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Tübingen glänzt mit einem Büroturm in Holz-Hybrid-Bauweise

Nur wer in der Bauphase des Öfteren den Bauzaun am Westspitz gestreift und durch ein Loch gekiekt hat bekam mit, dass für das Stapeln der sieben Geschosse jede Menge heimisches Fichtenholz in Form von Brettschichtdecken, Stützen und Bindern angeliefert und verbaut wurde. Tatsächlich zählt die hier umgesetzte Holz-Hybrid-Konstruktion zu einer der ersten in dieser Größenordnung in Deutschland. Dabei sorgte die spitz zulaufende Grundrissform für einiges Kopfzerbrechen, um rechtwinklige Deckenformate für die sieben Meter überspannenden Holzdeckenelemente zu erhalten. Gelöst wurde das Problem mit einem dreieckigen aussteifenden Betonkern, dessen Stahlbetondecken wie eine Hutkrempe auskragen und so ein Auflager für die 200 Millimeter dicken Holzdeckenelemente bieten, die fassadenseitig ihre Lasten wiederum auf Holzstützen und -bindern abtragen. Gemeinsam mit den 100 Millimeter Aufbeton sorgen die Massivholzdecken in Kombination mit einem gedämpften Hohlraumboden für ausreichenden Trittschallschutz zwischen den Geschossen. Diese Hybridkonstruktion beginnt über dem massiven, mit Klinkern verblendeten Sockelgeschoss, das ganz verschiedene Gewerbeeinheiten beherbergt, darunter Gastronomie, Tanzschule, ein anmietbarer Multifunktionssaal und andere.

Fassadenintegrierte PV-Anlage: mehr Sein als Schein 

Irgendwann in der späten Bauphase verschwand dann die Holz-Hybrid-Konstruktion hinter der Metallfassade aus pulverbeschichteten Aluminiumblechen, in der, man glaubt es nicht, eine fassadenintegrierte PV-Anlage aus CIS-Dünnschichtmodulen steckt, die in Kombination mit einer Aufdachanlage pro Jahr mehr als 37 Megawattstunden an Solarstrom produziert. Betreiber der PV-Anlage sind die Stadtwerke Tübingen. Dass sich die Module nicht deutlich zeigen, sondern farbgleich durch aufgebrachten Siebdruck von den Aluminiumblechen nicht oder für den peniblen Betrachter eben kaum zu unterscheiden sind, ist wesentlicher Bestandteil der Fassadengestaltung, die harmonisch, aber auch wartungsarm und rückbaubar sein sollte. Was den Widerspruch zwischen ökologischem Holz-Hybrid-Tragwerk und energieintensiver Aluminiumfassade auflöst – ähnlich wie bei Holz-Alufenstern steht hier der Gedanke einer langlebigen und recyclingfähigen Fassade im Raum, die ihre ökologischen Grundsätze nicht Anerkennung heischend auf dem Silbertablett serviert, sondern ganz pragmatisch und nüchtern ausspielt.

Was außerdem an Technik und klimagerechter Bauweise in dem Neubau steckt, lesen Sie in dem GEB-Beitrag „Trojanisches Pferd“. Den gesamten Artikel finden Sie in Heft 05-2021

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