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20 Jahre GEB: Rück- und Ausblick von oben

Wie nimmt eigentlich die „obere Etage“ des Gentner-Verlags den GEB wahr? Claudia Siegele, dienstälteste GEB-Redakteurin, sprach mit dem Geschäftsführer Robert Reisch über die Anfänge und den Wandel in 20 GEB-Jahren.

Herr Reisch, als der GEB 2005 als neue Fachzeitschrift aus der Taufe gehoben wurde, war noch Ihr Vater Erwin Fidelis Reisch der Geschäftsführer bei Gentner – Sie haben damals in Tübingen Jura studiert. Erinnern Sie sich noch an die Jahre, als es damals mit dem GEB losging?

Natürlich, da sind meine persönlichen Erinnerungen sehr präsent. Wenn man im Familienunternehmen aufwächst, ist die Entwicklung im Unternehmen stets ein großes Thema in der Familie. Der GEB war über viele Jahre die jüngste Erweiterung unseres Portfolios. Und vor allem eine gänzlich neue Zielgruppe, die wir damit neu für Gentner erschlossen haben. In den ersten Jahren nach der Gründung war er auch ein wenig der „Exot“ unter den Medienmarken bei uns im Haus.

Die Printausgabe ist immer noch das „Kernprodukt“ des GEB, aber in den vergangenen Jahren sind wir Gebbies viel digitaler geworden und haben mit Podcasts, Video-Channels, Signal-Chatgruppe, News und Newsletter sowie Webinaren neue Wege beschritten, um mit der Branche zu kommunizieren. Das war kein Zufall, dass dieser Wandel in die Zeit fiel, als Sie die Geschäftsführung des Verlags im Jahr 2020 übernommen haben – was war Ihre Strategie dabei?

Meine Strategie damals wie auch heute noch lautet: Fachinhalte mit hoher Relevanz dort zu veröffentlichen, wo unsere Zielgruppen sind. Da die Mediennutzung in der Energieberatung in den vergangenen Jahren einem konstanten Wandel unterworfen war, gilt dies auch für den GEB und seine treuen Leserinnen und Leser. Die Arbeitsplätze in der Energieberatung sind heute größtenteils Bildschirmarbeitsplätze. Dem entsprechen wir mit einem breiten Angebot an digitalen Formaten, ohne das Heft – das Fachmagazin – zu vernachlässigen. Das zweifellos auch absehbar eine Fangemeinde haben wird. Geholfen hat uns oder mir dabei sicherlich der Beginn der Pandemie Anfang 2020 als Turbo für ein schnelles digitales Wachstum. Insofern doch auch etwas Zufall … das Glück des Tüchtigen.

Print hat aus Sicht vieler Auguren als klassisches Informationsmedium in naher Zukunft ausgedient. Gilt das auch für Fachzeitschriften? Gibt’s den GEB denn bald nur noch Online?

Obwohl mein Smartphone mir jeden Abend sagt, dass ich mit ihm zu viel Zeit verbracht habe im Laufe des Tages, kann ich ein klares Bekenntnis für Print abgeben: Den GEB wird es auch weiterhin und für lange Zeit noch gedruckt geben. Ich bin überzeugt, dass ein starkes Print-Magazin in der Zielgruppe auch in Zukunft ein relevantes Medium sein wird. Die Art der Inhalte wird sich sicherlich verändern im Laufe der Zeit, aber die Vorteile von gedruckten Medien sind offenkundig und werden bleiben. Am Ende des Tages entscheiden unserer Leserinnen und Leser, auf welchem Kanal sie welche Formate haben wollen. Dafür sind wir gut gerüstet.

Stellen Sie beim GEB über die Jahre eine strategisch-inhaltliche Entwicklung beziehungsweise erkennbare Veränderung in den Themenschwerpunkten fest?

Innerhalb von 20 Jahren verschieben sich die thematischen Schwerpunkte selbstredend in gewissen Abständen. Mit dem GEB – als Abbild der Energieberatung an sich – stehen wir stellvertretend für die Veränderungen der gesamten Profession in den vergangenen zwei Dekaden. In den vergangenen vier bis fünf Jahren war insgesamt sicherlich ein starker Fokus auf dem Thema Wärmeerzeugung mit all seinen Ausprägungen erkennbar. Auch der GEB konnte sich den Buzzwords „Heizungsgesetz“ und „Wärmepumpe“ nicht entziehen. Ich sehe auch, dass der GEB nicht mehr der inhaltliche Exot bei Gentner ist, sondern mehr Schnittmengen mit anderen Titeln aus unserem Port-
folio hat – sowohl bei der Gebäudetechnik als auch der Gebäudehülle, insbesondere aber die stärker redaktionell begleiteten Themenfelder Photovoltaik und auch Klimatisierung von Gebäuden. Dies wird uns zukünftig – aufgrund klimatischer Veränderungen in Deutschland – beim GEB noch stärker inhaltlich beschäftigen.

Inzwischen ist mit Joachim Berner binnen 20 Jahren der dritte Wechsel bei der GEB-Chefredaktion vollzogen. Nach zwei Frauen – Britta Großmann und Pia Grund-Ludwig – trauen Sie nun erstmals einem Mann zu, den GEB zu leiten. Der weibliche Anteil in der Redaktion ist hingegen nahezu dahingeschmolzen. Wird das gut gehen?

Diese statistischen Werte kannte ich bisher nicht, vielen Dank für den Hinweis. Verglichen mit prominenten Fußballvereinen im Ländle und ihrem Trainerverschleiß haben wir damit, finde ich, eine sehr gute Quote mit drei Wechseln in 20 Jahren. Ich bin sehr optimistisch, dass mit Joachim Berner ein hervorragender Chefredakteur ein exzellentes Redaktionsteam dirigiert. Ganz genderneutral vor allem aufgrund der Tatsache, dass er der erste gebürtige Schwabe auf diesem Posten ist. Das qualifiziert ihn alleine schon zu höchsten Ämtern.

Wie nehmen Sie die Community der Energieberatungsbranche wahr? Immerhin sind die meisten Energieberater jenseits der Fünfzig und viele davon sind treue GEB-Abonnenten. Wie schätzen Sie das Informationsbedürfnis und -verhalten der Social-Media-Generationen ein?

Die Energieberater sind eine der loyalsten und gleichzeitig aktivsten Zielgruppen, die wir bei Gentner betreuen. Teilweise bestehen die Beziehungen seit Jahrzehnten und überdauern so manchen kurzfristigen Trend. Der demografischen Entwicklung können wir uns natürlich nicht entziehen, und es wird in den kommenden Jahren auch zu einem Wechsel bei unseren Leserinnen und Nutzern kommen. Ich verfolge aber auch mit großer Freude, dass verstärkt junge Menschen den Weg in die Energieberatung finden und ihren Beitrag zur Energiewende leisten wollen. Durch unsere stetig wachsende Signal-Gruppe und den regen Austausch auf den LinkedIn-Profilen sehe ich, dass auch auf den digitalen Kanälen ein intensiver Informationsbedarf herrscht.

Für Architekten, Ingenieure, Bauphysiker, Handwerker und Schornsteinfeger ändert sich das Berufsbild derzeit grundlegend – Stichwort: künstliche Intelligenz, sozusagen der Turbo für die digitale Transformation. Braucht es da künftig überhaupt noch gut ausgebildete Fachredaktionen? Wie geht ein Fachverlag wie Gentner mit dieser Herausforderung um?

Ich bin überzeugt, dass in Zeiten stetig wachsender Informationsangebote das kluge und nutzwertige Zusammenfassen, Kommentieren und Einordnen des Branchengeschehens eine entscheidende Rolle für unsere Zielgruppen spielt. Dies wird auch im digitalen Zeitalter und mit wachsender Durchdringung von KI-Modellen Bestand haben und Kernaufgabe unserer Fachredaktionen sein. Für uns als Medienanbieter heißt es daher, den Fokus noch klarer auf relevante und nutzwertige Inhalte zu lenken, unabhängig vom medialen Format. Künstliche Intelligenz wird die Redaktionsarbeit dabei zukünftig noch effizienter machen, ersetzen wird sie sie absehbar jedoch nicht können. Bei Gentner nehmen wir diese Herausforderung an und machen unsere Redakteurinnen und Redakteure, auch beim GEB, diesbezüglich fit für die redaktionelle Zukunft.

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