Vergleiche zeigen aber, dass die Berechnung mit Standartwerten gegenüber der Berechnung mit energetischen Kennwerten der Hersteller weit daneben liegt und somit zu einer falschen Prognose führen kann.

Die Erzeugeraufwandszahlen von Pelletkesseln sind deutlich schlechter als die von vielen Wärmeerzeugern, z.B. von Wärmepumpen. Daraus ergibt sich – bei ansonsten gleicher Erzäugernutzwärmeabgabe – ein höherer Endenergiebedarf.

Mit DIN Standardgrößen zur rechnen, führt bei Pelletkesseln zu deutlich schlechteren Bewertungen gegenüber Berechnungen mit Herstellerdaten. Die Randbedingungen für EnEV-Nachweise dürfen nicht verändert werden. Die in den DIN-Normen angegebenen Standartwerte sind nur Lückenfüller für den Fall, dass der Energieberater oder Planer keine Kenngrößen des konkreten Produktes hat.

Die Erzeugeraufwandszahl eg von Pelletkesseln auf Grundlage der Standard-Kenngrößen liegt typisch bei knapp 1,4. Zur Verdeutlichung: Erzeugeraufwandszahl eg = Brennstoffenergie / Erzeugernutzwärmeabgabe. eg = 1,4 bedeutet also, dass 40% mehr Brennstoffenergie verbrannt wird als der Kessel an Nutzwärme abgibt. Damit wird auch die Wirtschaftlichkeit sehr schlecht bewertet.

Bei Berechnungen mit Herstellerkennzahlen liegt die Erzeugeraufwandszahl eg bei typisch 1,2 und darunter. Was bedeutet, 20% weniger Pelleteinsatz bei der gleichen Wärmeabgabe des Kessels.

Genau so entscheidend ist, die Kennwerte für die Hilfsenergie spezifisch einzusetzen. Wer vergisst, den Pufferspeicher beim Pelletkessel zu berücksichtigen und mit Standard-Kennwerten rechnet, kommt auf sehr hohen Hilfsenergiebedarf. Im Primärenergiebedarf fällt diese unsinnige Größe oft gar nicht auf, weil der Primerenergiebedarf Qp trotzdem noch recht niedrig ist.

In der DIN sind Standartkenngrößen für Pelletkessel hinterlegt, die hinsichtlich der Energieeffizienz und Hilfsenergiebedarf weit überholt sind. Berechnungen auf Grundlage dieser Standartkenngrößen führen zu einem deutlich höheren Energiebedarf und damit zu höheren Energiekostenprognosen als mit Kennwerten aktueller Pelletkessel.

Mit Pelletkessel wird zwar mehr Endenergie verbraucht, dennoch ist der Preis pro kWh Endenergie bei Holzpellets deutlich günstiger als bei anderen Energieträgern.

Mit freundlichen Grüßen

Gjon Hila

Geantwortet am: 03.04.2019 09:12:20 von Gjon Hila

Der Bauherr hatte mir die Zustellung der Hersteller-Unterlagen bzw. -angaben zugesagt, aber nicht geliefert.
Nun habe ich nochmal nachgehakt und hoffe, es kommt was verwertbares.

Dennoch ist die Bewertung von Pelletsheizungen bei Standardannahmen im Vergleich zu Gas-Brennwert bei Standardannahmen "unglücklich".

Geantwortet am: 03.04.2019 09:18:20 von effinie27

zu eurer Information:
mit den Daten, die mir Fa. Ökofen dankenswerter Weise für die 13 Jahre alte Anlage mitgeteilt hat, sinken die Verluste der Heiztechnik von 11.400 auf 2.700 kWh/a.
Der spezifische Bedarf sinkt von 226 auf 175 kWh/a.
 

Geantwortet am: 03.04.2019 12:48:21 von effinie27

Antwort auf von forenadmingeb@…

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