Springe zum Hauptinhalt Springe zum Hauptmenü Springe zur SiteSearch

Berufsbild Energieberatung sorgt für Orientierung

Ähnlich wie es 80 Millionen Trainer der Fußballnationalmannschaft gebe, gebe es auch 80 Millionen Energieberaterinnen und Energieberater, steigt Stefan Bolln, seit Mai neuer Vorsitzender des Energieberatendenverbands GIH, mit deutlich ironischem Unterton in den Podcast ein. Jede und jeder habe zu dem Thema etwas zu sagen. Damit ist er natürlich nicht zufrieden: „Für Klarheit, Wahrheit und Transparenz wäre es ganz gut, wenn Energieberatung ein Berufsbild bekäme.“

Auch bei der Sommerumfrage 2023 des Gebäude-Energieberater war die Meinung dazu eindeutig: Zwei Drittel der über 700 Antwortenden erklärten, dass ihnen das Thema des Berufsbilds wichtig ist. Sie haben damit auch ihren Berufsverbänden die Aufgabe mit auf den Weg gegeben, sich um das Thema zu kümmern.

Der Eintrag in die Energieeffizienzexpertenliste reiche nicht aus, um für die notwendige Klarheit über Aufgaben und Anforderungen an die Energieberatung zu sorgen, argumentiert Bolln. „Die Liste war ein hervorragender Beginn und ist ja auch nach außen ein Qualitätsmerkmal“, erklärt er. Sie umfasse aber nicht alle Tätigkeitsfelder. Wenn etwa öffentliche Verwaltungen, Immobilienverwalter oder Kreditinstitute Fachleute für Energieberatung suchen würden, dann sei die dazu notwendige Qualifikation sehr unterschiedlich. „Da wäre die Energieberatung das Fundament, von dem sich dann Spezialisierungen ableiten.“ Das Berufsbild, so seine Meinung, müsse breiter sein als die bisherige Zulassung für die Energieeffizienz­expertenliste.

In den Gesprächen seit seinem Amtsantritt im Mai habe er die zunehmende Akzeptanz und Relevanz der Energieberatung bei politischen und gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren wahrgenommen. „Wenn Energieberatung ein überragendes öffentliches Interesse darstellt, und in jedem Gespräch spielt das eine Rolle, dann glaube ich, sollten wir uns hinsetzen und das so beschreiben, dass jemand, der einen Energieberater sucht, jemand mit einer verlässlichen Qualifikation vor sich hat.“ Das sei aber noch ein langer Kommunikationsprozess, bei dem es darum gehe, richtig dicke Bretter zu bohren.
In der Diskussion ist dabei immer wieder auch ein Qualitätssiegel, das über den Eintrag in die Energieeffizienzexpertenliste hinausgehe. Auch das fanden zwei von drei Befragten der Sommerumfrage sinnvoll.

ür Bolln ist dabei eine der Fragen, ob man das privat organisieren sollte oder „ob wir als Energieberaterverband, zusammen mit den staatlichen Institutionen, da nicht vielleicht auch eine Vorreiterrolle einnehmen sollten.“ Bolln ist es wichtig, auch für die Beratungsbereiche, bei ­denen es nicht oder nicht erster Linie um Förderung mit öffentlichen Geldern geht, Qualifikationen zu definieren und nachweisbar zu machen. Es gebe viele Energieberatende, die nicht in der Energieeffienzexpertenliste eingetragen seien und dies auch nicht sein wollten. So könnte es Fachleute geben, die sich darauf spezialisieren, private Hausverwaltungen bei der Optimierung ihrer Bestände zu beraten. Wer darin fit ist, solle das auch dokumentieren können. Das gelte auch für neue Themen wie Energieaudits für Unternehmen, Lebenszyklus­analysen, Ressourceneffizienz, CO₂-Bilanzen, Einsparungsberechnungen, Produktionsplanung oder Energieeinkauf. Die zentrale Beschreibung für einen Energieberater sei die eines „Kommunikators mit Fachwissen“, der mit Handwerkern, Planern und Architekten zusammenarbeite und für optimale Ergebnisse bei Ausbau und Sanierung sorge. pgl