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Geywitz und Habeck konkretisieren Pläne für den Gebäudesektor

Bauministerin Klara Geywitz sprach von Mitteln in Höhe von einer Milliarde Euro für den sozialen Wohnungsneubau im laufenden Jahr und einer weiteren Milliarde für 2022, die in Abstimmung mit den Ländern für den sozialen Wohnungsbereich im Segment der Effizienzhäuser 55 zur Verfügung stehen soll. Sie versprach auch eine Regelung beim CO2-Preis. Die bislang vorgeschlagene Regelung nach Effizienzklassen stößt aber als sehr kompliziert auf Kritik.

Zum Januar 2023 gibt es einen umfassenden Umbau der Förderlandschaft

Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck sprach davon, dass es spätestens zum 1. Januar 2023 eine Neuausrichtung des Programmes für energetisches Bauen und Sanieren geben müsse mit neuen Kriterien, Das werde dann nicht mehr nur über die KfW, sondern aus verschiedenen Töpfen gespeist. Nach der mit der BEG geplanten Vereinfachung, der es für Beratende und Sanierungswillige einfach macht sich zu orientieren und Förderung aus einer Hand bietet klang das nicht. Ein Termin für den Neustart für die Förderung des Effizienzhauses 40 nannte das Wirtschaftsministerium bislang nicht. „Für die Neuaufnahme der Förderung für EH40 (gedeckelt auf eine Milliarde Euro Laufzeit bis Ende des Jahres) laufen noch die Gespräche. Das Konzept wird zeitnah präsentiert“, so das Ministerium auf Anfrage.

Ab dem 1.Januar 2023 soll nach den Vorstellungen des Ministers der Effizienzhaus-Standard 55 verpflichtend für den Neubau kommen. Außerdem sprach Habeck von einem stärkeren Fokus auf das Thema Digitalisierung und kommunaler Wärmeplanung. Die meisten dieser Punkte sollen bereits mit dem Osterpaket adressiert werden. Eine Überarbeitung des GEG soll Teil des Sommerpakets sein. Das wäre ein ambitionierter Zeitplan.

400.000 Wohnungen will die Ampel-Koalition jährlich erstellen, davon 100.000 Sozialwohnungen. Sieben Organisationen und Verbände der Bau- und Immobilienbranche haben auf dem Wohnungsbautag ein Konzept und eine Studie vorgestellt, die auf dem Weg zu diesem Ziel auf einem Mix aus mehr Neubau und deutlich mehr Umbau im Gebäudebestand beruhen. Das brauche aber zusätzliche Steuer-Anreize und eine Anpassung der KfW-Programme, so die Verbände.

„Das Potential, das allein der Umbau bestehender Gebäude bietet, liegt bei über 4,3 Millionen neuen Wohnungen. Genug also, um in Kombination mit dem Bau komplett neuer Wohnhäuser das Ziel der Bundesregierung zu erreichen. Der Vorteil der Umbau-Offensive: Es gibt eine enorm hohe Anzahl neuer Wohnungen – ohne dafür auch nur einen einzigen Quadratmeter Bauland zusätzlich zu benötigen“, sagte Dietmar Walberg, Institutsleiter der Arge Kiel, die die Studie erstellt hat.

Home Office erlaubt Umbau von Büros zu Wohnungen

Eine gewaltige Chance sieht er dabei im Umbau von Büros, die auch nach der Corona-Phase durch das Etablieren vom Homeoffice nicht mehr gebraucht würden. Rund 1,9 Millionen neue Wohnungen könnten so entstehen.  Das sei auch deutlicher billiger als Neubau, so das Ergebnis der Studie. Der Umbau von Büros koste pro Quadratmeter Wohnfläche knapp 1.300 Euro. im Neubau  mehr als 3.400 Euro. Auch die Dachaufstockung bei Wohnhäusern, die in der Nachkriegszeit bis zum Ende der 90er-Jahre gebaut wurden, bietet Potential: Rund 1,5 Millionen neue Wohnungen sind hier durch On-Top-Etagen möglich für weniger als 2.500 Euro pro Quadratmeter.

Auch durch Aufstockung von Gewerbegebäuden kann viel neuer Wohnraum entstehen

Dazu kommen noch einmal rund 560.000 Wohnungen, die durch das Aufstocken von Verwaltungsgebäuden und Bürokomplexen entstehen könnten. Zusätzlich bieten On-Top-Etagen auf Supermärkten, Discountern, Einkaufspassagen und Parkhäusern die Chance auf rund 420.000 neue Wohnungen.

Die Wissenschaftler setzen außerdem auf die Gebäudesanierung. Hier fordern sie, einen „Turbo-Gang“: Rein rechnerisch sollte künftig jeder 55. Altbau pro Jahr energetisch komplett modernisiert werden. Bislang ist es nur jedes hundertste Wohnhaus. Damit würde die jährliche Sanierungsrate von derzeit einem auf dann 1,8 Prozent steigen.

Die Studie favorisiert bei energetischen Sanierungen von Gebäuden das Effizienzhaus 115. Als generelle Empfehlung ist das nicht besonders ambitioniert und nicht ausreichend, wenn ein klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden soll. Beim künftigen Neubau empfiehlt die Studie das Effizienzhaus 70. Diese Einschätzung ist erstaunlich. In der Debatte um die Einstellung der Förderung im Neubau galt das Effizienzhaus 55 vielfach als „gebauter Standard“, der auch ohne oder mit deutlich weniger Förderung gebaut werden kann. 

Alleine die Sanierung braucht Fördermittel von 30 Milliarden Euro jährlich

Die jährlichen Kosten für die von der Arge empfohlenen Sanierungen beziffert die Studie auf bis zu 150 Milliarden Euro pro Jahr. Mindestens 30 Milliarden Euro seien hierfür pro Jahr an Förderung notwendig. Würde die Politik die Energiespar-Messlatte noch höher legen, dann wären auch die Kosten und notwendige Förderungen dafür enorm viel höher: Um ein bestehendes Ein- oder Zweifamilienhaus auf das Niveau vom KfW-Effizienzhaus 115 zu bringen, nennt die Studie Kosten zwischen 660 und 1.070 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Solche generellen Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da die Kosten natürlich vor allem davon abhängen, wie der Effizienzstandard vor Sanierung ist, was schon gemacht wurde und wie gut das Gebäude in Schuss ist. Die Sanierung zum Effizienzhaus 40 kosten mindestens 50 Prozent mehr, so die Arge Kiel.

Auch beim altersgerechten Umbau gebe es erheblichen Nachholbedarf: Um mehr Wohnhäuser altengerecht zu modernisieren, müsse der Staat eine Förderung von 3 Milliarden Euro jährlich bieten. Für den altersgerechten Umbau gibt es derzeit keine Fördermittel, weil die dafür vorgesehenen Gelder bereits verbraucht sind.  pgl

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