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ERNEUERBARE

Über 400 energieautarke Regionen bis 2020

trend:research prognostiziert innerhalb der aktuell erstellten Studie „Energieautarke Kommunen und ‚Bioenergiedörfer‘ – 100 % Strom durch Eigenversorgung“ ( Link zur Studie ) die Potenziale und die weitere Entwicklung des Marktes (installierte Leistung und erzeugte Strommengen sowie darauf basierende Marktvolumina) anhand von drei Szenarien. Das Referenzszenario prognostiziert bis 2020 bis zu 420 Bioenergiedörfern und energieautarke Kommunen.

Einige Regionen und Gemeinden in Deutschland sind inzwischen von fossilen Brennstoffen unabhängig und somit energieautark. Der Einsatz erneuerbarer Energien in der Region und die damit verbundene Rekommunalisierung der Energieversorgung bieten sowohl ökologische Vorteile als auch ökonomische Potenziale für die regionale Wertschöpfung. Die Vorteile der Eigenversorgung liegen primär in der Unabhängigkeit von konventionellen Energieversorgern und den damit verbundenen Preissteigerungen. Die Ausgaben für Energie bei der Selbstversorgung bleiben zu einem großen Teil in der Region und durch den Eigenbetrieb generieren die Kommunen einnahmen.

Partizipation der Einwohner ist notwendig
Einen Nachteil stellen jedoch die zunächst notwendigen hohen Investitionen in Erzeugungsanlagen und Netze dar, die sich erst nach mehreren Jahren amortisieren. Ebenfalls funktioniert das gesamte Konzept der Energieautarkie nur, wenn ein nennenswerter Anteil der Einwohner partizipiert und sich an das Nahwärmenetz anschließen lässt. Beachtet werden muss außerdem, dass ein Großteil der Bioenergie-Technologien gegenwärtig nur bei hoher staatlicher Förderung (beispielsweise durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz) wirtschaftlich rentabel ist.

Örtliche Rahmenbedingungen sind entscheidend
Bioenergiedörfer haben sich zum Ziel gesetzt, einen großen Teil ihres Strom- und Wärmebedarfes durch regenerative Energien unter Nutzung von regional bereitgestellter Biomasse (Holz, Mais / Grünpflanzen, Reststoffe aus Viehhaltung usw.), aber auch durch Photovoltaik und Windenergie selbst zu decken. Das Konzept eines Bioenergiedorfes hängt dabei stark von den örtlichen Rahmenbedingungen ab. In landwirtschaftlich geprägten Regionen bietet sich beispielsweise eine Biogasanlage als zentrale Anlage des Energieversorgungskonzepts an, denn landwirtschaftliche Betriebe können die benötigte Biomasse (Substrat) in Form von Silage, Mist, Gülle usw. in ausreichender Menge bereitstellen. In forstwirtschaftlich geprägten Regionen kann ein Biomasseheizkraftwerk als zentrale Anlage geeigneter sein, da Biomasse beispielsweise in Form von Holzhackschnitzeln bereitgestellt werden kann. Zusätzlich oder alternativ bietet sich – je nach Standort – zusätzlich Sonnen-, Wasser- oder Windenergie zur Stromerzeugung an.

Es gibt bereits 81 Bioenergiedörfer
Insgesamt existieren gegenwärtig 81 Bioenergiedörfer. Der Ausbaugrad bei der Versorgung mit eigenerzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien ist dabei sehr heterogen. Begründet ist dies in den vorhandenen räumlichen Naturraumpotenzialen (Biomassepotenzial, Windhöffigkeit, Sonnenscheindauer) sowie der auf Landesebene stark unterschiedlichen Förderbedingungen. So lassen sich sehr deutlich entsprechende Wachstumszonen identifizieren. Zu nennen ist hier vor allem die Bodenseeregion, sowie das nördliche Baden-Württemberg und Südhessen. Weitere Schwerpunkte der Entwicklung zeigen sich in Nordhessen und dem Göttinger Land (Südniedersachsen) sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist zu erkennen, dass das Wachstum in diesen Region am stärksten ausfällt. In den bestehenden Bioenergiedörfern sind Erzeugungsanlagen mit einer gesamten installierten elektrischen Leistung von 635 MW vorhanden. Die dominierenden Technologien sind Windkraft und Photovoltaik und die Erzeugung aus Biogas und Biomasse. Über 50 % der Strommenge wird aus Biogas und Biomasse erzeugt.

Förderung hat großen Einfluss auf Entwicklung
Die weitere Realisierung von Bioenergiedörfern und energieautarken Kommunen ist abhängig von der weiteren Förderung der Erneuerbaren Energien. Mit Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Wirtschaftlichkeit von Erneuerbaren-Energien-Anlagen, die insbesondere von den Regelungen des EEG beeinflusst werden, könnte es in den nächsten Jahren zu Schwierigkeiten bei der Finanzierung kommen. Die Kreditvergabe kann – aufgrund unsicherer Förderbedingungen und der damit zu erwartenden Gewinne durch die Vermarktung des Stroms – erschwert werden. Mit den jeweiligen EEG-Novellen kann es weiterhin zu einer leichten Verschiebung in Hinblick auf die künftige anteilige Nutzung der verschiedenen Erzeugungstechnologien kommen.

Marktvolumen steigt um mehr als das Vierfache
Insgesamt geht trend:research in den nächsten Jahren von einer weiteren Steigerung der Anzahl an Bioenergiedörfern und energieautarken Kommunen aus. Bis 2020 sind es nach dem Referenzszenario insgesamt bis zu 420. Hierbei wird von einer beschleunigten Entwicklung, ausgelöst durch Vorgaben der Politik zur Umsetzung der Klimaschutzziele, ausgegangen. Mitentscheidend für den Ausbau der Bioenergiedörfer ist der Wärmebedarf und eine zur Nahwärmenutzung geeignete Gebäudedichte. Deutschlandweit sind insgesamt ca. 3000 der etwa 9300 Gemeinden (kleiner 5000 Einwohner) geeignet, komplett mit Nahwärme versorgt zu werden.

Die gesamt installierte elektrische Leistung wird sich im Referenzszenario von derzeit rund 660 MW el bis 2020 auf 1600 MW el steigern. Ein Großteil davon wird auch durch Windenergie und Photovoltaik bereitgestellt. Hauptsächlich liegt dies an der Erweiterung bestehender Windparks bzw. der Neuanschaffung von Windkraftanlagen bzw. dem Zubau von Photovoltaikanlagen bei schon existierenden Bioenergiedörfern und energieautarken Kommunen. Parallel dazu steigt auch die erzeugte Strommenge von aktuell rund 1,6 TWh/a auf über 5 TWh/a in 2020 an.

Zur Berechnung des Gesamtmarktvolumens für Bioenergiedörfer und energieautarke Kommunen wurden die Volumina der verschiedenen Wertschöpfungsstufen, Stromerlöse aus Stromverkauf und Zuschüssen nach dem EEG sowie Bauleistungen, z. B. Infrastruktur (Anlagengebäude, Lagerhallen etc.) und Wärmenetz – die jedoch gerade in Bioenergiedörfern oft (zu großen Teilen) in Eigenleistung erbracht werden – zusammengefasst. Im Referenzszenario kommt es im Vergleich zu 2011 zu einem Anstieg des Marktvolumens um mehr als das Vierfache auf rund 2,3 Mrd. Euro.

Fazit von trend:research
Die Entwicklung im Markt für Bioenergiedörfer und energieautarke Kommunen schätzt trend:research positiv ein, jedoch müsse mit einer regional sehr unterschiedlichen Entwicklung gerechnet werden. Zu beachten ist, dass im Markt für Bioenergiedörfer und energieautarke Kommunen eine Förderabhängigkeit besteht, bei der die Veränderungen des ordnungspolitischen Rahmens und speziell der monetären Förderungen, weitreichende Auswirkungen auf die Entwicklung des Gesamtmarktes entfalten. GLR