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LESERBRIEFE

Diskussion um Warnung vor Dumpingpreis

Die Pressemitteilung der dena Vorsicht Falle: Energieausweis zum Dumpingpreis und der im GEB-Letter veröffentlichte Leserbrief von Thomas Möller haben höchst unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Nachfolgend haben wir versucht, aus den vielen Leser-Zuschriften ein Meinungsbild zusammenzufassen.

Einige Energieberater waren nach dem Leserbrief von Thomas Möller „schier sprachlos“, betrachteten den Artikel als „fast allgemeingefährlichen Turboschwachsinn“ oder waren sich einfach nur unsicher: „Das soll ein Energieberater geschrieben haben?“ Die Mehrzahl der Zuschriften hat die Veröffentlichung der dena durchaus „als Schützenhilfe“ begrüßt, also keineswegs als „Hetzkampagne“ [Möller] verstanden. Der Inhalt von beiden Veröffentlichungen ist aber sehr differenziert aufgenommen und diskutiert worden.

Eigentlich steht die EnEV in der Kritik…
So gab es auch eine größere Anzahl solcher Stimmen: „Der Kollege hat in vielen Ansichten Recht. Er sagt die ‚bittere’ Wahrheit. Ich sehe den Verbrauchsausweis als Marketinginstrument.“ Oder: „Das hätte ich nun wirklich nicht mehr erwartet, dass ihr Blatt noch einmal den Energieausweis auf den Boden der Tatsachen zurückholt, wenn auch nur in einem Leserbrief. Dem Brief [Anm. d.R.: von Thomas Möller] ist voll und ganz zuzustimmen und leider haben Sie mit Ihren Artikeln zum Thema bisher falsche Erwartungen an Wirkung und Bedeutung der Ausweise gefördert.“

Wenngleich sich die GEB-Redaktion diesen Schuh nicht anziehen mag, entsprechen die Grundaussagen des letzten Zitats dem, was viele andere Leserbriefe zum Ausdruck gebracht haben: Eine massive Enttäuschung über die schlussendlichen Regelungen in der EnEV, die weitgehende Gleichstellung von Bedarfs- und Verbrauchsausweis sowie die „öffentliche Stellungnahme zu Preisen durch die involvierten Minister“. Dumpingpreise sind deswegen bei Energieberatern ein absolutes Reizthema. Besonders kritisiert wurde aber auch, dass weder Vorort-Besichtigung noch Abschlussberatung in der EnEV vorgeschrieben sind. Die meisten Energieberater sind weiterhin davon überzeugt, dass der bedarfsbasierte Energieausweis der bessere ist.

...deswegen stimmen viele Möller nur formal zu
So haben mehrere Energieberater in ihren weiteren Ausführungen darauf hingewiesen, dass Möller bei vielen Punkten zwar formal durchaus Recht habe, die EnEV aber nicht zum alleinigen Maßstab für Energieberater gereiche: „Leider hat [Anm. d.R.: Thomas Möller] Recht, wenn er auf die gesetzliche Grundlage verweist. Vom Gesetz her ist der verbrauchorientierte Energieausweis ok. Ich meine aber, er nützt niemandem wirklich.“ „Ein Online-Energieausweis erfüllt vielleicht die Vorgaben wie sie der Gesetzgeber formuliert hat, ist aber keinesfalls der Sache (Klimaschutz) dienlich.“ „Energieberater haben eine Verpflichtung, die über die Mindestanforderungen der EnEV hinausgeht.“

Unklar bis umstritten ist offensichtlich, unter welchen Bedingungen und auf welcher Datenlage, in welchem Umfang und mit welcher Individualität Modernisierungsempfehlungen zu geben sind. (Wir werden dieses Thema demnächst im GEB behandeln.) Auch zum Nutzen gehen die Meinungen weit auseinander: Während die einen darauf hinweisen, dass nur mit möglichst detaillierten Modernisierungstipps etwas zu erreichen ist, hätten andere es lieber gesehen, dass bei der Abweichung von einem Grenzwert nur die Energieberatung als Pflichtempfehlung genannt wird.

Wann kommen die Aufträge?
Wenig angetan bis schockiert sind viele Energieberater vom bisher ausgebliebenen Marktstart des Energieausweises. Wenngleich nun eigentlich alle Grundlagen existieren, stehen die Telefone trotzdem still. „Durch die weitere Verschiebung der Einführung von Energieausweisen hat die Bundesregierung dazu beigetragen, dass zunächst erst einmal ‚kein Bedarf’ an Energieausweisen besteht.“ [Anm. d.R.: Die nochmalige Verschiebung um sechs Monate wurde der Bundesregierung vom Bundesrat diktiert.]

Andere sehen das gelassen und hoffen auf die „zweite Stufe“: „Der Ausweisaussteller sollte stets das eigentliche Ziel des Gesetzgebers im Auge behalten: ‚Der Energieausweis soll der ersten Information des Hausbesitzers dienen und die Tür für energetische Modernisierungsmaßnahmen öffnen.’ Vor Durchführung von Maßnahmen ist eine umfassende Energieberatung zwingend erforderlich.“

Kommentar der GEB-Redaktion
Der neue EnEV-Text, die dena-Pressemitteilung, der Leserbrief von Thomas Möller - sie haben mehrere Facetten, schon allein, weil sie unterschiedliche Zielgruppen haben. Sich damit auseinanderzusetzen, welche Chancen aus Energieberatersicht bei der EnEV-Novellierung verpasst wurden, macht jedenfalls bis zu der von der Bundesregierung angekündigten Überprüfung der EnEV keinen Sinn. Seine Überzeugung(en) muss man deswegen aber nicht über Bord werfen, ganz im Gegenteil, man sollte versuchen, damit seinen Weg zu finden. Natürlich muss man auch schauen, was die Kunden wollen, nur so kann ein Geschäft daraus werden.

Wie so häufig, bleibt trotzdem zum Schluss die Frage nach dem Preis. Selbst wenn man per Onlineportal bundesweit tätig wird, mit einem Stückpreis von 9,90 Euro pro Energieausweis ist auch bei weitgehender Automatisierung eine Kostendeckung kaum vorstellbar. Will man dann davon leben, bleiben zwei Schräubchen und die Notbremse: den Preis erhöhen, die Leistung senken oder einen Schlussstrich ziehen. In allen drei Fällen kann man „Energieausweis nach EnEV für 9,90 Euro“ dann nicht mehr anbieten. Wer mit solch einem Angebot Kunden anlocken will, um einen Folgeauftrag zu erhalten, kann vielleicht anders kalkulieren. Ob er aber so auch die gewünschte Kundschaft für das Anschlussgeschäft bekommt?

Wer als Energieberater ein sich selbst tragendes Geschäft mit verbrauchsorientierten Energieausweisen etablieren will, sollte sich einmal beim Wettbewerb „schlau machen“. Minol Messtechnik, Dienstleister für Energiekostenabrechnung, bietet seit Februar 2007 Energieausweise an und hat seitdem knapp 70.000 Stück ausgestellt. Der Verbrauchsausweis kostet bei Minol mit Datenbereitstellung durch den Eigentümer 35,00 Euro bzw. 29,75 Euro (jeweils inkl. MwSt.) für Abrechnungskunden oder in einer Kooperation mit Haus- und Grund für deren Mitglieder. Nach Angaben von Minol enthalte jeder Verbrauchsausweis auch Modernisierungsempfehlungen und man arbeite für diesen Preis auch kostendeckend. Hohe Stückzahl und damit eine niedrige Umlage der Anlaufkosten, guter Kundenzugang, vorhandene Werbekanäle... Ob man unter diesen Bedingungen als Neueinsteiger preislich mithalten kann?

Und noch etwa sollte man mit ins Kalkül ziehen. Die klassische Klientel von Verbrauchsausweisen wird vermutlich zu einem hohen Prozentsatz bis zum 31. Dezember 2008 Aufträge erteilen und dann zehn Jahre pausieren. Realistisch ist sogar, dass in der Gültigkeitsphase viele aufgrund von Modernisierungen auf einen Bedarfsausweis umsteigen. Das Geschäft mit Verbrauchsausweise wird sich also noch verschärfen. Beim Bedarfsausweis deutet sich zwar in der Auftragskurve eine noch zu überwindende Durststrecke an, aber mit einem gesunden Anstieg. Auch deswegen sollte man als Energieberater Verbrauchsausweise (zu auskömmlichen Preisen) im Angebot haben, ob nach EnEV-Mindestkriterien oder mit einer überzeugenden Mehrleistung, das muss man an der eigenen Kundschaft festmachen. Wichtig ist aber der Kontakt zum Kunden, nur dann kann man ihn eventuell auch von einer besser passenden Leistung überzeugen. GLR

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