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BAUTECHNIK

Mehrgeschossige Gebäude aus Stroh

Forscher der Uni Kassel wollen mit Partnern aus Hochschule und Wirtschaft zeigen, dass man mit Stroh auch mehrgeschossige Gebäude mit höchsten Energiestandards errichten kann. Ziel ist die Entwicklung eines marktreifen, technisch sicheren und qualitativ hochwertigen strohballengedämmten Holzbausystems. Die so errichteten Gebäude sollen bis zu 13 m Höhe und bis zu 400 m2 Fläche erreichen können. Zunutze machen wollen sich die Forscher dabei vor allem die hervorragenden Dämmeigenschaften des Strohs. Untersuchungen hierzu haben gezeigt, dass bei einer 36 cm dicken Strohballendämmung mit beidseitigem Lehmputz ein U-Wert von ca. 0,11 W/(m2 K) erzielt werden kann. Die Kriterien für Passivhäuser mit Wärmedurchgangskoeffizienten von 0,15 W/(m2 K) werden somit unterschritten.

Stroh, Holz und Lehm
Für das Forschungsprojekt soll eine nicht-lasttragende Konstruktion entwickelt werden, bei der ein Ständerwerk aus Holz die Lasten der Dachkonstruktion und Zwischendecken trägt. Die Strohballen füllen die Lücken zwischen den Holzständern und umschließen so die Räume. Anschließend werden sie direkt mit Lehm oder Kalk verputzt und so vor der Witterung geschützt. Die Bauweise setzt weitgehend auf erneuerbare, nachhaltige Materialien: Stroh, Holz und Lehm stehen nahezu unbegrenzt zur Verfügung.

Schutz der Strohballen vor Feuchtigkeit
Im Rahmen des Projekts sollen diese Bauteile bauphysikalisch und -technisch bewertet werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Untersuchung der Brandfestigkeit und der Gefahr von Schimmelpilzbefall innerhalb der Konstruktion. Aufgabe der Kasseler Forscher ist es, ein Nachweisverfahren für den Schutz der Strohballen vor Feuchtigkeit zu entwickeln. Bisher liegen dafür keine allgemeingültigen Kriterien vor. Mit dem Eindringen von Feuchtigkeit kann Stroh nicht nur rasch verrotten, es droht auch die Ausbreitung von Schimmelpilzen, deren Sporen für Allergiker zur Gefahr werden können.

Systematische Untersuchungen in Prüfständen
Die Bewertung der Eignung erfolgte bisher anhand des voraussichtlichen Schimmelpilzwachstums in der Konstruktion. Jedoch gab es große Abweichungen zu den Gegebenheiten in der Praxis, bei denen nur selten ein Schimmelpilzwachstum auftrat. Deshalb sollen zur Ermittlung geeigneter Bewertungskriterien systematische Untersuchungen in Prüfständen und unter realen Bedingungen durchgeführt werden, um ein Nachweisverfahren zu erarbeiten, welches das Schimmelpilzwachstum in Abhängigkeit von der sich einstellenden Temperatur und Feuchte im Bauteil beschreibt.

In dem Projekt, das noch bis Juli 2013 dauern und von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) gefördert wird, sind neben der Universität Kassel die TU Braunschweig, ein Architekturbüro sowie mehrere Industriefirmen beteiligt. GLR

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