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Nachbericht Fachforum Gebäudehülle

Strategie und Praxis

Während sich draußen der Herbst durch den Tag nebelte eröffnete Moderator Martin Prösler im Lapp-Studio am Nachmittag des 9. November pünktlich um 14 Uhr zum zweiten Mal in diesem Jahr das „Digitale Fachforum Gebäudehülle im Fokus“. An seiner Seite machten Pia Grund-Ludwig, Chefredakteurin des Gebäude Energieberaters, und Daniel Mund, in derselben beruflichen Position bei der GLASWELT, das Moderatorenteam komplett. Souverän, professionell und charmant führte das Trio durch das umfangreiche Programm und ließ sich auch durch anfängliche kleinere Tonst…ru…gen und akustische Problemchen…oblemchen…emchen nicht aus der Ruhe bringen. Vom Nachmittag des ersten Veranstaltungstages bis zum Abend am darauf folgenden Tag gaben die drei dem Potpourri aus Keynote-Speakern, Fachvorträgen, Online-Podiumsdiskussion und Produktschau stets Halt und Übersicht.

Der Journalist und einstige Moderator des ARD-Politmagazins Report, Dr. Franz Alt, sieht in der Solarenergie das größte Potenzial für die Energiewende.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Der Journalist und einstige Moderator des ARD-Politmagazins Report, Dr. Franz Alt, sieht in der Solarenergie das größte Potenzial für die Energiewende.
Souverän und gut informiert führte der Moderator Martin Prösler durch die Veranstaltungstage.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Souverän und gut informiert führte der Moderator Martin Prösler durch die Veranstaltungstage.
Die streitbare GEB-Chefredakteurin Pia Grund-­Ludwig fühlte manchem Referenten taff auf den Zahn.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Die streitbare GEB-Chefredakteurin Pia Grund-­Ludwig fühlte manchem Referenten taff auf den Zahn.
Der Chefredakteur der GLASWELT, Daniel Mund, komplettierte das Moderatorentrio kompetent.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Der Chefredakteur der GLASWELT, Daniel Mund, komplettierte das Moderatorentrio kompetent.

Energie von Oben im Überfluss

Den Auftakt am ersten Veranstaltungstag machte der bekannte Fernsehjournalist Dr. Franz Alt, dessen Antwort auf die selbst gestellte Frage, ob wir als Gesellschaft in Anbetracht der Klimakrise noch zu retten wären und welchen Beitrag die Gebäudehülle dazu leisten kann, lautete: Die Energie vom Chef wird’s richten. Gemeint war damit die Solarpower, in Kombination mit Biomasse, Wind und Wasserkraft. Die Gebäudehülle wertete Franz Alt als zentralen Akteur im Gebäudesektor, da sie einerseits durch eine entsprechend gut gedämmte Hülle wertvolle Energie spart, aber auch durch solare Ernte genug Solarwattstunden zu erzeugen vermag, um unseren Energiehunger zu stillen. Er sieht jedenfalls kein Energieproblem, sondern ein falsches Energieverhalten.

Franz Alt: „Der Umstieg auf Erneuerbare ist machbar“

Als Prediger des solaren Energiepotenzials sieht er den hundertprozentigen Umstieg auf Erneuerbare als absolut machbar an und verweist auf frühe Solarpioniere wie Rolf Disch und dessen Heliotrop sowie auf das kirchliche Engagement des bayerischen Papstes Joseph Aloisius Ratzinger, der als Benedikt XVI die Solarmodule in den Vatikan einschleuste. Franz Alts abschließendes Fazit hinsichtlich der aktuellen Klimakonfernz COP 26 in Glasgow lautete: Der größte Treiber für Innovationen zur Bewältigung des 1,5-Grad-Ziels ist nicht die Politik, sondern die Wirtschaft. Es sind die Unternehmer, allen voran die familiengeführten, die neben der Friday-for-Future-Bewegung Druck in den Kessel bringen, die CO₂-Emissionen zu begrenzen, den Kohleausstieg weltweit und in Bälde zu beschließen sowie Schecks für die ärmeren Länder endlich auszustellen, damit auch jene Regionen dieser Erde, die der Klimawandel als erstes und am heftigsten trifft, in Klimaschutz investieren können.

Branchensession I: Planung und Gebäudedämmung

Der erste Vortragsblock von Seiten der Bauindustrie nahm die Aspekte Planung und Gebäudedämmung ins Visier. Die Unternehmen Hottgenroth, Brillux, der Industrieverband Hartschaum (IVH) und die Deutsche Foamglas beleuchteten den Themenbereich aus ganz verschiedenen Blickwinkeln. Björn Wolf von Hottgenroth nahm die Bestandsgebäudedaten und deren Potential unter die Lupe. Seiner Auffassung zufolge ist die Datenlage im Bestand besser als allgemein vermutet, nur eben nicht überall verfügbar. In der Sanierung ist BIM zwar nach wie vor kaum präsent, jedoch erobern neue Technologien wie Künstliche Intelligenz unsere Branche in großen Schritten.

Albert Klein, Produktmanager bei Brillux, konzentrierte sich mehr auf die Praxis bei der Gebäudedämmung und verwies in dem Zusammenhang auf die Vorteile des WDV-Systems Qju, mit dem die Dämmplatten per Schaum aus der Dose an die Wand geklebt werden. Was dem Handwerker gegenüber eines angemachten Klebemörtels nicht nur Gewicht, sondern auch Zeit spart: eine Klebeschaumdose ersetzt seinen Ausführungen zufolge 25 kg Mörtel. Aber wie steht’s denn dabei um die Nachhaltigkeit, das Recycling, die Ökobilanz?

Hierzu äußerte sich der IVH und verwies auf die Initiative PolyStyreneLoop (www.polystyreneloop.eu), die als Recycling-Lösung für Polystyrol-Hartschaumabfälle (EPS und XPS) beim Verschnitt und rückgebauten WDVS den Blauen Engel geben soll. Auch Dirk Vogt von der Deutschen Foamglas sieht sein Unternehmen gut gerüstet für Nachhaltigkeitsfragen: Die Dachdämmung mit in Bitumen eingelassenen Schaumglasplatten zählt mit roundabout 350 Euro/m² zwar nicht zur kostengünstigsten Lösung bei Dämmfragen, steht aber wegen des langen und zuverlässigen Lebenszyklus’ solcherart gedämmter Flachdächer in der Bilanz gar nicht so schlecht da. Bliebe da nicht die Frage der Trennbarkeit und des Recyclings ein offenes Scheunentor …

Das Technikteam im Lapp-Studio stand den Moderatoren und Referenten zu jeder Zeit mit ­Regie­anweisungen zur Seite.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Das Technikteam im Lapp-Studio stand den Moderatoren und Referenten zu jeder Zeit mit ­Regie­anweisungen zur Seite.
Mehr als 800 Faschleute verfolgten vor ihren Laptops und Computern das Gebäudehüllenforum.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Mehr als 800 Faschleute verfolgten vor ihren Laptops und Computern das Gebäudehüllenforum.

Stürmische Zeiten

Weitaus mehr Wind ums Klima machte danach Peter Schober von der Holzforschung Austria. Er verstand es, den Teilnehmern mit kurzen Filmspots sehr drastisch die Auswirkungen der geänderten klimatischen Bedingungen auf die Gebäudehülle vor Augen zu führen. Da flogen schon mal Bäume und Blechdächer durch die Gegend, während sich die Amateurfilmer hinter der Glasscheibe sehr sicher fühlten. Wie leichtsinnig das ist, bewiesen versagende Verglasungen und Profile bei orkanartigen Wettersimulationen auf dem Prüfstand. Dass solche Belastungen nicht frei erfunden sind, belegt die Statistik: Hätten Sie’s gewusst, dass sich allein in Deutschland inzwischen 50 Tornados pro Jahr austoben, also quasi einer pro Woche? Davon hört man nur deshalb nichts, weil die Windhosen meist Wald und Wiesen zerpflügen und nur selten in bewohnten Gebieten Chaos anrichten. Jedenfalls machte Schobers Vortrag jedem Teilnehmer klar: Isolierglasscheiben können bei extremen Stürmen durchaus bersten.

Branchensession II: Fassade

Die sich anschließenden Fachvorträge der Firmen Heroal, Dörken und Finstral widmeten sich dem Fensterthema, hierbei speziell den Aspekten Farbe („Die Farbe ist in der Architektur ein ebenso kräftiges Mittel wie der Grundriss und der Schnitt“, Le Corbusier), Hellbezugswert und dem Fenstereinbau mittels Montagezarge. Alle drei Vorträge bewiesen einmal mehr: Wenn man tiefer in ein Thema einsteigt, ergibt sich viel mehr Hintergrundwissen, als man vielleicht vermutet hätte. So versteht man doch viel besser, welches Potenzial in den Entwicklungsabteilungen der Produktehersteller schlummert.

Zwischenräume – Fassaden als Zonen

Der wohl am weitesten zugeschaltete Referent war zweifellos Tobias Walliser, Gründungspartner von LAVA (Laboratory for Visionary Architecture), der von Dubai aus drei äußerst spannende Projekte vorstellte, die Fassaden als Zwischenräume begreifbar machen: Allen voran der Deutsche Expo Pavillon in Dubai (www.expo2020germany.de), ein vielschichtiges Gebäude aus vertikal gestapelten Kuben, umhüllt von einer gefalteten Membran und von einem großen Dach geschützt, gehalten von zierlichen Streben. Oder der Energiespeicher in Heidelberg
(www.iba.heidelberg.de), ein ehemaliger 50 m hoher Gastank, dessen erlebbare zweite Fassadenhaut aus 9 000 Aluminiumplättchen alsbald in der badischen Sonne glitzern werden. Für Staunen sorgte aber auch das Life Hamburg
(https://life.hamburg), ein Haus für lebenslanges Lernen, dessen begehbare und erlebbare Fassade mehrere Funktionen erfüllt.

Der etwas andere Nachhaltigkeitsansatz: Cradle-to-cradle

Michael Braungart

Bild: Michael Braungart / Raphael Gabauer

Michael Braungart

Den Auftakt zum zweiten Veranstaltungstag machte Dr. Michael Braungart, gesundheitlich zwar etwas verschnupft, aber intellektuell voll auf der Höhe. Der Leiter des Hamburger Umweltinstituts und Begründer bzw. Pionier der Cradle-to-Cradle-Philosophie überraschte mit provokanten Statements. Sein Ansatz: Der Nachhaltigkeitsgedanke ist alleine in der Natur richtig verortet, in Bezug auf die Technologie erweist er sich jedoch als absolut innovationsfeindlich. Ihm steht es nach Qualität, Innovation und Schönheit, und Innovation kann nun mal per se nicht nachhaltig sein und soll es auch nicht. Es sind die positiven Ziele relevant, und nicht die weniger schlechten. Seine Vision: Verschleißprodukte müssen so gemacht sein, dass ihr Erbe in der Bioatmosphäre aufgeht, anstatt sie zu zerstören. Die Übervölkerung der Erde erfordert eine höhere Öko-Effektivität. Es geht nicht darum, weniger Abfall zu produzieren, sondern technische und biologische Nährstoffe effektiv zu nutzen. Sein Credo: Wenn man das Falsche perfekt macht, wird es nur perfekt falsch. Das Pochen auf Langlebigkeit durch Erwerb ist demnach das falsche Motiv – besser sind definierte Nutzungszeiten, die ein Unternehmen nur dann ausweitet, wenn es Funktionen und keine Produkte verkauft. Also bei einem Fenster Transparenz, Wärmedämmung, Ästhetik, nicht eine Scheibe mit Rahmenprofil drum herum. Wer dem promovierten Professor diese halbe Stunde aufmerksam zugehört hat, hat genau verstanden, wie er das meint.

Branchensession III: Fassade und Glas

Den anschließenden Themenblock „Fassade und Glas“ eröffnete Christian Peukert vom Profilhersteller Deceuninck mit Informationen zur förderfähigen Sanierung energieeffizienter Tür- und Fenstersysteme. Er empfahl die Profilsyteme Thermofibra und Forthex, die dank Glasfasertechnologie ohne Stahlkern auskommen und somit einen Uw-Wert aufweisen, der die Voraussetzungen für Bundesfördetrung für effiziente Gebäude (BEG) erfüllt.

Weiterhin informierte das Unternehmen FeBaTec über die baurechtlichen Haftungstücken bei bodentiefen Festverglasungen und Fenstertüren („Französische Balkone“).

Die renommierte Firma Colt nahm die Zuschauer mit auf einen Streifzug durch die Welt der Parkhäuser und zeigte auf, welches Gestaltungspotenzial ihre Produktpalette von Streckmetallen bis hin zu Lamellensystemen eröffnet.

In dem Vortrag von Peter Schober tobten heftige Tornados – die Holzforschung Austria untersuchte Auswirkungen des Klimawandels auf Fenster und Fassaden.

Bild: A. W. Gentner Verlag

In dem Vortrag von Peter Schober tobten heftige Tornados – die Holzforschung Austria untersuchte Auswirkungen des Klimawandels auf Fenster und Fassaden.

Wissenswertes und Aktuelles zur BEG

Mit Spannung erwarteten die Teilnehmer den Vortrag von Klaus Lambrecht, der mit einem sehr klar strukturierten und informativen Überblick zu den Neuerungen der BEG aufwartete. Überdies ging er auf relevante Fragen zu den Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle und den Bonus für den individuellen Sanierungsfahrplan bei der Förderung ein. Neben vielen hilfreichen Tipps und praxisorientierten Hinweisen verwies er auch auf die Shortcuts bei Fragen zur BEG an das BAFA oder die KfW (www.bafa.de/beg bzw. www.kfw.de/beg). Bereits während seines Vortrags hagelte es positive Kommentare zu dem beruflichen Nutzen seines Vortrags im Energieberateralltag – wer hier aufmerksam zugehört hat, konnte einiges an Fachwissen für seinen Beruf mitnehmen.

Branchensession IV: Lüftung und Fenster

Die Session mit Fachvorträgen seitens der Bauindustrie zu den Themen Lüftung und Fenster besetzten die Unternehmen Regel-Air, Smart-Klima und Gealan. Sie stellten praktische und technisch niederschwellige Lüftungslösungen vor, die vom selbständig regelnden Fensterfalzlüfter über Lüftungsassistenten (Klimagriff) bis hin zur effizienten, in das Fenster eingebauten Komfortlüftung mit WRG (Gealan-Caire) reichten.

Tobis Walliser war der Zeit drei Stunden voraus: Für seinen kurzweiligen Vortrag über Fassaden als Zonen war er aus Dubai zugeschaltet.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Tobis Walliser war der Zeit drei Stunden voraus: Für seinen kurzweiligen Vortrag über Fassaden als Zonen war er aus Dubai zugeschaltet.

Branchensession V: Gebäudedämmung und Design

Nach der sich anschließenden Diskussionsrunde, die sich mit der spannenden Frage auseinandersetzte, welche Impulse die nächste Regierung setzen muss, um bei der Gebäudewende endlich voran zu kommen (siehe Infokasten unten), kamen mit Schöck, Hirsch-Porozell, puren und Sto noch einmal vier Unternehmen mit speziellen Produktlösungen zu Wort. Bei dem Befestigungsanker Isolink ging es um die Vermeidung von Wärmebrücken (Schöck Bauteile) und mit ILOS 2.0 stellte Hirsch-Porozell eine EPS-Dämmplatte mit integrierter Feuchtesensorik vor. Der Vortrag von puren beinhaltete mit dem Überlinger Stadtquartier 2050 ein spannendes Projekt, das dank des schlanken Hochleistungsdämmstoffs Polyurethan einen deutlichen Gewinn an Wohnfläche hervorbrachte. Das Unternehmen Sto zeigte auf, welche gestalterische Varianz mit WDV-Systemen möglich ist und machte Lust auf ausgefallene Materialkombinationen bei Dämmfassaden.

Prêt-á-Porter: Von Lowtech bis Hightech

Last but not least bekamen die bis zum Ende harrenden Teilnehmer mit Prêt-à-Porter zwei Gebäudekonzepte im maßgeschneiderten Kleid präsentiert, die sie zuvor aus fünf Projekten hatten auswählen können. Den Aanfang machte eine gebäudeintegrierte PV-Fassade eines Firmengebäudes in Leinfelden-Echterdingen, gefolgt von dem Forschungsprojekt „Einfach Bauen“, für das auf einem Parkgelände in Bad Aibling drei identische Häuser aus unterschiedlichen Materialien (Beton, Holz, Ziegel) mit puristischen Details umgesetzt wurden. Die beiden konzeptionellen Antipoden von Lowtech bis Hightech fassten gut zusammen, welches Potential die Gebäudehülle bietet, um bei der Suche nach Effizienzkonzepten zum Ziel zu kommen.

Das Fazit des Moderatorentrios fiel in der Schlussrunde entsprechend vielschichtig aus bei der Frage, welchen der Vorträge sie jeweils zu ihrem Favoriten erkören (ja mei, der Konjunktiv II ist bei manchen Verben eine wahre Diva …). Letztlich war man sich einig: Die Veranstaltung war hinreichend gespickt mit Fachwissen, Strategien, Konzepten und Innovationen, um die wahren Herausforderungen des Bauens zu erkennen und anzugehen. Nicht mehr und nicht weniger kann und soll diese Veranstaltung leisten – das nächste Mal vom 18. bis 19. Oktober 2022.

Auch das 2. Digitale Fachforum Gebäudehülle endete mit einem spannenden Vortrag über zwei maßgeschneiderte Fassaden- bzw. Gebäudekonzepte.

Bild: A. W. Gentner Verlag

Auch das 2. Digitale Fachforum Gebäudehülle endete mit einem spannenden Vortrag über zwei maßgeschneiderte Fassaden- bzw. Gebäudekonzepte.

Aufbruch Gebäudewende – Welche Impulse die nächste Regierung setzen muss

Bis zur Nikolauswoche will sich die neue Regierungskoalition geeinigt und Olaf Scholz zum Kanzler gewählt haben. Die Energieberater- und Gebäudeeffizienzverbände haben ihm bereits von der Podiumsdiskussion des Fachforums Gebäudehülle aus einige ihrer Goodies für eine Bauwende in den Stiefel gelegt. Manche der Leckereien sind mit der Aufschrift „Kontinuität in der Förderpolitik“, „Einheitliche Ausbildung für Gebäudeenergieberater“ und „Schnellere Planungsgenehmigung“ umhüllt, andere Zuckerstücke preisen die „Solaroffensive“, die „Sektorenkopplung“ und den „CO₂-Preis“ an.

„Im Koalitionsvertrag muss stehen, dass nur klimaneutrale Gebäude ein bezahlbares Wohnen ermöglichen.“ Für Thomas Drinkuth, Leiter der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle, ein Punkt ganz oben auf der Forderungsliste an die neue Regierung. Angesichts des plötzlichen Förderstopps beim Effizienzhaus 55 plädiert nicht nur Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle, für Planbarkeit durch stabile Förderprogramme.

Auch GIH-Vorsitzender Jürgen Leppig kritisiert die Förderungsänderung während der Planungsphase als ganz schlecht. Ihm zufolge braucht es nicht neue Gesetze, um den Bausektor in puncto Nachhaltigkeit voranzubringen, sondern die bestehenden gesetzlichen Vorgaben müssten umgesetzt werden. Wolfgang Saam vom Zentralen Immobilien Ausschuss spricht sich für Technologieoffenheit aus. Auch Wärmenetze und Solarisierung müssten berücksichtigt werden. Der DEN-Vorsitzende Hermann Dannecker nennt ein Berufsbild für Energieberater als wichtiges Thema. Wie soll eine Gebäudewende funktionieren, wenn es an Fachkräften mangelt? Gerade im Bausektor ist deshalb Eile geboten, um dem Nachwuchs ein attraktives Arbeitsumfeld mit Perspektive schaffen zu können.

An Impulsen aus der Branche mangelt es nicht, das machte die Diskussion deutlich. Am Ende stand die Forderung an die Politik, den Mut zum Handeln aufzubringen. Bleibt zu hoffen, dass Olaf Scholz sich über den Nikolausstiefel und seine Füllung freut und ihn nicht vor der Türe stehen lässt. Joachim Berner