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Gebäudebereich bereitet Sorgen bei Klimaschutzzielen

„Das ist grundsätzlich eine erfreuliche Bilanz“, sagt der Vorsitzende des Deutschen Energieberater-Netzwerks (DEN), Hermann Dannecker. „Allerdings ist allen klar, dass hier die Folgen der Corona-Pandemie sichtbar werden.“ So weise selbst das UBA darauf hin, dass rund ein Drittel der Emissionsrückgänge auf die Pandemie zurückzuführen seien. Insbesondere beim Verkehr und auf dem Energiesektor habe dies zu erheblichen Einsparungen geführt.

„Sorgen macht uns nach wie vor der Gebäudebereich. Er ist der einzige Sektor, der die Klimaschutz-Ziele im vergangenen Jahr verfehlt hat“, sagt Dannecker. “Das müsste aber nicht sein, denn gerade hier ließe sich ein erhebliches Potential heben und aktivieren.“ Der Expertenrat für Klimafragen, den das neue Bundesklimaschutzgesetz vorsieht, werde nun innerhalb der nächsten Wochen seine Einschätzung dazu abgeben, so der Ingenieur. Dann müsse das Bundesbauministerium unter der Führung von Horst Seehofer konkrete Vorschläge vorlegen, wie die Bilanz verbessert werden soll. Es gelte jetzt schnell zu handeln.

Politik setzt Signale mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude

„Wir sollten diese jetzt vorgelegte Klimabilanz richtig interpretieren und nutzen, denn die unbefriedigenden Zahlen im Gebäudebereich sind auch die einzig von der Corona-Krise unverfälschten“, so Dannecker. „Bei der Mobilität und im Energiesektor wurde deutlich weniger emittiert an Treibhausgasen, weil deutlich weniger verbraucht wurde. Sobald die Wirtschaft wieder anspringt, dürften auch hier die Emissionen wieder ansteigen.“

Mit der seit Anfang des Jahres gültigen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) und der zu diesem Zeitpunkt eingeführten CO2-Bepreisung setze die Politik Signale. Die gelte es jetzt zu verstehen und entsprechend zu handeln. Dannecker: „Die technischen Möglichkeiten, auch bei Bestandsgebäuden erhebliche Einsparpotenziale zu aktivieren, sind vielfältig. Hier gilt es, frühzeitig Fachleute zu Rate zu ziehen und eine strategische Planung zu entwerfen: einen individuellen Sanierungsfahrplan. All das wird staatlich gefördert und lohnt sich auf Dauer - sowohl ökonomisch als auch ökologisch!“

Wenn Corona erst einmal im Griff sei und die Menschen ihre althergebrachten Gewohnheiten wieder pflegten, dürfe die Klimabilanz nicht wieder abrutschen. Dannecker: „Jetzt ist die Zeit umzudenken und umzusteuern!“

Deutschland ist bei Klimazielen noch nicht auf Kurs

„Deutschland ist weiterhin nicht auf Kurs, die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Dass im Gebäudebereich die 2020-Ziele verfehlt wurden, ist nicht verwunderlich, da die Menschen im letzten Jahr mehr Zeit in größtenteils unsanierten Gebäuden verbracht haben,“ teilt Christian Noll von der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff). Im Industriesektor seien die Ziele vor allem am durch krisenbedingt gesunkene Energienachfrage erreicht worden. Ohne die Auswirkungen der Corona-Krise hätte die Bundesregierung ihre selbstgesteckten Ziele krachend verfehlt. „Das zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist. Die Bundesregierung muss mit dem Sofortprogramm den Rahmen dafür schaffen, schnell die Gebäude mit den höchsten Verbräuchen zu modernisieren“, fordert Noll.

Kai Warnecke von Haus und Grund kann ambitionierteren Zielen im Gebäudebereich wenig abgewinnen. „Selbstverständlich war dort dann auch der CO2-Ausstoß höher. Wer daraus nun Handlungsdruck ableiten möchte, ist nicht am Klima interessiert, sondern will die Menschen für dumm verkaufen“, kritisierte er. pgl

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