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Eine Fassade, die vor der Sonne schützt 

Golfen und Naturschutz – das waren noch bis in die 1990er Jahre zwei weit auseinander liegende Antipoden. Inzwischen hat sich das Image der Golfer und ihrer Spielplätze komplett gedreht – Arm in Arm mit dem Naturschutzbund (NABU) bemüht sich der Deutsche Golf Verband, die bislang noch wenigen ökologischen Vorzeigeanlagen zum Standard zu machen. Auch das Golf Resort Öschberghof im Schwarzwald mit seinen drei Golfkursen und einer Übungswiese ist zertifiziert.

Für die markante Fassadengestaltung des Öschberghofs erhielten die Architekten Allmann Sattler Wappner den ersten Platz beim Deutschen Fassadenpreis 2020. In Form und Farbgebung sind Bestand und Neubau harmonisch aufeinander abgestimmt. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade aus perforierten und gefalzten Metallprofilen verleiht der metallischen Haut eine textile Qualität, die zugleich als Sonnenschutz dient. 

Prägendes und zugleich homogenisierendes Gestaltungselement der Gebäude sind die dunklen Fassaden ohne Dachüberstand, bei den Neubauten aus Metall mit gefalzten und individuell gekanteten Blechen, die Altbauten hingegen sind – in gleichem Farbton – mit traditioneller Boden-Deckelschalung aus Holz bekleidet.

Sonnenschutz mit Licht und Schatten

Die vertikale Struktur der ametrisch gefalteten Blechbahnen umhüllt die klar geschnittenen Satteldachvolumen und wird konsequent in deren Dachflächen fortgeführt. Der Tageslichteinfall lässt sich mit den perforierten Stahlblechen der vorgehängten Metallfassade zwar angenehm filtern, aber nicht an die tages- und jahreszeitlichen Strahlungsverhältnisse anpassen. Gleiches gilt für die gelochten Faltläden, deren Regelbarkeit sich auf die beiden Funktionen „Auf / Zu“ beschränkt, was gerade bei Tagungen zu Zeiten tief stehender Sonne eine zusätzliche innenseitige Verdunkelungsmöglichkeit einfordert.

Bei den Hotelzimmern und -suiten mit ihren vorgelagerten Loggien verzichteten die Planer mit Verweis auf den konstruktiven Sonnenschutz gänzlich auf eine individuelle Verschattungsmöglichkeit. Ein riskantes Unterfangen, denn ein kleines Hotelzimmer kann sich bei tiefstehender Sonne, frühlingshaften 25 °C und geschlossenen Fenstern über den Tag durchaus unangenehm aufzuheizen. Der Geschäftsführer des Öschberghofs kritisiert diese Strategie inzwischen und wünscht sich heute für manche Zimmer und Suiten anstatt der blickdichten Vorhänge mit Griffstange eine besser regelbare Lösung.

Nachweis erbracht, aber auch an alles gedacht?

Und was sagt der rechnerische Wärmeschutznachweis zu dieser Problematik? Prinzipiell zählen Hotels und Gastronomiebetriebe per Definition zu den Nichtwohngebäuden, für die beim Nachweis des sommerlichen Wärmeschutzes die Übertemperaturgradstunden auf 500 Kh/a begrenzt sind. Bei den simulierten Räumlichkeiten liegt nur das Schlafzimmer der Junior-Suite leicht über diesem Grenzwert. Das beauftragte Ingenieurbüro sieht die geringfügige Übertretung in einer Hotelsuite indes als vertretbar an. Insofern mögen Simulation und Argumentation zwar stichhaltig, jedoch in der Praxis nicht zufriedenstellend sein. Was nützt es einem Gast, wenn in seinem Zimmer die Übertemperaturgradstunden weit unterhalb von 1200 Kh/a liegen, sie jedoch während seines einwöchigen Aufenthalts an jedem Tag auftreten? Das kann keinem Hotelier recht sein, für den das Wohl seiner Gäste stets wichtigstes Anliegen ist.

Klare Kante ohne Schnickschnack

Ob es möglich gewesen wäre, diese ausgesprochen ästhetische und hochwertige Fassadenlösung sowohl bei den metallbekleideten Neubauten als auch den holzverschalten Altbauten mit einem beweglichen und steuerbaren Sonnenschutzsystem zu versehen, ohne das stringente Entwurfsprinzip zu durchkreuzen, ist eine ganz andere Frage. Der Öschberghof hebt sich wohltuend von vielen anderen Hotelbauten und Ressorts in der nahen und fernen Umgebung ab, weil es sich nicht an die regionale traditionelle Architektur der Schwarzwaldregion anbiedert, sondern den Bestand behutsam aufwertet und an die klare Formensprache der Neubauten heranführt. Den gesamten Artikel finden Sie in Heft 03-2021.  Quelle: Claudia Siegele

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