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Gute Geschäftslage, knappe Kundenbudgets

Die große GEB-Sommerumfrage ist mittlerweile zur geschätzten Tradition geworden und liefert nicht nur Energieberatern wertvolle Einblicke, sondern wird auch von Institutionen wie der KfW und dem Bafa, Verbänden und Ministerien mit Interesse verfolgt. Im Zentrum der diesjährigen Sommerumfrage, die von Juni bis Ende August auf www.geb-info.de durchgeführt wurde, standen die wesentlichen Veränderungen der Branche in den letzten Jahren und die Zukunft der Energieberatung. In welchen Geschäftsfeldern sind Energieberater aktiv, wo und mit welchen Netzwerkpartnern werden sie sich verstärkt engagieren, wo eher zurückziehen?

Fragen waren z. B.: wie weit im Voraus sind Sie insgesamt mit Aufträgen ausgelastet? Hat sich die gute Baukonjunktur positiv auf Ihre gesamte Geschäftslage ausgewirkt? In welchen Geschäftsfeldern wollen Sie zukünftig aktiv werden? Was waren die größten Veränderungen in Ihrer Energieberater-Tätigkeit in den letzten fünf Jahren? Was betrachten Sie als größte Herausforderung bzw. als größtes Risiko für Ihre Energieberater-Tätigkeit in den nächsten fünf Jahren?

Umsatzanteil Energieberatung: keine großen Änderungen

Bereits dreimal hat die Redaktion der Fachzeitschrift Gebäude-Energieberater in den vergangenen Jahren nach dem Anteil der Energieberatung beim Gesamtumsatz gefragt (Abb. 1). Machte das 2013 noch bei deutlich über der Hälfte der Teilnehmer weniger als 25 % aus, reduzierte sich dieser Anteil bis 2016 deutlich. Die Zahl derer, die mit Energieberatungen nur gelegentlich Umsatz machten, nahm also ab. Im gleichen Zug nahm das Mittelfeld zu und auch die Zahl der „Vollzeit-Energieberater“ (75–100 % Anteil am Gesamtumsatz) nahm zu. Eine solch deutliche Veränderung gab es zwischen 2016 und 2018 nicht. Zwischen den Anteilen traten nur geringe Verschiebungen auf.

Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr bei der Umfrage erhoben, wie hoch der Anteil des Umsatzes ist, den Energieberater mit Kunden erwirtschaften, von denen Sie mehrfach Energieberatungs-Aufträge bekommen, Dazu zählen z. B. Architekturbüros, Immobilienverwalter, Kommunen oder Wohnungsunternehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil an Mehrfachkunden nennenswert ist (Abb. 2). Rund ein Fünftel der Teilnehmer macht sogar mehr als die Hälfte des Umsatzes mit diesem Kundenstamm. Bei etwa 36 % sind die Mehrfachkunden eher unbedeutend.

Auswirkungen der guten Baukonjunktur

Die gute Baukonjunktur hat sich auch in der Auslastung der Energieberaterbüros niedergeschlagen. Rund 40 % sind mindestens ein Vierteljahr, manche sogar über ein halbes Jahr mit Aufträgen insgesamt ausgelastet (Abb. 3). Allerdings sieht es bei den Energieberateraufträgen anders aus. Knapp die Hälfte der Teilnehmer sind hier gar nicht oder nur einen Monat im Voraus ausgelastet, was sich bei der Umfrage 2017 noch etwas anders darstellte. Ob die zurückgegangene Auslastung auf eine geringere Nachfrage nach Energieberatungen zurückzuführen ist oder die Berater aufgrund anderer Dienstleistungen weniger realisieren können, kann hieraus aber nicht abgeleitet werden.

Behindert die gute Baukonjunktur also vielleicht das Geschäftsfeld Energieberatung? Aufschluss liefern hier die Ergebnisse der Frage, ob sich durch die gute Baukonjunktur der Anteil der Energieberatung an der beruflichen Tätigkeit verändert hat. Darauf antworteten rund 50 %, dass der Anteil etwa gleich geblieben ist. Bei 40 % ist der Anteil sogar gestiegen, nur bei 10 % ist er gesunken (457 TN). Somit beeinflusst die rege Bautätigkeit die Energieberatung eher positiv.

Insgesamt gaben mehr Teilnehmer an, dass sich die gute Baukonjunktur positiv auf ihre gesamte Geschäftslage auswirkt (450 TN, Mehrfachantworten möglich): 54 % konnten mehr Umsatz erwirtschaften. 48 % sind länger im Voraus ausgelastet. 15 % können derzeit nicht alle Energieberatungs-Aufträge von Stammkunden wie Architekturbüros, Immobilienverwalter, Kommunen oder Wohnungsunternehmen annehmen. 29 % sehen keine positiven Effekte.

In einer offenen Frage wurde auch erhoben, ob bzw. wie die hohen Immobilienpreise das Geschäftsfeld Energieberatung beeinflussen. Mehr als die Hälfte (231 TN) sehen hier Auswirkungen. Es kamen dazu zahlreiche und vielfältige Erläuterungen. (Abb. 4) zeigt exemplarisch, was hierbei angesprochen wurde. Nur wenige erleben offensichtlich, dass die hohen Immobilienpreise die Energieberatung befruchten. Häufig angesprochen wurde die schlechte Verfügbarkeit von Handwerkern, da diese lange ausgelastet sind. Teilweise hat das in diesem Bereich auch zu höheren Preisen geführt.

Sehr oft wurde angeführt, dass das Budget der Gebäude-Eigentümer aufgrund der gestiegenen Immobilienpreise nicht mehr viel Spielraum für energetische Maßnahmen lässt. Diese haben dadurch auch an Bedeutung eingebüßt. Angeführt wurde außerdem, dass die Nachfrage nach KfW-Förderungen nachgelassen hat.

Entwicklung der Geschäftsfelder und Netzwerke

Mit der ersten Idee einer energetischen Maßnahme beginnt ein Prozess, der bis zur endgültigen CO-Einsparung verschiedene Stufen durchläuft, an denen der Bauherr bzw. Eigentümer und verschiedene Bachfachleute beteiligt sind. Bei der Umfrage wurden folgende fünf Stufen abgefragt:

  • Stufe 1: Einstiegs-/Initialberatung, Checks
  • Stufe 2: Ganzheitliche Energieberatung mit Vor-Ort-Termin bzw. Sanierungsfahrplan
  • Stufe 3: Auswahl der konkreten energetischen Maßnahmen (Baustoffe/Anlagentechnik) und Vorschläge für Handwerksbetriebe für die Ausführung
  • Stufe 4: Baubegleitung der energetischen Maßnahmen
  • Stufe 5: Monitoring und Betriebsoptimierung

Je nach Ausbildung und Bürogröße kann oder will nicht jeder Energieberater alle Stufen bedienen. Aber welche sind fest etabliert, welche werden wachsen, wo ist Zukunftspotenzial erkennbar? Dies lässt sich in (Abb. 5) erkennen. Die ersten drei Stufen sind sozusagen die Klassiker der Energieberatung und als etablierte Geschäftsbereiche zu sehen. Auch Stufe 4, die Baubegleitung, hat in den letzten Jahren an Bedeutung zugelegt. Interessant ist, dass von Stufe 1 an mit jeder Stufe der Anteil derer steigt, die das jeweilige Geschäftsfeld schon ausüben und noch weiter ausbauen möchten. Vor allem bei der Baubegleitung ist dieser Anteil besonders hoch. Diese Stufe scheint derzeit die attraktivste für Energieberater zu sein. Erwartungsgemäß wird die fünfte Stufe des Monitorings und der Betriebsoptimierung, die weder im Fokus der Förderprogramme noch der gesetzlichen Vorschriften stehen, von vergleichsweise wenigen Beratern durchgeführt. Erstaunlich ist allerdings, dass hier im Vergleich zu den anderen Stufen am meisten Berater einsteigen möchten.

Netzwerken ist seit Jahren einer der Erfolgsfaktoren von Energieberatern. Sie kooperieren bzw. arbeiten aktiv vor allem mit Architektur- und Planungsbüros, Immobilienverwaltern und Handwerkern zusammen (Abb. 6), viele wollen dies weiter intensivieren. Zu diesen Gruppen gehören zugleich die klassischen Mehrfachkunden der Energieberater, die bei einigen Energieberatern einen wesentlichen Teil des Umsatzes ausmachen (Abb. 2). Auch mit Banken und Anbietern von Mess- und Diagnosedienstleistungen, wie z. B. Luftdichtheit oder Thermografie, können sich einige Energieberater mehr Zusammenarbeit vorstellen. Eher ablehnend stehen sie dagegen denen gegenüber, die häufig Einstiegsberatungen anbieten: Schornsteinfeger, Verbraucherzentralen, Energieagenturen und Stadtwerke.

Gefragt wurde auch, in welchen Geschäftsfeldern die Energieberater zukünftig aktiv werden wollen. Auf Platz 1 landete mit großem Abstand das altersgerechte Umbauen (Abb. 7). Über die Hälfte möchte sich dieses Geschäftsfeld erschließen. Auf Platz 2 landete die Gebäudeautomation und Smarthome. Danach mit ähnlichen Prozentzahlen Einbruchschutz, Kühlung und Klimatisierung sowie Mieterstrom. Unter „Weitere“ wurden beispielsweise genannt: ökologisch-nachhaltiges Bauen, Betriebsoptimierung, Denkmalschutz, Tiny-Houses/Mikro-Häuser, energieautarke Quartiere, Energiemanagement, Schäden nach energetischen Sanierungen, E-Mobilität, Lebenszyklusbilanz sowie Ausbildungstätigkeit.

Die größten Veränderungen der letzten Jahre

„Was waren die größten Veränderungen in Ihrer Energieberater-Tätigkeit in den letzten fünf Jahren?“ 271 Teilnehmer haben daraufhin verschiedene Aspekte aus Politik, Gesellschaft und dem eigenen Büroalltag aufgeführt. Da die Frage offen gestellt war, lassen sich keine genauen Quoten ableiten, wohl aber Tendenzen und Schwerpunkte aufzeigen.

Die Berater berichten von unvermindert hohem Info- und Weiterbildungsbedarf. Mehrfach wurde angeführt, dass das Bauen und Sanieren an Komplexität zugenommen hat. Manche frustriert das, andere sehen die Situation jedoch als Chance, sich als kompetenter Partner z.B. für Architekturbüros zu positionieren.

Viele haben Einstiegsdienstleistungen wie den Energieausweis oder BAFA-geförderte Vor-Ort-Beratungen stark zurückgefahren. Das liegt teilweise an der fehlenden Nachfrage dafür, teils an der Konkurrenzsituation bzw. Dumpingpreisen von anderen Anbietern (einige nannten auch die Marktöffnung der geförderten Vor-Ort-Beratung für Handwerker und Energieversorger als größte Veränderung). Gleichzeitig konnten sie mehr Aufträge bei KfW-geförderten Baubegleitungen oder auch bei Beratungen für Nichtwohngebäude und Denkmäler realisieren – und vermutlich dadurch auch mehr verdienen. Denn einige Berater berichten von Auftragszuwächsen bzw. Aufträgen mit mehr fachlicher Tiefe. Die letzten fünf Jahre waren auch durch die niedrigen Energiekosten und das niedrige Zinsniveau gekennzeichnet – beides ein häufiges Markthemmnis für Energieberatungen. Dadurch hat sich auch manches Energiekonzept geändert. Die Teilnehmer schildern wie bereits bei der Frage nach der Auswirkung der gestiegenen Immobilienpreise, dass eher wieder nur das energetische Mindestniveau gebaut wird.

(Abb. 8) zeigt einige häufig genannten Themen. Weitere Rückmeldungen können Sie im Forum unter [GEB-Umfrage 2018] lesen.

Herausforderungen der Zukunft

269 Energieberater haben auf die Frage geantwortet, was sie als größte Herausforderung bzw. als größtes Risiko für ihre Energieberater-Tätigkeit in den nächsten fünf Jahren sehen. Häufig angeführt wurde die unzureichende Energie- und Klimapolitik. Insbesondere wird hier die Verschlechterung oder der Wegfall von Förderprogrammen befürchtet. Kritisch sehen sie auch, dass die Verbraucher weniger Bewusstsein für energiesparende Maßnahmen haben. Auch die Entwicklung der baulichen und energetischen Anforderungen aus den gesetzlichen Vorschriften wird als bedeutender Einflussfaktor betrachtet. Allerdings hoffen einige auf eine nachlassende Komplexität, andere eher auf eine Verschärfung des geforderten energetischen Niveaus. Nachteile befürchten viele durch die Konkurrenz von Billiganbietern. Angemerkt wurde auch, dass eine neutrale Beratung immer häufiger nicht gewährleistet ist, weil oft ein- und derselbe Anbieter Beratungen mit der direkten Umsetzung von Maßnahmen verknüpft.

Gedanken machen sich die Befragten auch über eine nachlassende Konjunktur, vor allem im Baubereich. Fehlende Handwerker und Fachleute zur Umsetzung sowie wenig Energieberater-Nachwuchs wurden ebenfalls aufgeführt. Auch die zunehmenden Haftungsrisiken durch umfangreichere Tätigkeiten z.B. bei der Baubegleitung beschäftigen die Berater.

Als Herausforderung wurden zudem steigende Zinsen genannt, wobei einige dadurch einen Konjunkturrückgang befürchten, andere dies wiederum als Möglichkeit sehen, dass energetische Maßnahmen wieder wirtschaftlicher und die Zinsen der KfW-Förderungen attraktiver werden.

Fazit

Aus den Ergebnissen der Umfrage ist erkennbar, dass es der Energieberater-Branche im Allgemeinen gut geht. Die Auslastung und die Umsätze sind höher als in den Jahren zuvor. Viele Energieberater verlagern ihren Schwerpunkt allmählich von Einstiegsberatungen weiter in Richtung der Umsetzung, vor allem zur Baubegleitung, und spezialisieren sich zudem auf lukrative Geschäftsfelder wie Nichtwohngebäude und Denkmäler. Wie in den vergangenen Jahren wurde hingegen die BAFA-geförderte Energiesparberatung vor Ort als abnehmendes Geschäftsfeld genannt.

Obwohl viele Berater Nutzen aus der guten Baukonjunktur gezogen haben, bremsen die damit einhergehenden gestiegenen Immobilienpreise und die schlechte Verfügbarkeit von Handwerkern die Maßnahmenumsetzung aus und rücken Energiesparthemen weiter in den Hintergrund. Dies wird zudem beeinflusst durch eine fehlende Präsenz der Klimapolitik in der Öffentlichkeit. Die politischen Weichenstellungen bei den Förderprogrammen und der Gebäudeenergiegesetzgebung werden entscheidend dafür sein, wie sich die Zukunft der Energieberatung darstellt.

Die Ergebnisse der Umfrage stehen auch auf www.geb-info.de unter Webcode 1400 zur Verfügung. Wie denken Sie über die Ergebnisse der Umfrage? Schreiben Sie uns Ihre Meinung dazu an grossmann@geb-info.de oder diskutieren Sie mit uns im Forum. Die GEB-Redaktion bedankt sich bei allen Teilnehmern für die Beantwortung der Fragen.

Die Teilnehmer der Umfrage wurden von der Redaktion über das Heft, den Newsletter und die Website auf die Umfrage aufmerksam gemacht. Die Umfrage wurde in Kooperation mit den beiden Verbänden GIH (Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker) und DEN (Deutsches Energieberater-Netzwerk) durchgeführt, die in ihren Newslettern auch darauf hingewiesen hatten. Die Teilnahme war freiwillig und ohne Vorauswahl, weshalb die Ergebnisse nicht repräsentativ sind, sondern lediglich die Struktur der Umfrageteilnehmer spiegeln. Stand: 28. August 2018, 494 Teilnehmer (TN).