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Schlechte Konditionen im KfW-Programm "153" Energieeffizient Bauen

Liebe Kollegen,
im April 2018 hat die KfW leider die Konditionen für das Programm 153 "Energieeffizient Bauen" wesentlich verschlechtert.
Mich würde interessieren, wie sich diese Zins- und Konditionsverschlechterungen auf eure Arbeit ausgewirkt hat.
Unser Büro ist mit weit über der Hälfte der Tätigkeit im Neubausektor angesiedelt. Das Programm 153 war bislang eigentlich unsere Haupttätigkeit (Baubegleitung mit allem was dazu gehört). Seit April ist das Interesse am Programm 153 von 100 auf 0 zurück gegangen. Dies ist natürlich schlecht für unsere Tätigkeit, ich stelle aber auch fest, dass die Bauherrn und vor allem die Bauträger in der Qualität der Bauausführung einen massiven Rückschritt machen.
KfW ist nicht interessant, also reicht es den schlechtesten EnEV-Standard zu bauen. Wo vorher eine 36,5 cm oder 42,5 cm starke Außenwand war genügt nun plötzlich wieder eine 30 cm Außenwand.
Wo die Dämmung unter der Bodenplatte war, reicht jetzt wieder ein mäßig gedämmter Estrichaufbau.
Sogar 2-fach-verglaste Fenster werden wieder nachgefragt.
Hier stelle ich mich der Frage, ob es im Neubausektor (der nach wie vor ungebremst groß ist) das Ziel sein kann durch Verschlechterung eines Programms einen Rückschritt zu erzeugen. Meiner Meinung nach kann das nicht das Ziel der KfW oder unserer Regierung sein. Jahrelang wurde das KfW-Programm 153 optimiert und vorangetrieben und als dann ein sinnvoller Zustand vorhanden war (KfW 55 oder 40 kann jedes Gebäude bei sinnvoller Planung erlangen), der dem Kunden Geld sparte und den Gebäudezustand als energieeffizient einzustufen ließ, wird das Programm nahezu fallen gelassen!
Es würde mich interessieren, wie ihr das seht!
Von Seiten der Energieberaterverbände würde ich mir wünschen, dass hier gegengesteuert wird!

Gefragt am: 11.07.2018 12:17:10 von Energieberatung Duschl

14 Antworten

Auch ich habe nun einige Absagen bei KfW 55 zu beklagen, vor allem bei Einfamilienhäusern. Die Konditionen bei den Haus-Banken seien besser, sagen die Kunden.

Bei Mehrfamilienhäusern KfW 55 lohnt sich das jedoch anscheinend mehr.

Zusätzlich mache ich nun mehr KfW 40 / KfW 40 Plus.

Wieso dies, wie Sie ja auch sagen, sein kann, dass Hausbanken bessere Kredite anbieten als die KfW ist mir auch unverständlich !

 

 

Geantwortet am: 12.07.2018 08:45:44 von Sony Ony

Wieso unverständlich? Ich finde, das liegt doch auf de Hand. Warum sollte man ohnehin meist gute Neubauten weiter fördern? Der Effekt auf die Umweltbilanz ist gering, wenn man hier die obersten 3% noch aktiviert. Die große Stellschraube ist die Altbausanierung, wo man mit wesentlich geringerem Aufwand (auch bei der Förderung) wesentlich größere Effekte erzielen kann. Energieeffizienzförderung ist ja kein Geschenk an den Steuerzahler, sondern eine Lenkungsmaßnahme. Und bei Neubauten speziell von Ein- und Zweifamilienhäusern haben die Bauherren die Betriebskosten normalerweise im Blick, und bauen auch ohne Fördermittel effizient.
Und die Hausbanken sind froh um jedes Geschäft, daß sie "schlank" abwickeln können, in unserer Ecke kommt noch der Konkurrenzdruck von der anderen Seite der Grenze hinzu, viele Bauherren und Käufer von Neubauimmobilien stammen von dort und finanzieren dort nochmals deutlich günstiger.
Und falls jemand vorgestrige Baustandards wieder ausgräbt, freue ich mich schon auf die Gutachteraufträge.....

Geantwortet am: 16.07.2018 13:38:39 von Schrödingers Katze

Antwort auf von forenadmingeb@…

Leider kann ich Ihnen hier nur teilweise zustimmen. Sie haben recht, der generelle Ansatz liegt natürlich in der Sanierung, aber das ist ein anderes Thema.
Es geht hier darum, dass die KfW die Konditionen in einem gut laufenden Programm sehr verschlechtert hat und dies finde ich in der Praxis als enorme Verschlechterung der Baugüte.
KfW 55 war bis Anfang April (zumindest laut unserer Erfahrung) bei 80 % aller Neubauten Standard und mit etwas Bereitschaft relativ leicht zu erreichen. Jetzt interessiert es den Bauherrn nicht mehr und es wird wieder gebaut wie vor 10 Jahren.
Nehmen wir nur mal das Beispiel fossile Brennstoffe, hauptsächlich Gas. Bei einem KfW-Effizienzhaus scheiterte es meistens an der Gasheizung, jetzt plötzlich schießt die Gas-Therme im Neubausektor wieder aus Ihrer fast schon Versenkung zurück. Gas-Brennwert + Solar, dazu noch ein guter Energieberater und schon ist die EnEV eingehalten. Eine höherwertigere, vor allem regenerative Bauweise interessiert dann ja nicht mehr.
Bitte entschuldigen Sie, aber das kann nicht das Ziel des Neubaubereichs im Jahr 2018 sein.
In der Gebäudehülle ist es bei den Bauteilen ähnlich. Warum soll ich hochwertige Baustoffe verwenden, wenn das Allernötigste auch reicht. Für mich ist das ein Rückschritt in allen Bereichen.
Ich finde, hier sind Änderungen vorgenommen worden ohne die Auswirkungen zu berücksichtigen.

Geantwortet am: 23.07.2018 16:09:34 von Energieberatung Duschl

Antwort auf von forenadmingeb@…

Stellt sich, zumindest in unserer Region, deutlich anders dar. Natürlich will der eine oder andere Bauträger Investitionskosten sparen, das ist legitim. Aber mit Gas + solar ist es kaum noch möglich, auch nur EnEV + EEWärmeG einzuhalten (beim EFH vllt noch machbar, ab 8WE sicher nicht mehr, ohne baulich den Eff55-Standard einzuhalten, und anlagentechnisch das letzte Watt auzureizen - sommerliche Überhitzung der Kollektoren inclusive) KfW oder nicht, bevorzugt bei Kleinbauten bleibt die WP Luft-Wasser, bei mittelgroßen Bauten bivalent mit Gastherme für Spitzenlast und WW, bei Großbauten Biomasse oder KWK, bzw, sofern vorhanden, Wärmenetz für alle Arten.
Aber Eff55 war immer nur ein willkommener Mitnahmeeffekt, hat nie jemand zu besserer Bauweise bekehrt, das erfordert bei der Beratung eine klare Zuordnung von Investkosten, Betriebskosten und, vor allem, Risiken im laufenden Betrieb. Die paar Euronen Tilgungszuschuß gerne mit einrechnen, der Zinssatz ist bei guter Verhandlung auch mit der Hausank erreichbar. Schließlich will unser Staat, zumindest die derzeitige Regierung, nicht wirklich eine effiziente Bauweise, schon gar nicht erheblich darin investieren. Aber man will ein "greenwashed" Image für die nächsten Wahlen....Das erklärt die jünsten Änderungen bei Förderkonditionen, und die ausufernde Bürokratie bei Förderanträgen hinreichend.

Geantwortet am: 23.07.2018 21:08:43 von Schrödingers Katze

Antwort auf von forenadmingeb@…

Lieber Kollege "Schrödingers Katze". Ich stimme nur in einem Punkt zu, dass in diesem Land zwar Geld für Unwichtiges massenhaft zur Verfügung steht, dass dann bei Wichtigerem eingespart wird. Und das gilt nicht nur im Bereich Neubau. Diese erhebliche Verschlechterung der Förderungen bei Neubauten ist absolut kurzsichtig, kontraproduktiv und in höchstem Maße unverständlich. Insbesondere, wenn ich daran denke, für welche Bereiche Fördergelder in D reichlich ausgeschüttet werden.
Es haben sich die KfW-geförderten Neubauten um mehr als 50 % pro Jahr verringert, was auch viele Kollegen im Landesverband des GIH BAYERNenergie im Raum München - Landshut - Ingolstadt bestätigen. Das zeigt sich auch im "10000-Häuser-Programm Bayerns, wo die Anforderungen gewaltig erhöht wurden und die Zuschüsse verringert. 2017 waren 1300 Anträge mit sehr hohem Neubauanteil in 15 Tagen weg, 2018 sind in 5 Monaten erst ca. 800 Anträge gestellt. Ich bin sicher, dass der Neubauanteil nur sehr gering sein wird.
Es ist auch nicht nur ein "Unterschied von 3%", was man bereits an den unterschiedlichen U-Werten der Bauteilflächen ablesen kann, die für einen EnEV-Neubau bzw. für KfW55 oder 40 erforderlich sind, sondern es werden nun sog. EnEV-Neubauten hergestellt, die dem Haus von "Rocky-Docky" eher ähneln, weil es in Bayern keinen Beamten gibt, der vor-Ort prüft, ob das Gebäude gemäß vorliegenden Plänen und der Baubeschreibung ausgeführt worden ist. Viele EFH auf dem Lande werden in Eigenregie mit der Unterschrift des Nachbarn gebaut. Den Beweis erhalte ich Jahr für Jahr, wenn ich abends bei einem Spaziergang die Neubauten aus dem Vorjahr thermografiere.

Geantwortet am: 24.07.2018 10:20:02 von Hans-Jürgen Werner

Antwort auf von forenadmingeb@…

Warum wird die Förderung 153 nicht mehr nachgefragt? Fragt man die Bauherren:
Die Anforderungen der KfW usw. liegen inzwischen so weit über denen der EnEV, dass sie kaum noch ein privater Bauherr erfüllen möchte. Die Zusatzkosten werden immer höher, ohne dass zusätzlicher Nutzen entsteht.
Es interessiert doch den "kleinen Häuslesbauer" nicht, ob sein Haus ein paar kW mehr oder weniger braucht. Welcher Laie versteht denn noch, dass man 3-Scheiben mit 5 Dichtungen einbaut und dann mit Fensterfalzlüftern wieder "Löcher reinschneidet"? Muss die Lüftung einen Ventilator haben? Genügt in einem Mietshaus nicht auch eine atmosphärische Schachtlüftung, auch wenn sie die Energiebilanz verschlechtert? Der Hausbesitzer hat die Haftung, wenn seine Mieter nicht lüften. Also wird er doch alles versuchen, dies zu unterbinden. Die Energiekosten zahlt sowieso der Mieter.

Können denn unsere heutigen neuen Häuser noch "gesund" sein? Leider bin ich schon zu alt, denn ich würde gerne noch erleben, wie lange diese Häuser funktionieren und wie sie in 30 Jahren beieinander sind.
Ich höre immer wieder draußen: So baue ich nicht. Und manchmal muss ich dem Bauherrn mit GMV sogar recht geben.

Beim Bayern 10.000 Häuser Programm steht noch die sehr große Umständlichkeit des Programmes dahinter, dass es kaum genutzt wird.

Nebenbei: Heimlich Häuser thermografieren geht gar nicht.

Geantwortet am: 24.07.2018 12:32:28 von Herbert Stapff

Antwort auf von forenadmingeb@…

Werter Herr Stapff,
30 Jahre alte Passivhäuser dieser Bauweise funktionieren nach wie vor recht gut. Und die bauliche Seite eines Eff 55 verursacht gegenüber EnEV Basis + EEWärmeG praktisch keine Mehrkosten. Mehrkosten im Nachweis (zB Wärmebrücken-Einzelnachweis) werden über Programm 431 zumindest abgepuffert.
Lüftung: Die 1946- ist ein Kind der Lüftungslobby und nicht praxisgerecht, aber es gibt realistischere (wenn auch aufwendigere) Nachweismethoden (DIN FB 4108-8 mit PHPP)
Über Bayern kann ich nichts sagen, lebe und arbeite in Ba-Wü

Geantwortet am: 10.08.2018 10:21:55 von Schrödingers Katze

Antwort auf von forenadmingeb@…

Hallo Katze,
ich schätze Ihre Beiträge sehr, denn Sie haben meist recht. Ich bleibe aber trotzdem bei meiner Auffassung, dass die heutige verlangte Bauweise zu aufwändig und zu teuer ist. Wir verlangen bei Neubauten geringste Energieverbräuche und Primärenergiefaktoren, der Bauherr zahlt utopische Summen und wofür eigentlich das alles?
Nur um ein paar kW weniger zu verbrauchen und ein paar Kilo CO2 weniger zu erzeugen? Glaubt wirklich jemand, mit ein paar neuen Häusern die Welt zu retten?

Hatten wir doch alles schon mal, aber mit viel weniger Aufwand und Kosten. Mein Opel Kadett hat seinerzeit weniger als 5 Ltr. gesoffen. Und heute? Meine jetzige Kiste hat mehr als Dutzende E-Motoren für allen möglichen SchnickSchnack, den ich nicht brauche, aber mitkaufen muss. Und dabei säuft er 8-10 Ltr, obwohl der Hersteller behauptet, es dürften nur 6 sein. Sein CO2-Ausstoß ist schön gerechnet, in der Praxis aber nicht zu erreichen.

Ich will ja nicht in alte Zeiten zurück, Gott bewahre. Aber mal darüber nachdenken, wo wir Energieberater als Vassallen von Lobbyismus und Politik hingeführt und hingetrieben werden, sollte erlaubt sein. Wir sollten nicht Erfüllungsgehilfe sein, sondern unseren Hausbesitzer, Bauherrn und Rechnungszahler neutral beraten (war mal eine Verpflichtungserklärung), ihm helfen und unterstützen. Denn nur ihm sind wir verpflichtet.

Ich mache fast keine Neubauten mehr, arbeite lieber in alten Häusern. Dort steckt wirklich lebenswertes Potential, auch zum Energiesparen.

Geantwortet am: 10.08.2018 12:10:29 von Herbert Stapff

Antwort auf von forenadmingeb@…

Laut der KfW war einer der Gründe der Mitnahmeeffekt beim KfW EH 55 Neubau. Diese machten fast 2/3 aller Anträge aus. Besonders, dass der Kredit gerne als Zwischenfinanzierung hergenommen wurde, um diesen vorzeitig tilgen zu können. Nachdem wir alle diesen Termin auch kannten, haben wir natürlich auch all unsere Kunden informiert und somit etliche Anträge vorgezogen. Klar das dann auch ein sogenanntes Auftragsloch entsteht. Zum anderen Teil liegt das Interesse der Banken ihre eigenen Produkte zu verkaufen und die KfW Produkte gar nicht nennen, oder gar schlecht zu reden. Wiederrum gibt es auch zu wenige Baugrundstücke um die derzeitige Nachfrage zu decken und diese werden so Optimiert, dass wie z.B. in München der Flächenpreis ab 7.000 € und weit mehr erzielt wird. Hier fällt dann die Energieeffizienz zum Opfer! Derzeitig laufen die Anfragen wieder an, um ein endgültiges Stimmungsbild abgeben zu können ist es noch zu früh.

Geantwortet am: 25.07.2018 12:58:21 von Cornelius Schmidt

Antwort auf von forenadmingeb@…

Das sehe ich genauso. Der Wegfall der Förderung von KfW 70 Häusern ist ein Rückschritt. Viele Bauträger und private Bauherren bauen nun wieder den einfachen ENEV-Standart. Es rechnet sich nicht, die Förderbedingungen für ein 55-er Haus zu erfüllen. Naja, und lukrativ ist das Programm auch nicht gerade. Den Zinssatz bekommt man fast auch ohne KfW und so bleiben nur die 5000 € erwähnenswert.

Geantwortet am: 25.07.2018 15:32:36 von Ing. Büro Uwe Schenke

"so bleiben nur die 5000 € erwähnenswert"

"und diese reichen nicht einmal für die so umfangreiche Dokumentationsanforderung der Kfw für den Energieberater."
 

Geantwortet am: 07.08.2018 13:33:03 von aeisenack

Antwort auf von forenadmingeb@…

Ein Investor kam im letzten Jahr zu mir. Er wollte ein 30 MFH bauen + 3 NWG-Einheiten. Der Standard sollte KfW 55 sein. Alles geplant, alles gut. Da es bei Bauten dieser Größenordnung immer Verzögerungen bei der Genehmigung geben kann (in unserer Stadt besonders) und auch die KfW in dieser Zeit "Verbesserungen" durchführte, habe ich jetzt den Auftrag erhalten, dieses Gebäude auf EnEV umzustricken, minimale Einhaltung der EnEV und EEWärmeG. Er hat mir vorgerechnet, dass ihm das KfW55-Haus mit Förderungen wesentlich teurer kommt, zumal er die Wohnungen verkaufen will und der Kaufanreiz der Wohnungen durch die KfW auf den Käufer nicht besser wird. Die Bank gab ihm auch eine wesentlich günstigere Zwischenfinanzierung, als es die KfW bietet. Da er nun auch nicht mehr kurzfristig tilgen kann, ist diese Entscheidung nachvollziehbar.

Geantwortet am: 27.07.2018 12:40:48 von Dietmar Krebber

In Sachen Banken und Finanzierungen bin ich bei Ihnen. Aber mich würde interessieren, wo der Bauträger, abgesehen von der Bürokratie bei Nachweisen und Überwachung, wesentliche Mehrkosten sieht. Um mit einer alten Gasmöhre + solarer Unterstützung das EEWärmeG zu schaffen, muß die bauliche Hülle praktisch dem Eff 55 Standard entsprechen. Und dann ist bei 30 WE mit Biomasseheizung ein Eff 55 nur unwesentlich teurer.

Geantwortet  am: 10.08.2018 10:28:09 von Schrödingers Katze

Antwort auf von forenadmingeb@…

Der Bauherr wird die Wohnungen verkaufen, er braucht also nur kurze Zwischenfinanzierungen. Von dem KfW55 Haus bleibt nur die Sole/Wasser Wärmepumpe. Alles Dämmungen werden minimiert, Fenster werden 3-fach bleiben, aber eher schlicht sein. Dadurch sinken die Baukosten. In den nächsten Wochen beginne ich mit dem zurückrechnen, mal sehen, was dabei rumkommt.

Geantwortet am: 10.08.2018 20:36:59 von Dietmar Krebber

Antwort auf von forenadmingeb@…

um zu antworten.