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ENERGIEBERATUNG

So sehen Energieberater die BAFA-Förderung

Nützt oder stört die geförderte Energieberatung, fragten wir im April. Damals hatte die Hälfte die geförderte Vor-Ort-Beratung als nützlich eingestuft, für 13% spielte sie keine Rolle, 37% bezeichneten sie sogar als Störfaktor.

Überrascht von diesem Ergebnis haben wir über den letzten GEB-Infoletter noch einmal genauer nachgefragt. Zusätzlich zu der Einschätzung – nützt, spielt keine Rolle, stört – fragten wir, wie viele geförderte und wie viele ungeförderte Energieberatungen in den letzten zwölf Monaten durchgeführt wurden und seit wann Vor-Ort-Beratungen vorgenommen wurde.

Insgesamt 37 Energieberater haben sich bei uns gemeldet. Zusammen haben sie in den letzten zwölf Monaten 1130 bzw. 725 geförderte und 405 ungeförderte Vor-Ort-Beratungen durchgeführt. Durchschnittlich sind dies 30,5 Beratungen, davon 64% gefördert und 36% ungefördert. Die Spannbreite reicht von 4 bis zu 95 Beratungen innerhalb der letzten zwölf Monate. Allerdings ist die Verteilung gefördert/ungefördert auf die einzelnen Berater sehr ungleichmäßig, wie die Grafik veranschaulicht. 80% der ungeförderten Energieberatungen werden von nur 12 Beratern (33%) durchgeführt. Bei der geförderten Beratung vereinen die 12 aktivsten Berater „nur“ gut 73%.

Ergebnisse der GEB-Infoletter-Umfrage zur geförderten Vor-Ort-Beratung.
Ergebnisse der GEB-Infoletter-Umfrage zur geförderten Vor-Ort-Beratung.
Ergebnisse der GEB-Infoletter-Umfrage zur geförderten Vor-Ort-Beratung.


Die Bewertung ist bei der differenzierten Nachfrage wesentlich ausgeprägter. 62% gaben an, dass die geförderte Vor-Ort-Beratung nützlich ist, 22% schätzen sie als störend ein. 16% gaben an, dass sie keine Rolle spielt. Vergleicht man innerhalb dieser Bewertungen die geleisteten Beratungen, verstärkt sich die Polarisierung sogar:
  • Die Gruppe, die „nützlich“ angab, vereint 89% aller geförderten und nur 37% der ungeförderten Energieberatungen auf sich. Insgesamt hat sie mit zusammen 796 Vor-Ort-Beratungen etwa 70% aller Beratungen vorgenommen. Mit 34,5 Beratungen liegt diese Gruppe rund 13% über dem Durchschnitt.
  • Die Gruppe, die „stört“ angab, kommt zusammen auf 157 Beratungen und leistete im Durchschnitt 19,5 Beratungen in den letzten 12 Monaten. Die durchschnittliche Verteilung ist nahezu ausgewogen: 9,5 gefördert, 10 ungefördert.
  • Wer allerdings „spielt keine Rolle“ angegeben hat, hat offensichtlich ein klares Leistungsprofil gefunden: Durchschnittlich bringen es hier die Energieberater auf 29,5 Beratungen innerhalb der letzten 12 Monate, davon 28,5 ohne Förderung.

Die Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, zeigt aber dennoch Tendenzen auf. Vergleicht man das Votum mit dem jeweiligen Einstiegsdatum in das Geschäftsfeld Energieberatung, ergeben sich keine signifikanten Unterschiede. Auffällig ist allerdings, dass sich die Hälfte erst seit höchstens zwei Jahren mit Vor-Ort-Energieberatung beschäftigt. Wer bereits mindestens ein Jahr berät, kommt im Durchschnitt auf immerhin 27,5 Beratungen, davon 61% gefördert. Rechnet man die Zahlen der Umfrage auf geschätzte 14.000 vom BAFA geförderte Energieberatungen in den letzten zwölf Monate hoch, gehört bundesweit nur bei etwas mehr als 600 Beratern das Vor-Ort-Programm überhaupt zum Leistungsspektrum (mehr als eine Beratung in den letzten zwölf Monaten).

Kritik am BAFA-Vor-Ort-Beratungsprogramm
Bei der Kritik am Vor-Ort-Beratungsprogramm sind sich die Energieberater einig: Zu bürokratisch, zu langsam, zu unflexibel. Auch der amtliche Charakter stört: Beispielsweise seien durch die „Fördertabelle“, die alle Beratungsempfänger als Preisliste verstehen, Höhere Honorare kaum durchsetzbar. Problematisch sei die „BAFA-Preisliste“ deswegen vor allem, wenn man mit eigenen Marketingideen Kunden gewinnen will.

So ist für viele Energieberater der Eintrag auf der BAFA-Liste derzeit die einzige Werbung; eigene Konzepte werden selten ausprobiert. Komfort- und Wertsteigerung der Immobilie, Finanzierung sowie die individuelle Beratung als Zusatznutzen der Energieberatung bleiben meistens auf der Strecke, weil die Tabellenhonorare dafür nicht ausreichen. Schon für die normale Leistung werden sie angesichts des hohen Bürokratieaufwands und der langen Wartezeiten ohnehin als unangemessen angesehen. Was in seinem Büro die BAFA-Bürokratie verschlingt, rechnete uns ein Energieberater vor: „Von den 300 Euro Zuschuss ’verbrauche’ ich rund die Hälfte für Schriftverkehr und Nachweise mit dem BAFA.“ Allein für den Nachweis der Beratung sind erforderlich: Beratungsbericht, Entwurf der Rechnung, Nachweis über Übergabe des Beratungsberichts und Bescheid sowie der Nachweis der Zahlung mit Kontoauszug.

Einige Energieberater nehmen deswegen schon gar nicht mehr jede Anfrage an und machen Vor-Ort-Beratungen nur noch als „Lückenfüller“ oder „Fingerübung“, betreiben sie aber nicht als Geschäftsmodell. Geschweige denn, dass sie gezielt akquirieren: „Für das Honorar und den Aufwand macht es keinen richtigen Spaß.“ Zusätzlich lassen die Beratungsempfänger dann auch noch Frust beim Berater ab, wenn etwa in der Wartezeit die KfW die Zinsen angehoben hat. Bei aktuell ca. zwölf Wochen zwischen Erstbesuch und Aushändigung sowie steigenden Zinsen dürfte das zum Dauerthema werden, denn KfW-Kredite sind mit Abstand die Hauptmotivation der Beratungsempfänger. Vorgeschlagen wird deswegen auch, die Vor-Ort-Beratungsmittel der KfW zuzuordnen, bei der Kreditvergabe grundsätzlich eine Vor-Ort-Beratung zu verlangen und den Kredit um ein auskömmliches tilgungsfreies Honorar für den Energieberater aufzustocken.

Kritik gibt es auch an dem BAFA selber. Formulare, die nicht ohne weiteres PC-tauglich sind, die seltene telefonische Erreichbarkeit und vor allem die lange Bearbeitungszeiten wurden uns genannt. Ein Energieberater schrieb uns noch gestern: „Am 16. Februar wurde ein Antrag auf Beratungsförderung gestellt, bis heute erging kein Bescheid. Bisher kamen nur Briefe, dass es noch mindestens 8 Wochen dauern wird.“

Bei allem Verständnis für Pannen bei der Fördermittelbereitstellung, Regierungswechsel, EnEV-Startschwierigkeiten und Bundeshaushaltsverabschiedung – weniger Geduld haben die Energieberater damit zu erfahren, wie es nach dem 31. Dezember 2006 mit der Förderung von Energieberatung weitergeht: „Es ist kaum zu glauben, welche Ruhe die in Berlin und Frankfurt haben, während wir nicht wissen, wie wir uns ausrichten sollen.“ GLR