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Die Welt steht still und bangt

Beim Schreiben der ersten Zeilen dieses Editorials hatten sich offiziell weltweit 718 797 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert, es gab 33 671 Tote durch die Folgen der Atemwegserkrankung und 192 von den 195 Staaten auf unserem Planeten waren von Infektionen durch Covid-19 betroffen1. Jetzt, wo Sie dieses Editorial lesen, sind die Zahlen weitaus höher, die Zustände in den Kliniken der besonders stark betroffenen Länder angespannter, das öffentliche Leben ist immer noch eingeschränkt und die Weltwirtschaft geht unter den Folgen der Pandemie mehr und mehr in die Knie. Längst geht es nicht mehr darum, wieviele Menschen sich täglich infizieren, sondern in welchem Zeitraum die Zahl der Infizierten sich verdoppelt.

Die Krise hat schonungslos offengelegt, wie verwundbar die Zivilisation gegenüber einer Bedrohung ist, die sich nicht mit Macht, Geld, Waffen oder den Mitteln der Wissenschaft und Forschung binnen kurzer Zeit besiegen lässt. Niemand hätte sich noch vor wenigen Monaten vorstellen können, worüber heute Abend für Abend im Fernsehen, tagtäglich in den Zeitungen und im Internet berichtet wird. Es ist der Stoff, aus dem Science-Fiction-Thriller entstehen … geschlossene Grenzen, Einstellung des Flugverkehrs, gestrandete Kreuzfahrtschiffe, radikale Kontaktsperren für die Bevölkerung, Hamsterkäufe, überfüllte Krankenhäuser, milliardenschwere Hilfspakete, Handytracking infizierter Personen und, und, und. Ursache: Ein Virus, das sich rasend schnell um den Erdball verbreitet und gegen dessen gesundheitliche Folgen es noch keine Arznei gibt – von einem wirksamen Impfstoff in absehbarer Zeit ganz zu schweigen. Wie lange diese Krise die Welt in Atem hält und was für ein Schlachtfeld dieser unsichtbare Feind hinterlassen wird, das vermag im Moment niemand wirklich vorherzusagen.

Was in Anbetracht der sich überstürzenden Geschehnisse, der Unsicherheit und Angst komplett aus dem Blick gerät, sind die Schlagzeilen, die uns vor dem Ausbrechen dieser Pandemie beschäftigt haben. Erinnern Sie sich noch an Greta Thunberg? Die Friday-for-Future-Bewegung? Das Virus mag auf Wochen hinaus das Thema Nummer eins bleiben – das Klima wird sich in seinem Wandel davon nicht aufhalten lassen. Der nächste heiße Sommer steht uns bevor, Waldbrände und Unwetterkatastrophen werden unbeeindruckt von Covid-19 unseren Alltag weiterhin begleiten und das Leben auf diesem Planeten massiv beeinträchtigen. Die Schwierigkeiten im Umgang mit der Pandemie, die schonungslos Versäumnisse und Fehler im Welthandel, in der Politik und im Gesundheitswesen offengelegt haben, sind eine Blaupause für die zu erwartenden Schwierigkeiten im Umgang mit dem Klimawandel: Die Folgen der sich ausbreitenden Infektionszahlen korrelieren mit den Umweltproblemen durch steigende CO2-Emissionen, kollabierende Wirtschaftszweige und belastete Gesundheitssysteme wird es auch infolge von Dürren und Hitzeopfern geben. Brütend heiße Sommer jenseits der 40 °C schwächen den menschlichen Organismus soweit, dass das öffentliche Leben wie bei den aktuellen Kontaktsperren spürbar zum Erliegen kommt. Wir hatten’s bereits – schon vergessen? Jetzt, wo ich nach etwa zwei Stunden am Ende dieses Editorials angekommen bin, sind bereits 723 598 Menschen an dem Coronavirus erkrankt, 33 871 sind gestorben1. Leider gibt es noch keine Website, die in gleicher Akribie die CO2-Emissionen und die durch den Klimawandel bedingten Toten erfasst – vielleicht dann in zwei Jahren, wenn Covid-19 überstanden ist und wir wieder Zeit haben, uns ums Klima zu kümmern.

Viel Freude beim Lesen und bleiben Sie gesund:

Ihre Claudia Siegele