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LESERBRIEFE

“Dena sollte Hetzkampagnen unterlassen“

Zu dem Artikel dena warnt vor Billigangeboten schrieb uns Energieberater Thomas Möller, Energieberater-Muenchen.info, folgenden Leserbrief:


  • Die Deutsche Energie-Agentur (dena) nutzt die Existenz von Einführungsangeboten für den Energie-Verbrauchsausweis zu einer völlig unsachlichen Kampagne gegen Anbieter von Services zur Ausstellung von Energieausweisen im Internet. Der Preis für die Erstellung von Energieausweisen bestimmt der Markt und nicht die dena. Im Übrigen sind von den Bundesministerien bereits Aussagen zu Preisen für Verbrauchsausweise von 40,00 Euro und Bedarfsausweise unter 100,00 Euro publiziert worden. Damit wurden Dumpingpreise seitens der Bundesregierung vorprogrammiert. Nachdem die Anfahrt eines Waschmaschinen-Reparateurs bereits 40,00 Euro kostet, muss die Bundesregierung wohl davon ausgegangen sein, dass die Vor-Ort-Besichtigung - zumindest beim Verbrauchspass - gar nicht vorgesehen ist.
  • Die dena zitiert die EnEV wissentlich falsch. Der Energieausweis muss nur dann Modernisierungsvorschläge beinhalten, wenn kostengünstige Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Eigenschaften möglich sind. In diese Kategorie fallen offensichtlich nur kleine Änderungen, deren Auswirkungen sich auf die Gesamtbilanz kaum auswirken. Kann ein Modernisierungsvorschlag nicht abgegeben werden, dann ist dies gemäß EnEV dem Verbraucher mitzuteilen (siehe § 20 EnEV).
  • Die EnEV verlangt keine Besichtigung des Objekts und/oder die Erfassung der Objektdaten / Heizenergieverbrauch durch den Aussteller. Sie erlaubt ausdrücklich die Erfassung der Eingangsdaten für den Energieausweis durch den Verbraucher / Hauseigentümer / Verwalter. Damit ist die Abwicklung des Energie-Ausweisgeschäfts per Internet legal. Ein Ausweis darf allerdings nicht ausgestellt werden, wenn die Eingangsdaten nicht schlüssig sind. Hier wird ein verantwortungsbewusster Energieberater selbstverständlich die Sachlage klären bzw. die Ausstellung des Ausweises verweigern.
  • Die Angaben zum Energieverbrauch werden zumindest bei Mehrfamilienhäusern aus den Heizkostenabrechnungen abgeleitet. Man kann davon ausgehen, dass diese Angaben korrekt sind. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist die Erfassung des Heizenergieverbrauchs oft nicht so genau aufgezeichnet, weil z.B. die Tankrestmengen nicht genau erfasst werden. Diese Angaben werden nicht genauer, wenn der Energieberater den Kunden besucht. Durch die 3 Jahresperioden gleichen sich solche Fehler allerdings aus.
  • Die dena hat keinen Überblick über Bewertungsergebnisse aus der Erstellung von Energie-Verbrauchsausweisen. Aus weit über 100 Ausweisen, die wir erstellt haben, gab es kein Gebäude mit einem Verbrauch von mehr als 250 kWh/m². Dies ist besser als der Durchschnitt. Viele ältere Häuser erreichen mit 120 kWh/m² oder sind sogar besser als der Neubaustandard bzw. haben Werte für sanierte Gebäude. Auf die Frage, was denn bei solchen Häusern bzw. Häusern neueren Jahrgangs als Modernisierungsvorschlag abgegeben werden soll, hatte der dena-Mitarbeiter keine Antwort.
    Die meisten Verbrauchsausweise weisen im Vergleich zu Bedarfsausweisen wesentlich niedrigere Werte auf. Aus der Sicht der Vermieter / Verkäufer sind diese Ausweise aus Marketingaspekten besser zu verwenden, als der Bedarfsausweis. Warum soll der Verbraucher viel mehr Geld ausgeben, um dann ein schlechteres Ergebnis für sein Haus zu bekommen?
  • Die dena kann von mir aus gerne Empfehlungen für den „höherwertigen“ Bedarfsausweis geben. Dieser Ausweis ist nur dann sinnvoll, wenn auch eine Energieberatung gewünscht wird. In allen anderen Fällen wollen die Kunden ein legales Papier, das den gesetzlichen Anforderungen genügt und möglichst wenig kostet. Dies ist der Verbrauchsausweis.
    Die dena sollte „als staatliches Unternehmen“ vermeiden, Hetzkampagnen gegen Anbieter am Markt mit Argumenten zu betreiben, die sachlich und rechtlich nicht begründet sind. Im Übrigen sollte die dena ihren Frust über die erfolglose Abwehr des Verbrauchsausweises bei der EnEV-Reform nicht an Anbietern auslassen, die versuchen, ihre nun illusorisch gewordenen Umsatzerwartungen mit dem Bedarfsausweis durch aggressives Marketing und Markteinführungspreise zu kompensieren. Ansonsten ist der Beratungsmarkt auf der Basis eines Pflicht-Energieausweises fast vollständig eingebrochen.
  • Die dena hat überhaupt keine Vorstellungen, wie groß die Nachfrage nach Energieausweisen heute ist. Dies konnte ich in Gesprächen mit der dena feststellen. Wir reden von mehreren Millionen Ausweisen, die bis Ende 2008 erstellt werden müssen. Es müssten eigentlich mehrere Tausend pro Tag sein. In Wirklichkeit liegt die Zahl im niedrigen zweistelligen Bereich. Die Nachfrage hat noch gar nicht begonnen. Anstatt die Notwendigkeit und den Sinn von Energieausweisen in der Presse zu verdeutlichen, verunsichert die dena mit Katastrophenmeldungen und Hetzkampagnen die Verbraucher. Sie sorgt dafür, dass dieser Markt weiter flach gehalten wird.

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