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LESERBRIEFE

Billig-Thermografie: Ungewöhnliche Blautöne

Im letzten GEB-Newsletter (Schnelle Thermobilder: Oft falsche Aussagen) berichteten wir über eine Warnung sich auf Sanierungsempfehlungen aus billigen Thermografieangeboten zu verlassen. Der Tenor unserer Leser war (fast) einhellig: Endlich wird das öffentlich gemacht!

Was uns dann berichtet wurde, hat uns allerdings teilweise die Sprache verschlagen. Zum einen ist es die Dimension: Thermografie ist offensichtlich vielerorts ein Massengeschäft geworden: Werben die örtlichen Gasversorger mit beispielsweise „4 Thermografieaufnahmen für 100 Euro“ sind in einer mittelgroßen Stadt schnell bis zu 1000 Aufträge geschrieben und 100.000 Euro haben ihren Besitzer gewechselt.

Dass bei diesen Dimensionen die Anbieter nicht noch einmal mindestens dieselbe Summe für eine detaillierte Analyse (soweit dies überhaupt möglich ist) und individuelle Beratung nachschieben wollen, ist leicht nachvollziehbar. Doch damit ist die gesamte Tragweite noch nicht erfasst: Wenn bei den 1000 Thermografiekunden durch die Aktion Sanierungen ausgelöst werden, fehlen danach deutlich mehr als 100.000 Euro Umsatz beim Erdgasverkauf. Die Motivationen Kunden zu größeren Maßnahmen zu animieren, liegt deswegen nicht unbedingt im Interesse der Anbieter. Um dem vorzubeugen, wird hier und da auch ein wenig nachgeholfen. Von Orten aus ganz Deutschland wurde uns berichtet, dass Thermografien aus Massenaktionen in ungewöhnlichen Blautönen erstrahlen und signalisieren: Kein Handlungsbedarf. Oder wie es ein Energieberater schrieb: „Erst wurden die Häuser mit dem Energieausweis grün gemacht, jetzt werden sie blau gefärbt. Breit angelegte Billig-Thermografieaktionen sind häufig nichts anderes als Abzocke und sollen Sanierung gezielt verhindern.“

Preisgünstige Thermografie-Aktionen sind aber nicht grundsätzlich zu verdammen, sondern können auch als Tür- und Augenöffner fungieren, wie uns einige Leser ihre eigene Vorgehensweise erläutert haben. Es kommt eben darauf an, wie und mit welchen Interessen eine solche Aktion durchgeführt wird und wie mit dem Kunden dann kommuniziert wird. Ideal ist an der Thermografie, dass sie die einzige Form ist, den energetischen Zustand sofort mit den Sinnen/Augen zu erfassen. Doch nur wenn die Bilder fachgerecht interpretiert und die Grenzen aufgezeigt werden, sind sie für den Hauseigentümer nützlich und können dazu führen, dass sich der Kunde eingehend beraten lässt.

Unterm Strich bleibt die traurige Erkenntnis aus einer Zuschrift: „Es ist einfach schade, dass die Thermografie mit ihren unschlagbaren Möglichkeiten damit immer wieder negative Schlagzeilen erzeugt und der seriöse Thermograf Schwierigkeiten hat, für eine ordentliche Arbeit auch das entsprechende Honorar zu erzielen.“ GLR

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