Häufig schränken neben technischen auch unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen die Nutzung von Wärmenetzen ein – beispielsweise, wenn Staatengrenzen zwischen Angebot und Nachfrage liegen. Das EU-Projekt Cross_Heat untersucht nun, wie ein grenzüberschreitendes Wärmenetz zwischen deutschen und niederländischen Gemeinden umsetzbar wäre.
In dem dreijährigen Projekt wird untersucht, ob ein grenzüberschreitendes Wärmenetz zwischen den Gemeinden Herzogenrath, Kerkrade und Landgraaf technisch und wirtschaftlich machbar ist. Das Projekt konzentriert sich auf die Nutzung industrieller Restwärme über Wärmespeicher wie etwa Grubenwasser für eine nachhaltige interkommunale Wärmeversorgung.
Die Forschungsaktivitäten von Cross_Heat umfassen unter anderem die Analyse des Abwärmeaustauschs zwischen Industrie und bebauter Umwelt, die Bestandsaufnahme von geothermischen Quellen und Wärmespeichern in ehemaligen Bergbaustrukturen, die Bewertung der rechtlichen, organisatorischen und räumlichen Rahmenbedingungen sowie die Ausarbeitung von Finanzierungsstrategien.
Grubenwasser dient als Wärmequelle
„Wärmenetze sind ein wesentlicher Baustein einer zukunftsfesten Energieversorgung“, sagt René Verhoeven, Projektleiter am Fraunhofer Institut für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien (IEG). „Meist sind die technischen Hindernisse mit guter Planung gut lösbar. Mit unserem Projekt wollen wir zeigen, dass neben den technischen auch die rechtlichen und organisatorischen Herausforderungen an Staatsgrenzen zu lösen sind. Wir wollen, dass gute Ideen auch die Grenzen von Kommunen und sogar Staaten überspringen.“
Das Fraunhofer IEG bringt Ingenieur-Expertise und Modellierungstools ins Projekt ein, insbesondere wenn es um die Nutzung des Untergrundes geht. Das Team betrachtet die grenzüberschreitende Nutzung von Grubenwasser als Quelle und saisonaler Speicher von Wärme. „Wir wollen die Restwärme, die Unternehmen momentan noch in die Luft abgeben, sinnvoll nutzen, um Wohnhäuser, Büros und öffentliche Einrichtungen nachhaltig zu beheizen – und zwar grenzüberschreitend“, so Verhoeven.
Das Projekt hat ein Budget von rund 2,5 Millionen Euro. Davon fördert die EU rund 50 Prozent aus dem Interreg-Programm Meuse-Rhine und das Land NRW 30 Prozent. Cross_Heat trägt zu den Zielen des europäischen Interreg-Programms bei, das Grenzregionen dabei unterstützt, wirtschaftliche, soziale und territoriale Zusammenarbeit zu fördern. Das Projekt wird durchgeführt von der Gemeinde Kerkrade (federführend), der Gemeinde Landgraaf, der Stadt Herzogenrath, Parkstad Limburg, der Städteregion Aachen, dem ITEM-Institut der Universität Maastricht, Fraunhofer IEG, NRW.Energy4climate, Vito NV und Cluster Tweed. Quelle: Fraunhofer IEG / ms