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Wie aus Kartoffelschalen Farbe wird

Doch zurück zum erkenntnisreichen „Aaah“, das mich am Stand von Caparol auf der Fachmesse „Farbe, Ausbau & Fassade“ in Köln überkam, als mir ein gewisser Dr. Johannes Westmeier, gekleidet in klassisch weißem Laborkittel, erzählte, wie es ihm und seinem Expertenteam gelungen ist, bei der Dispersionsfarbe PlantaGeo das vollsynthetisch aus Rohöl hergestellte Bindemittel durch modifizierte Kartoffelstärke zu ersetzen: „Stärke ist schon seit Jahrhunderten als Bindemittel bekannt, etwa für Kleber oder als Leim“, erklärte mir der Laborleiter für Innenfarben. „Bevor Unternehmen Kartoffeln zu Pommes frites oder Chips verarbeiten, werden sie geschält und gewaschen. Dabei gelangt viel Stärke ins Wasser. Diese wird von einem DAW-Lieferanten zurückgewonnen und als Ausgangsstoff für das neuartige Bindemittel verwendet. Ein toller Synergieeffekt, denn bisher war das Waschwasser ein Abfallprodukt. Die Herstellung von PlantaGeo steht somit in keiner Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Das Problem ist nur: Stärke ist wasserlöslich und wird nach dem Trocknen brüchig. Die Herausforderung bestand für uns also darin, die unbrauchbare Kartoffelstärke so weit zu modifizieren, dass wir sie als brauchbares Bindemittel für Innenwandfarben nutzen können.“ Westmeier ist sichtlich stolz auf das Ergebnis: „Wir haben den Anspruch, einen Beitrag dazu zu leisten, von fossilen Rohstoffen wegzukommen“, betont der Experte. „Nachhaltigkeit heißt, die Versorgung der Zukunft sicherzustellen. Wir können nicht mehr auf fossile Rohstoffe setzen.“ Caparol ist der einzige Farbenhersteller in Deutschland, dem ein solcher Coup bisher gelungen ist. Die hoch deckende Innenfarbe eignet sich für alle Neu- und Renovierungsanstriche. Selbstverständlich gilt auch hier: Die Innovation geht nicht zu Lasten der Qualität: „Handwerker können mit PlantaGeo dieselben Ergebnisse auf höchstem Niveau erzielen, wie sie das von Caparol-Produkten gewohnt sind“, versprach mir Westmeier und empfahl mich gleich weiter zu seinem Kollegen Dr. Aaron Breivogel, der mir mit der UniversalLasurGeo ein zweites Produkt vorstellte, das aus nachhaltigen Rohstoffen erzeugt wird – in dem Fall ein Bindemittel auf der Basis von Leindotter. Dabei handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff, dessen Anbau besonders nachhaltig ist. Die Lasur schützt Hölzer von Zäunen und Terrassen oder ganze Holzfassaden vor Regen, Pilzen und intensiver UV-Strahlung. „Kernziele des Projektes sind Naturschutz und nachhaltiges Wirtschaften“, so Breivogel. Das Besondere: Leindotterpflanzen werden auf einem Feld gemeinsam mit Erbsen angebaut. „Der Mischanbau unterdrückt das Wachstum von Unkraut, wodurch Landwirte weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen müssen.“ Außerdem steht Leindotter auf der Roten Liste der gefährdeten Nutzpflanzen in Deutschland. Durch den Anbau wird also der Fortbestand der Pflanze garantiert. Leindotter blüht zudem in einer Zeit, in der sonst in den großflächigen Monokulturen der konventionellen Landwirtschaft wenig blüht. Somit bieten seine gelben Blüten bedrohten Insekten wie Wildbienen eine wichtige Nahrungsquelle. „Die DAW hat damit ein nachhaltiges Produkt entwickelt, das die Artenvielfalt fördert.“ Für das Projekt „Holzveredelungsprodukte auf Basis von Leindotter“ ist die DAW übrigens mit dem GreenTec Award 2018 in der Kategorie Bauen & Wohnen ausgezeichnet worden. Gut zu wissen … Aaah!

Caparol, 64372 Ober-Ramstadt, Tel. (06154) 710, www.caparol.de

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