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LESERBRIEFE

Kaminpflicht: “Unausgegorener Vorschlag“

Nach Gasstreit nun Kaminpflicht?“ titelte im letzten GEB-Newsletter eine Meldung über eine von Verbänden und Institutionen aufgestellte Forderung. Über 50 Leserbriefe haben wir dazu von Ihnen erhalten, die meisten haben mit Skepsis und Verwunderung reagiert:

  • „Das soll wohl ein vorgezogener Aprilscherz sein? Zum Lachen ist das aber nicht. Soll hier durch eine Institution für Waldrodung und Feinstaubausstoß im großen Stile gesorgt werden?“
  • „Ich muss mich schon sehr wundern, zu welchem Unsinn qualifizierte Verbände fähig sind, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Was würde wohl passieren, wenn sämtliche Wohnungen die Option haben, mit Holz beheizt zu werden? Abgeholzte Wälder? Abnormale Preissteigerungen für Brenn- und Bauholz? Eine Verschlechterung der Luftqualität?“
  • „Wir reden von Umweltzonen in der Stadt und nun schlägt man vor, dass jedermann sein Feuer entzündet und dabei wahrscheinlich verheizt was er gerade finden kann. Woher soll den auch plötzlich das Holz kommen, wenn die normale Heizung flächendeckend ausfällt?“
  • „Bitte keine neuen gesetzlichen Verpflichtungen. Stattdessen muss dem Bürger klar gemacht werden, dass er eigenverantwortlich handeln muss.“
  • „Intelligenter und glaubwürdiger wäre es, einen Baustandard und einen Wärmeschutz zu fordern, mit dem man auch bei Mindestluftwechsel ein paar Tage ohne Heizung auskommt.“
  • „Heizen mit Holz ist eine gute Sache die unbedingt weiter ausgebaut werden sollte, aber bitte nicht mit diesem Mittel.“
  • „Im Einfamilienhausbereich haben die Eigentümer den Vorschlag längst umgesetzt. Aber wo sollte im Geschosswohnungsbau eigentlich der Brennstoff vorgehalten werden?“
  • „Ich wohne in einem sehr teuer versorgten Fernwärme-Gebiet (PLZ 28816). Die Auswirkungen von Kaminen bekomme ich selbst zu spüren. Es stinkt den ganzen Tag. Meine Kinder haben tränende Augen.“
  • „Eine allgemeine Schornsteinpflicht ist nicht sinnvoll: In Zukunft müssen weit mehr Gebäude mit Nah- und Fernwärme versorgt werden, wenn der Großteil der Stroms umweltfreundlich in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden soll. So versorgte Gebäude benötigen keinen Schornstein. Das Geld sollte sinnvoller verwendet werden.“
  • „Heizen mit Holz ist sicher eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative zur Verbrennung fossiler Energieträger, den Kaminofen zu propagieren kann aber nicht wirklich ernst gemeint sein. Einerseits nutzt ein Kaminofen Holz mit dem schlechtesten Wirkungsgrad bei gleichzeitig höchsten Emissionen. Andererseits berichten Emissionsschutzbehörden regelmäßig vom Missbrauch von Einzelfeuerstätten als Müllverbrennungsanlagen. Statt den nun wirklich überholten Kaminöfen aus der Mottenkiste zu holen, sollte stattdessen die Nutzung erneuerbarer Energien in Nahwärmesystemen in den Vordergrund gerückt werden.“
  • „Nur die Minderheit kann Holz richtig lagern und die Mehrheit der Bevölkerung kann vermutlich einen Ofen gar nicht richtig befeuern. Daneben macht das Heizen mit Holz bekanntlich 3- bis 4-mal warm, die Mehrheit will diese Arbeit sicher nicht auf sich nehmen. Zudem besteht die Gefahr, dass jede Menge Müll verbrannt werden würde.“
  • „Ich halte diese Forderung für ziemlich unausgegoren. Wie sieht es mit Holzpreisen und Lieferkapazitäten aus, wenn plötzlich alle Haushalte Holz brauchen? Wo soll den für jede Wohnung die Holzmenge herkommen? Sollen alle Haushalte als nächstes ein Brennstofflager für 2 Wochen, 3 Wochen oder einen Winter anlegen und wo?“
  • „Der Energie- und/oder Rohstoffeinsatz für diesen Vorschlag wäre erheblich besser in Form von Wärmedämmung untergebracht.“
  • „Was für ein ausgemachter Blödsinn! Wer solches fordert, kennt die Energiebilanz von Kaminöfen nicht! Per se stellt ein Kaminofen eine ungewollte Wohnraumlüftung dar - und der Kamin ist ein Stück sehr mangelhaft gedämmte Außenwand im Haus! Wer es nicht glaubt, steige mal auf sein Dach und halte die Hand über die Kaminöffnung: Selbst wenn der Ofen schon seit Tagen nicht im Betrieb war, zieht es dort 'raus wie bei einem Fön!“
  • „Holz macht schon unabhängig, aber nur, solange der Vorrat reicht. Holzheizungen auf zunehmend breiterer Front gehen nur auf, wenn parallel dazu der einzelne Bedarf drastisch gesenkt wird!“
  • „Eine typisch deutsche Überreaktion, Aktionismus ohne Nachdenken.“

Einige Kollegen haben darauf hingewiesen, dass der sogenannte „Notkamin“ früher in der Bauordnung stand, dann aber als Verpflichtung fallen gelassen wurde. Im Eigenheim-Neubau ist die Ausrüstung mit Schornstein und Kamin- oder Kachelofen allerdings trotzdem fast obligatorisch. Wer ihn in den letzten Jahren eingespart hatte, hat ihn häufig später nachgerüstet. So gab es durchaus auch positive Äußerungen zur Kaminpflicht. Einen Anschlusszwang mit einer Feuerstätte halten die meisten aber nicht für angemessen. GLR