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Produktvergleich Digitalkameras

Welche ist die “Richtige“?

Digitalfotos haben viele Vorteile: Sie können direkt vor Ort betrachtet, am PC weiterbearbeitet oder per E-Mail versandt werden, ohne einen Film entwickeln und ein oder mehrere Tage später die fertigen Abzüge abholen zu müssen. Die einfache und schnelle Handhabung – vom „digitalen Klick“ bis zur Anzeige auf dem PC-Monitor oder dem Ausdruck des Papierfotos – haben dazu geführt, dass eine Digitalkamera bei Planern und Handwerkern mittlerweile eine ähnliche Akzeptanz genießt wie ihr Handwerkszeug. Doch so robust sind Digitalkameras im Allgemeinen nicht. Deshalb offerieren mittlerweile einige Hersteller auch outdoor-taugliche Modelle, die auch mal einen Knuff unterwegs oder auf der Baustelle vertragen. Dieser Artikel geht der Frage nach, ob sich eine robuste Kamera tatsächlich besser für den Baubereich eignet als ein konventionelles Modell, das dafür mehr fotografische Möglichkeiten bietet. Doch bevor diese Frage beantwortet werden kann, sollte man sich zunächst anschauen, wo sich Digitalkameras im Büro und auf der Baustelle überall nützlich machen können.

Digitalkameras leisten wertvolle Dienste

Etwa bei der Baustellendokumentation: Will man nach der Baumaßnahme nicht mehr sichtbare oder zugängliche Details festhalten, um später zu wissen, was, wie und in welchem Umfang verbaut worden ist, sind Digitalfotos ideal: So haben Fotos von Dämmmaßnahmen im Boden-, Wand- und Dachbereich oder bei Heizleitungen einen großen dokumentarischen Wert. Auch der Baufortschritt oder Montageablauf lässt sich einfach und schnell festhalten. Eine die Montage behindernde Baustellensituation, Materialschäden oder Einbaufehler – all dies lässt sich inklusive eingeblendetem Datum und Uhrzeit im Foto dokumentieren – somit haben Fotos auch Beweischarakter. Dokumentarischen Wert haben Digitalfotos auch im Zusammenhang mit der Gebäudethermografie (siehe auch GEB 11-12/2008). Bei der „Bild-im-Bild“-Technik wird ein Digitalfoto mit einem Thermogramm-Ausschnitt überlagert, um so die jeweiligen Problembereiche besser zu verdeutlichen. Wer Mitbewerbern bei der Auftragsakquisition voraus sein will, greift ebenfalls zur Digitalkamera. Denn damit kann man potenziellen Bauherren vorher zeigen, wie es hinterher aussehen könnte. Entweder anhand ähnlicher, bereits realisierter Projekte oder mithilfe digitaler Fotomontagen (siehe auch GEB 4/2008), mit denen Akquisitionsunterlagen wirkungsvoll ergänzt werden können. Wer wenig Zeit für eine Bestandsaufnahme hat, nimmt die „Aufnahme“ wörtlich und fotografiert das zu verändernde Objekt. Spezielle Programme für das fotografische Aufmaß entzerren perspektivisch verzerrte Fotos, sodass man Fassaden oder Gebäudehüllen fotografisch aufmessen und maßstabsgerecht planen kann (siehe auch GEB 3/2008). Wer verbaute Massen/Mengen dokumentieren will, um bei der Prüfung von Rechnungen oder Nachträgen Streitfällen vorzubeugen, fotografiert einfach das Ergebnis. Anhand eines gut sichtbaren Zollstocks im Bild lässt sich später nahezu jedes Maß ermitteln. Unternehmensprospekte, Projektpräsentationen oder Artikel in der Regional- oder Fachpresse leben von Bildern. Für diese Publikationszwecke lassen sich Digitalfotos schnell und einfach verarbeiten und stellen Referenzobjekte ins rechte Licht. Auch wer sein Unternehmen und seine Dienstleistungen oder Projekte im Internet schnell, attraktiv und werbewirksam präsentieren will, greift zur Digitalkamera. Wie zeitsparend Digitalfotos sein können, zeigt sich schließlich im Zusammenhang mit der E-Mail-Korrespondenz: Mit dem Rotstift vorgenommene Änderungen in der Planpause lassen sich beispielsweise mit einem Foto dokumentieren und Projektbeteiligte per E-Mail über diese Änderungen in Sekundenschnelle informieren. Ebenso können technische Probleme oder Fragen zusammen mit Fachplanern gelöst werden: einfach ein klärendes Foto machen und per E-Mail versenden – so spart man Zeit, Porto- oder sogar Reisekosten.

Worauf man achten sollte

Die Digitalfotografie ist mittlerweile eine Wissenschaft für sich. Doch wer auf Grundlegendes achtet, mindert die Gefahr von Fehlkäufen. Thema Gehäuse: Ob baustellentauglich oder nicht – darüber entscheidet vor allem das Kameragehäuse. Nach der Bauart wird ganz grob unterschieden zwischen Kompakt-, Super-Zoom- und DSLR-Modellen. Digitale Spiegelreflex-Kameras (DSLR) sind aufgrund der Abmessungen und des vorstehenden Objektivs relativ sperrig, empfindlich und vergleichsweise teuer. Dennoch werden sie im folgenden Produktvergleich berücksichtigt, zumal jeder, der fotografisch ambitioniert ist, darauf schwört. DSLR-Kameras bieten dank der Möglichkeit des Objektivwechsels mehr Flexibilität und eine sehr hohe Bildqualität. Einen relativ guten Kompromiss zwischen fotografischer Flexibilität, Bildqualität und kompakten Abmessungen stellen Super-Zoom-Modelle dar, die mittlerweile einen erstaunlich gro­ßen Brennweitenbereich abdecken können (28 bis 500mm). Wer auf Stoß-, Staub- und Wasserdichtigkeit Wert legt, findet nur in der Kompaktklasse entsprechende Modelle. Hersteller wie Olympus, Pentax und Ricoh haben diese Marktnische erkannt und bieten seit einiger Zeit robuste Kameras an. Im folgenden Produktvergleich wurden neben ausgewählten konventionellen Modellen auch „Outdoor“-Modelle berücksichtigt. Eine davon (Ricoh Caplio 500G) wurde speziell als „Baustellenkamera“ mit großen Tasten für eine problemlose Bedienung auch mit Arbeitshandschuhen konzipiert. Optional ist sie mit GPS-Modul erhältlich (wie die ebenfalls aufgeführte Nikon Coolpix P 6000), was eine geografische Verortung von Fotos ermöglicht.

Thema Bildsensor: Der lichtempfindliche Halbleitersensor ist das zentrale Bauteil einer Digitalkamera. Damit werden analoge Bildinformationen in digitale Signale umgewandelt. Die Anzahl der Bildpunkte, das Format und die Technologie des sogenannten CCD- (Charge-Coupled Device) oder CMOS-Chips (Complementary Metal Oxide Semiconductor) bestimmen ganz wesentlich die Bildqualität. Je mehr Bildpunkte für eine Bildinformation zur Verfügung stehen, desto besser. Jedoch gibt es auch eine Obergrenze: viele Bildpunkte sind gleichbedeutend mit einem hohen Speicherplatzbedarf. 5 bis maximal 8 Megapixel-Chips gelten als Optimum zwischen Bildqualität und Dateigröße. Nur wer Präsentationsbilder in Postergröße ausdrucken oder präzise Foto-Aufmaße für die anschließende CAD-Planung anfertigen will, benötigt höhere Auflösungen. Wichtig ist auch das Format des Bildsensors. Je größer das in Millimetern oder Zoll angegebene Format, desto höher ist die Lichtempfindlichkeit und desto geringer die Gefahr von Bildstörungen (z.B. „Bildrauschen“). Aus Kostengründen werden bei gleicher Bildauflösung immer kleinformatigere Bildsensoren eingebaut, was beispielsweise dazu führt, dass bei schlechten Lichtverhältnissen verrauschte Bilder herauskommen.

Thema Objektiv: Neben dem CCD-Chip bestimmt die Objektiv-Optik die Bildqualität. Die in den Kameras verwendeten Objektive müssen qualitativ erheblich hochwertiger sein als bei Kleinbild-Sucherkameras, da die komplette, vom Objektiv gelieferte Bildinformation auf rund 1/20 der Fläche eines Kleinbild-Negativs passen muss. Die meisten Kompaktkameras bieten einen dreifachen optischen Zoom (entspricht etwa 35 bis 105 mm im Kleinbildformat). Bei Innenraumaufnahmen sind jedoch Kameras mit Weitwinkelobjektiv (28 mm und kleiner) vorteilhafter, da mehr Details aufs Bild passen. Superzoom-Kameras schaffen 28 bis 500 mm und mehr/weniger. Dieser Brennweitenbereich kann durch Zuschaltung des Digitalzooms noch gesteigert werden. Doch Achtung: beim Einsatz des digitalen Zooms wird die Bildauflösung geringer und sollte daher nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Thema Speicher: Hier gibt es ein buntes Durcheinander an Speichermedien: Compact Flash, Micro-Drive, SD-Karte, xD-Karte, Memory Stick und vieles mehr. Während die Compact-Flash und Micro-Drive vorwiegend in professionellen DSLR-Kameras (digitale Spiegelreflex-Kameras) zum Einsatz kommen, werden die xD-Karte und der Memory Stick nur von wenigen Anbietern unterstützt. Alleine die SD-Karte hat sich zu einem gewissen Standard etabliert, denn sie kommt in den meisten Modellen zum Einsatz und bietet mittlerweile ein sehr günstiges Verhältnis zwischen Kosten und Speichervolumen. Tipp: Unterwegs möglichst immer eine zweite Speicherkarte (ab 1 GB) mitnehmen. Vielfotografierern ist zusätzlich eine mobile, akkubetriebene Festplatte mit integriertem Kartenleser zu empfehlen.

Thema Sonstiges: Insbesondere die Kompakt-Klasse wird immer seltener mit zusätzlichem Sucher ausgestattet. Dieser ist aber wichtig, da beispielsweise auf dem Dach bei starker Sonneneinstrahlung im LC-Display nichts mehr zu erkennen ist. Ist das Display zusätzlich dreh- und schwenkbar (bei einigen Super-Zoom- und DSLR-Modellen), lassen sich auch schwierige Aufnahmesituationen meistern – etwa wenn man über Kopf fotografieren muss. Da man vor Ort meist die Hände voll hat (Stift/Notizblock, Zollstock etc.), sind auch am Kameragehäuse angebrachte Trageriemen-Ösen sinnvoll, die jedoch nur DSLR-, Superzoom- und einige Kompaktmodelle bieten. Digitalfotos werden meist über einen USB-Anschluss oder per Kartenleser auf den PC übertragen: Speicherkarte aus der Kamera raus und in den PC rein – das ist die schnellste und einfachste Methode der Bildübertragung. Steht gerade ein Hardware-Kauf an, sollte man deshalb darauf achten, dass der PC oder das Notebook möglichst über einen sogenannten 5-in-1-Kartenleser verfügt. Damit ist man auf der sicheren Seite, dass auch jene Karte lesbar ist, die das eigene Kameramodell verwendet. Sollte kein Kartenleser eingebaut sein, helfen per USB-Schnittstelle anschließbare, externe Modelle weiter.

Digitalkamera oder Foto-Handy?

Eine Digitalkamera hat man nicht immer dabei – das Handy schon. Foto- oder auch Multifunktions-Handys, die Fotos machen, E-Mails versenden, Termine verwalten und nebenbei auch noch telefonieren können, werden immer leistungsfähiger. Auch sie eignen sich mittlerweile für einige Einsatzbereiche – etwa für die schnelle fotografische Bestandserfassung oder die Foto-Dokumentation. Mit höheren Bildauflösungen, die mittlerweile zwischen 3 und 10 Megapixel liegen, machen sie sogar so mancher Digitalkamera Konkurrenz. Foto-Handys haben den Vorteil, dass man sie immer und überall dabei hat. Ein weiterer Vorzug: Fotos können per MMS (Multimedia Messaging Service) direkt von der Baustelle ins Büro versandt werden. Doch es gibt auch Nachteile: so ist der in Foto-Handys verwendete Bildsensor bei den meisten Modellen von geringerer Qualität als der von Digitalkameras. Auch eine deutlich einfachere Optik, das Fehlen eines optischen Zooms, eines ausreichend kräftigen Blitzes oder manueller Einstellungen haben zur Folge, dass die Bildqualität der Handy-Fotos derzeit nicht an Digitalkamera-Fotos heranreicht. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: eine professionelle Kamera strahlt gegenüber dem Kunden deutlich mehr Kompetenz aus, als ein „Knips-Handy“. Wer Digitalfotos für die Präsentation von Referenzobjekten in Druckerzeugnissen oder für die Akquisition einsetzen, respektive Foto-Aufmaße erstellen will, sollte in jedem Fall zu einer guten Digitalkamera greifen.

Wem allerdings einfache Dokumentationsfotos für die Online-Publikation genügen und wer möglichst wenige Geräte mit sich herumschleppen will, kommt auch mit einem Handy mit guter Foto-Funktion klar. Wer auf beide Möglichkeiten zurückgreifen kann, ist für jede Situation gewappnet.

„Outdoor-“ oder „Indoor-Modell“?

Wer nach einer geeigneten Digitalkamera sucht, hat es angesichts der Modellvielfalt nicht leicht. Aus den Kategorien Mini, Kompakt, Superzoom, DSLR bzw. Outdoor (siehe dritte Tabellenzeile) wurden deshalb jeweils einige Modelle ausgewählt und miteinander verglichen, die bei diversen Tests gut bis sehr gut abgeschnitten haben. Zum Vergleich wurden ferner zwei aktuelle Foto-Handys in den Vergleich aufgenommen. In der Tabelle nicht abgefragt, aber für den Outdoor-Einsatz dennoch relevant, ist die zulässige Umgebungstemperatur. Digitalkameras – oder präziser: alle Akkus und LC-Displays – sind kälteempfindlich. Manche Modelle versagen schon bei wenigen Minustemperaturen ihren Dienst. Outdoor-Modelle schaffen da immerhin schon mal bis zu –10°C. Auffallend ist, dass die fotografischen Möglichkeiten der meist eher für den Spaß- und Sportbereich ausgelegten Outdoor-Kameras den konventionellen Modellen in den technischen Daten hinterher hinken. So entsprechen Faktoren wie Zoom-Bereich, Bildauflösung, manuelle Belichtung etc. sowie die Bildqualität meist nicht den bei konventionellen Digitalkameras aktuell üblichen Standards. Diese Faktoren spielen aber in einigen Anwendungsfällen (Präsenta­tion, Printpublikation, Foto-Aufmaß etc.) eine wichtige Rolle. Der Vorteil eines wasser-, staub- und stoßgeschützten Gehäuses hat also auch eine Kehrseite.

Bevor man sich für ein Outdoor-Modell entscheidet, sollte man sein persönliches Nutzungsprofil hinterfragen. Oft genügen auch konventionelle Kompaktmodelle mit stabiler Objektiv-Abdeckung. Dennoch gibt es in einigen Fällen zur „Outdoor“-Ausführung keine Alternative: Insbesondere dann, wenn Digitalkameras regelmäßig widrigen Wetterbedingungen, Nässe, Staub oder Schmutz standhalten müssen, sind sie die bessere Wahl.

AUTOR

Dipl.-Ing. Marian Behaneck war nach dem Architekturstudium und freier Mitarbeit bei mehreren Architekturbüros 14 Jahre in der Dokumentation, Marketing und PR der Bausoftware-Branche tätig. Er ist Fachautor zahlreicher Publikationen zu Hardware, Software und IT im Baubereich.