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Anlagentechnik

PV-Eigenheimanlagen nicht zu klein dimensionieren

© fotojog / iStock / Thinkstock
Investieren Hauseigentümer 2018 in eine Photovoltaik-Anlage, rechnet sich das noch mehr. Sie profitieren zum einen von gesunkenen Preisen: Um 3 bis 5 % sind handelsübliche PV-Anlagen im Jahr 2017 günstiger geworden. Zum anderen ist die Vergütung für den in das Stromnetz eingespeisten Solarstrom im Januar 2018 mit 12,20 Ct/kWh stabil geblieben – daran wird sich wohl bald auch nicht viel ändern.

Und wer seinen Strom selbst verbraucht, der hat aufgrund der gesunkenen Investitionskosten und der teilweise gestiegenen Strompreise noch mehr Gewinn als im vorigen Jahr. Darauf weist die Branchenvereinigung Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Bis zu 6 % Rendite pro Jahr sind inzwischen möglich. Dr. Jann Binder vom Solar Cluster rät Hauseigentümern, ihre Dachanlage möglichst groß zu dimensionieren. Die Rendite ist im Vergleich zu kleinen Anlagen genauso hoch, mit der Größe der Anlage steigen jedoch der jährliche Überschuss in Euro und die Absicherung gegen steigende Strompreise.

PV lohnt sich, auch ohne Eigenverbrauch

Die grundlegende Einnahmequelle bei PV-Anlagen ist die auf zwanzig Jahre staatlich garantierte Einspeisevergütung für den nicht selbst genutzten Strom. Sie ist seit nunmehr knapp 2 Jahren nur minimal gesunken – um 0,1 Ct/kWh. Bei voller Einspeisung des Solarstroms in das öffentliche Stromnetz wird, außer bei ganz kleinen Anlagen, bereits eine kleine, aber ansehnliche Rendite erzielt: Fachleute gehen von 2 bis 4 %/a aus. Tendenz steigend mit der Anlagengröße – wobei auch individuelle Bedingungen, etwa die Dachausrichtung und Verschattung, eine Rolle spielen.

Steigern kann man den finanziellen Ertrag mit Eigenverbrauch, dann sind, je nach Lastprofil, Renditen von bis zu 6 %/a möglich. Der Grund: Bei derzeit rund 9 bis 11 Ct Stromgestehungskosten pro kWh für Anlagen zwischen 2 und 10 kWp lässt sich bereits mit der Einspeisung in das Netz ein Gewinn von rund 1 bis 3 Ct/kWh erzielen. Wer eigenen Strom selbst verbraucht und dafür keinen Netzstrom kaufen muss, steigert den Gewinn für diesen Stromanteil sogar auf rund 14 Ct/kWh.

Binder: „Die Zahlen zeigen: Um Gewinn zu machen, brauchen Hauseigentümer den Strom in den meisten Fällen nicht selbst zu verbrauchen. Wer es jedoch tut, der erhöht die Rendite.“

Kleinere Anlagen verbessern Rendite nicht

Da bei neuen PV-Anlagen der Eigenverbrauch wirtschaftlich lukrativer ist als die Einspeisung, haben in den vergangenen zwei bis drei Jahren einige Hauseigentümer versucht, den Eigenverbrauch dadurch zu steigern, indem sie ihre Anlage bewusst klein dimensioniert haben. So können sie möglichst viel des selbst erzeugten Stroms ohne großen Aufwand selbst verbrauchen.

Dass diese Vorgehensweise sinnvoll ist, ziehen Experten wie Binder in Zweifel: „Zwar steigt mit kleineren Anlagen die Eigenverbrauchsquote am erzeugten Strom. Durch den höheren Systempreis pro installiertem kWp ist die Rendite jedoch ungefähr gleich hoch wie bei größeren. Denn große PV-Anlagen sind pro kWp günstiger, da viele Kostenanteile für die Installation und den späteren Betrieb unabhängig von der Anlagengröße sind. Kleine Anlagen sind deshalb aus wirtschaftlicher Sicht nicht besser.“

Ein Beispiel: Derzeit kosten schlüsselfertige Aufdachanlagen bis 10 kWp im Durchschnitt noch um die 1300 Euro/kWp. Kleine 2-Kilowatt-Anlagen sind teurer und liegen bei rund 1550 Euro/kWp. Wer dagegen eine fünf Mal größere Anlage baut, verringert zwar den prozentualen Anteil des selbst verbrauchten Stroms, erhält aber durch die gesunkenen Anlagenkosten mehr Rendite aus der Einspeisung. Die Gesamtrendite mit Eigenverbrauch ist in diesem Segment weitgehend unabhängig von der installierten Leistung.

Große Anlagen steigern den finanziellen Überschuss

Hauseigentümer sollten besser auf etwas anderes achten. „Der absolute Gewinn steigt mit der Anlagengröße. Wer ein geeignetes Dach hat, für den lohnt sich daher eine größere Anlage“, rät Binder. Das erhöht den jährlichen Überschuss um mehrere hundert Euro, trägt mehr zum Klimaschutz bei – und macht außerdem unabhängiger vom Strom aus dem Netz.

Die Unabhängigkeit ist ein weiterer Vorteil von größeren PV-Anlagen: Je größer die Anlage wird, desto höher ist der Anteil am gesamten Stromverbrauch, der durch den eigenen Solarstrom gedeckt wird und daher nicht vom Stromlieferanten eingekauft werden muss. Bei einer kleinen Anlage von 2 kWp können Anlageneigentümer zwar bis zu 50 % des Solarstroms selbst verbrauchen. Jedoch ist das dann auch nur ein kleiner Anteil am Haushaltstromverbrauch – nämlich rund 20 %. Je größer die Solaranlage wird, desto weniger Strom muss vom Netz bezogen werden. Deshalb sind große PV-Anlagen eine bessere finanzielle Absicherung gegen steigende Strompreise.

Auch von der 10-kWp-Grenze, ab der man 40 % der EEG-Umlage, also derzeit 2,7 Ct/kWh, auf den eigenverbrauchten Strom bezahlen muss, sollten sich Eigentümer nicht abschrecken lassen, denn selbst verbrauchter Strom bedeutet immer noch rund 13 Ct Ersparnis. Eher größer dimensionieren, sollte daher die empfohlene Devise sein, meint Binder: „Möglichst so viel installieren, wie auf das Dach passt. Das lohnt sich für den Geldbeutel und ist gut für die Umwelt.“

Beim Kauf einer PV-Anlage können die künftigen Anlageneigentümer auch eine staatliche Förderung in Anspruch nehmen. Die öffentlich-rechtliche KfW-Bankengruppe fördert die Errichtung von neuen PV-Anlagen mit einem zinsgünstigen Kredit (Programm „Erneuerbare Energien – Standard“, Programmnummer 270). Mithilfe des Kredits können Bauherren eine PV-Anlage vollständig finanzieren. Doch Vorsicht: Wer die EEG-Förderung erhalten will, kann zwar den Kredit aus dem KfW-Programm 270 nutzen. Die PV-Anlage darf aber nicht Teil eines Förderantrags zum KfW-Programm 153 (Energieeffizient Bauen) sein. Ist das der Fall, gibt es keine Einspeisevergütung. GLR