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Wärmewende braucht Gasende

Die Zahlen zum Heizungsabsatz in Deutschland im vergangenen Jahr sehen für die Ökowärme super aus. Die Solarthermie hat hinzugewonnen: 26 Prozent mehr Kollektorfläche wurde installiert. Wärmepumpen schneiden ebenfalls bestens ab: plus 37 Prozent. Eine noch größere Steigerung hat es bei Biomasseanlagen gegeben: um 138 Prozent verbessert. Und Pelletsheizungen erst: satte 206 Prozent mehr. Ist das der Durchbruch?

Die erneuerbaren Energien scheinen einen Boom im Heizungsmarkt zu erleben – leider nur auf den ersten Blick. Wer sich die Stückzahlen ansieht, dem zeigt sich ein anderes Bild. Die hohen Zuwachsraten gründen auf einem vergleichsweise bescheidenen Absatz. So wurden im vergangenen Jahr zwar 120 000 Wärmepumpen und 54 000 Biomasseheizungen in­stalliert. Im Gesamten machte der Markt aber 842 000 neue Wärmeerzeuger aus. Sprich: Der Absatzanteil für Wärmepumpen lag nur bei 14,3 Prozent, für Biomasseheizungen sogar lediglich bei 6,4 Prozent. Sieht so eine Wärmewende aus?

Das Gros des Absatzes entfiel auf Gaskessel. Satte 623 500 Stück. Das heißt, dass jede dritte neue Heizung für die kommenden zwei Jahrzehnte einen fossilen Brennstoff verbrennen wird. Der Absatz der Gasheizer ist 2020 sogar um sechs Prozent gestiegen. Wärmewende? Klimakrise?

Die Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Zwar hatte die Bundesregierung für das vergangene Jahr die Zuschüsse für Ökoheizungen im Marktanreizprogramm stark erhöht und damit sicherlich den Aufschwung ausgelöst. Doch gleichzeitig gab und gibt es weiterhin staatliche Gelder für die Installation einer Gasheizung, wenn sie mit einer Anlage kombiniert wird, die erneuerbare Energien nutzt oder die ökologische Erweiterung innerhalb von zwei Jahren vorgesehen ist.

Zu Recht moniert die Deutsche Umwelthilfe, dass die Bundesregierung mit ihrem Förderprogramm für das Heizen mit erneuerbaren Energien ein Gasförderprogramm auf den Weg gebracht hat. Sie beziffert den Förderbetrag für Gasheizungen im vergangenen Jahr auf immerhin 350 Millionen Euro.

In Deutschland arbeitet laut dem Bundesverband der Heizungsindustrie nur jede fünfte Heizung effizient und nutzt erneuerbare Energie. Millionen alter Ölkessel müssen modernisiert werden – klimagerecht. Nicht irgendwann in der Zukunft, wenn Gasheizgeräte vielleicht sogenannte Green Gases oder grünen Wasserstoff verheizen können, sondern jetzt. Dafür braucht es andere Signale von der Politik. Österreich macht es vor: Das Nachbarland hat sein Altkesselaustausch- und Sanierungsprogramm umbenannt: von „Weg von Öl“ in „Weg von Öl und Gas“.

In den vergangenen 15 Jahren hat sich im deutschen Heizungsmarkt eine Gaswende vollzogen. Nun wird es Zeit für eine Erneuerbare-Energien-Wende. Ein Durchbruch ist erst geschafft, wenn sich der Boom der Ökowärme nicht mit Wachstumszahlen im dreistelligen Prozentbereich ausdrückt, sondern sich die Zahl der installierten Biomasseheizungen, Solaranlagen und Wärmepumpen im höheren dreistelligen Bereich bewegt.■

In unserem Schwerpunkt zeigen wir Ihnen, dass es für erneuerbare Energie auch im Heizungsmarkt keine Grenzen gibt. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

Ihr GEB Redaktionsteam