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Energieträger

Kernenergie in Deutschland: Kosten über 1 Bio. Euro

Die Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung in Deutschland hat seit den 1950er-Jahren geschätzte gesamtgesellschaftliche Kosten von mehr als 1 Bio. Euro verursacht. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Greenpeace Energy erstellt hat. Die Summe umfasst staatliche Förderungen, Verkaufspreise des Stroms sowie externe Kosten.

Deutschlands Einstieg in die zivile Nutzung der Kernenergie begann am 20. Oktober 1955 mit der Gründung des Bundesministeriums für Atomfragen begonnen. Seither sind hierzulande mit staatlicher Förderung mehr als 100 Atomanlagen in Betrieb gegangen – kommerziell genutzte AKWs ebenso wie Forschungsreaktoren und Lager für radioaktiven Müll.

287 Mrd. Euro an staatlichen Förderungen

Das FÖS hat die seit 1955 erfassbaren Förderungen und staatlichen Ausgaben zusammengetragen. 287 Mrd. Euro machen in diesem Zeitraum allein direkte und indirekte staatliche Förderungen aus: Finanzhilfen, Forschungsausgaben oder Steuervergünstigungen, aber auch Vorteile für Atomkonzerne durch den Emissionshandel oder eigene Rückstellungen. Weitere 9 Mrd. Euro entfallen auf sonstige staatliche Kosten, etwa für Polizeieinsätze bei Castor-Transporten oder für von der Bundesrepublik übernommene Atom-Folgekosten als staatlicher Nachfolger der DDR.

Zwischen 2007 und 2019 bis zu 533 Mrd. Euro

„Ein Großteil dieser Kosten war im Strompreis nie enthalten, weshalb Atomenergie fälschlicherweise als kostengünstige Stromquelle galt“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy. Für eine Gesamtbilanz der gesamtgesellschaftlichen Kosten von Strom aus Kernkraftwerken werden in der Studie neben den Belastungen für den Staatshaushalt auch der Verkaufspreis des Stroms sowie externe Kosten ermittelt, die die Atomkonzerne jahrzehntelang auf die Gesellschaft abwälzen konnten, etwa das Risiko von Störfällen.

Allein zwischen 2007 und 2019 – der Zeitspanne mit der besten Quellenlage – summieren sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Atomstrom laut FÖS auf bis zu 533 Mrd. Euro. Hochgerechnet auf den gesamten Zeitraum seit 1955 gehen die Forscherinnen und Forscher auch bei konservativen Annahmen davon aus, dass die Summe der gesamtgesellschaftlichen Kosten die Billionengrenze deutlich überschreitet.

Staatliche Ausgaben fallen auch nach 2022 an

Ende 2022 wird die Stromerzeugung aus Kernenergie in Deutschland beendet – dennoch ist die Endlagerfrage derzeit ungelöst und die Produktion von Kernbrennstoff soll weitergehen. Auch nach 2022 fallen entsprechend hohe staatliche Ausgaben an.

Laut FÖS sind Kosten in Höhe von mindestens 7 Mrd. Euro bereits konkret absehbar, die nicht von den AKW-Betreibern abgedeckt werden: Für die Sanierung des Atomlagers Morsleben und des Forschungsendlagers Asse sowie des Uranerzbergbaus Wismut oder für die Stilllegung ehemaliger AKW-Standorte.

Noch nicht quantifizierbar sind künftige Beitragszahlungen Deutschlands für internationale Atom-Organisationen. „Weitere staatliche Ausgaben könnten hinzukommen – vor allem, wenn der 2017 eingerichtete Atomfonds nicht ausreicht, um die Kosten für ein künftiges Endlager zu decken“, sagt Studienleiterin Swantje Fiedler vom FÖS. GLR

Download der Studie: Gesellschaftliche Kosten der Atomenergie - eine Zwischenbilanz