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Im Sommer bleibt der Keller kalt

Ein jeder kennt das Phänomen: Nimmt man eine Flasche aus dem Kühlschrank, kann sie beschlagen – im Sommer eher als im Winter. Eine Alltagserfahrung also, dass bei hohen Temperaturen eher Kondensat auftritt. Wie verhält sich nun dieser Effekt bei beheizten und unbeheizten Kellern? Die Temperatur unbeheizter Keller schwankt – je nach Tiefe eines Kellers – im Jahresverlauf und entspricht bei gering gelüfteten Kellern auch der adäquaten Tiefe im Erdreich. Die Schwankung fällt dabei geringer aus als die der Außentemperatur. Aber nicht nur die Schwankungsbreite ist geringer, auch die Phasen des Temperaturverlaufs verschieben sich. In der Folge stellt sich beispielsweise die tiefste Temperatur, die im Außenklima nach der Jahreswende auftritt, in einem Keller erst im Frühling ein. Je intensiver allerdings ein Keller gelüftet wird, umso schneller kann sich die Kellertemperatur an die Temperatur der Außenluft angleichen. Die Phasenverschiebung wird dadurch verkürzt. Bei beheizten Kellern ist im Winter die Raumtemperatur logischerweise deutlich wärmer als die Außentemperatur, während im Sommer die Kellerräume „schön kühl“ bleiben.

Volksweisheit und Bauphysik – Glauben und Wissen

Die Schilderungen klingen zunächst vielleicht trivial. Viele Menschen glauben jedoch, dass man unbeheizte Keller im Sommer nur nachts lüften solle. Diese Meinung speist sich vermutlich aus den eingangs dargestellten „Erkenntnissen“ des Kondensats. Beispielsweise steht auf der Webseite des Umweltbundesamtes [1]: „In Kellerräumen sind die Außenwände oftmals relativ kalt. In solchen Räumen kann sich im Sommer, wenn warme Luft in den Keller gelangt, Luftfeuchtigkeit an der kalten Kellerwand niederschlagen. Dadurch kann es zu Schimmelpilzwachstum kommen. In den Sommermonaten sollten in Kellerräumen daher nicht am Tag, sondern vorzugsweise nachts bzw. in den frühen Morgenstunden gelüftet werden. Selbstverständlich ist auch im Winter in Kellerräumen eine verstärkte Lüftung sinnvoll. Im Winter kann sie zu jeder Tageszeit erfolgen.“

Im Kern bedeutet diese Empfehlung: Wenn Keller mit der tagsüber wärmeren Luft im Sommer gelüftet werden, fördert das die Schimmelpilzbildung; deshalb solle man die Keller nachts lüften. Zudem solle man im Winter die Keller stärker lüften – wahrscheinlich soll das so sein, weil aufgrund der Phasenverschiebung die Oberflächentemperatur höher ist als die Außenlufttemperatur.

Leider ist diese Darstellung – auch wenn sie noch so verbreitet sein mag – falsch und fördert zudem ein kontraproduktives Lüftungsverhalten. Die absolute Luftfeuchte ist – von einzelnen Wetterphänomenen abgesehen – in Deutschland über den Tag konstant, und es macht daher aus Sicht der Differenz der absoluten Luftfeuchte keinen Unterschied, ob man tags oder nachts lüftet. Etwas weiter gehen Lüftungsüberlegungen, die auf der Differenz der absoluten Luftfeuchte (bzw. des Wasserdampfdrucks oder des Taupunkts) zwischen dem Keller und der Außenluft basieren. Grundsätzlich gilt: Wenn innen die absolute Luftfeuchte höher ist als außen, wird beim Lüften die Kellerluft trockener [2]. Dieses Konzept ist konsequent, aber nicht optimal. Es berücksichtigt nämlich nicht, dass durch die Lüftung auch die Oberflächentemperaturen beeinflusst werden. Um eine Feuchtedifferenz zwischen innen und außen auszugleichen, genügt ein kleiner Volumenstrom. Um durch Lüftung Einfluss auf die Oberflächentemperaturen zu nehmen, ist eine starke und/oder lang anhaltende Durchlüftung mit möglichst hohem konvektivem Wärmeübergang erforderlich.

Allerdings geht es nicht immer nur darum, eine möglichst geringe Feuchte in Kellern zu erreichen. Bedenkt man die Salzbelastung in historischem Mauerwerk, so kommt es hier darauf an, durch ein gezieltes Feuchtemanagement Schäden zu vermeiden. Daher sollte man besser von einem raumklimatischen Konzept für Keller sprechen als nur von Lüftung.

Vom Kohlekeller zur Einliegerwohnung

Früher nutzte man Keller vor allem als Lagerräume, um darin Lebensmittel und andere Güter frostfrei und ganzjährig kühl aufbewahren zu können. Sowohl die traditionellen Gewölbekeller, gemauert aus Natursteinen oder Ziegeln, als auch übliche Keller übernahmen eine Pufferfunktion, um die darüber liegenden hochwertigen Nutzräume warm und trocken zu halten. Werden solche Räume den hochwertigen Nutzungen „ausgesetzt“, so sind bautechnische und raumklimatische Fragestellungen zu klären. Fehleinschätzungen und ungeeignete Umnutzungen können die Bausubstanz erheblich schädigen und sogar die Tragfähigkeit gefährden [3].

Heute werden Keller gebaut, um im Rahmen der zugelassenen Bebauungsgrenzen und unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten den verfügbaren Nutzraum zu erweitern. Längst haben helle Wohn- oder Gasträume, Archive, Werkstätten, Technikräume und andere hochwertige Nutzungen den schummrigen Kohlekeller abgelöst. Häufig halten sich in diesen Räumen nur zeitweise Menschen auf, und die Räume werden zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich intensiv beheizt und belüftet.

Bei jeder Kellernutzung ist selbstverständlich davon auszugehen, dass die gesetzlichen Anforderungen (Raumhöhen, Erschließung, Brandschutz, Belichtung, Denkmalschutz, Wärmeschutz etc.) erfüllt sind. Ein raumklimatisches Konzept ist jedoch gleichermaßen entscheidend für eine erfolgreich geplante Kellernutzung. Folgende Einflüsse sind hierfür relevant (Abb. 1):

  • Feuchte- und Salzbelastung des Mauerwerks einschließlich des damit zusammenhängenden Wasserstands im Erdreich sowie eine eventuell vorhandene Dränung und Abdichtungen;
  • Raumklimatische Anforderungen aus der vorgesehenen Nutzung (stationäre und instationäre Verläufe der Raumtemperaturen, Außenluftvolumenstrom und Lüftungseffizienz sowie die Feuchteemissionen).
  • Wechselwirkungen aus den beiden vorgenannten Punkten (Temperatur- und Feuchteverläufe in Bauteilen), die sowohl im Bestand als auch prognostisch nach der Umsetzung von infrage kommenden Sanierungskonzepten bekannt sein sollten. Den raumseitigen oberflächennahen Schichten kommt dabei eine besondere Rolle als „Übergangszone“ zum Innenraum zu.

Grundlagen zur Kellerlüftung – was sagt die Norm?

Mit dem zurückgezogenen Entwurf des Beiblatts 5 zur DIN 1946-6 [4] war zunächst ein Regelwerk veröffentlicht worden, das Grundlagen zur Kellerlüftung beschreibt und damit einen Teil eines raumklimatischen Konzepts für Keller behandelt. Der Geltungsbereich des Beiblatts ist allerdings sehr eingeschränkt. Der Entwurf für das Beiblatt 5 gilt für die freie und für die ventilatorgestützte Lüftung von Kellerräumen in Wohngebäuden und in Gebäuden mit gleichartig genutzten Raumgruppen. Es widmet sich zudem sehr umfangreich der Lüftung im Zusammenhang mit Radonbelastungen.

Das Beiblatt 5 empfiehlt, dann zu lüften, wenn die Stoffkonzentration außen geringer ist als innen. Im Fall der Feuchte wird das als „Trocknungspotenzial“ charakterisiert, das sich aus der Differenz der absoluten Feuchte zwischen innen und außen ergibt. Die absolute Luftfeuchte innen ergibt sich aus dem Wert der Außenluft, der Feuchtefreisetzung innen und dem Außenluftvolumenstrom [5].

So intensiv zu lüften, dass die Innenkonzentration praktisch der Außenkonzentration entspricht, lässt sich in der Praxis nicht wirklich umsetzen. Für eine Wohnnutzung beispielsweise sieht die Raumfeuchteklasse der DIN EN ISO 13788 [6] eine Differenz der absoluten Feuchte von bis zu 6 g/m³ zwischen innen und außen vor. Je höher die Außentemperatur ist, desto geringer ist dieser Wert, weil dann – bei gleichbleibender Feuchtefreisetzung – mehr gelüftet wird. Werden in Räumen, in denen ausschließlich die sich darin befindlichen Personen Feuchte freisetzen, die empfohlenen CO2-Werte [7] von 1000 ppm nicht überschritten, ergibt sich im Mittel ein deutlich niedrigeres Feuchteniveau.

Für den Feuchteschutz reicht es nicht aus, wenn die Lüftung von Kellern nach dem Trocknungspotenzial gesteuert werden soll – weder im Neubau noch im Bestand. Die einschränkenden Hinweise im Beiblatt 5 der DIN 1946-6 helfen da nicht wirklich weiter [8]. Für ein funktionierendes Raumklimakonzept von Kellerräumen braucht es eine Reihe zusätzlicher Überlegungen, die in Abb. 3 tabellarisch aufgelistet sind. Dem Grunde nach sind dies Ansätze, die man auch bei anspruchsvollen historischen Räumen mit üblicherweise schwerer Bauart abarbeiten muss, die aber auch für – meist untergeordnete – Kellerräume gelten [9].

Die gegenseitigen Abhängigkeiten aus raumklimatischer Perspektive zeigt die Grafik in Abb. 4. Insbesondere der Sorption der oberflächennahen Schichten zum Innenraum kommt eine besondere Bedeutung für die Schimmelpilzbildung und Salzkristallisation zu: Die durch Adsorption aufgenommenen und durch Desorption abgegebenen Feuchtemengen hängen von der relativen Luftfeuchte ab und damit von der Oberflächentemperatur und der absoluten Luftfeuchte. Eine Lüftungsregelung, die sich allein am Trocknungspotenzial orientiert, lässt den Temperatureinfluss außer Acht und ist daher unvollständig.

Die Komplexität des Lüftens ist nicht banal

Wie soll man nun richtig einen Keller lüften? Hierzu ein Beispiel für eine schwierige Abwägung: Hat im Sommer ein wenig genutzter Keller einen hohen Infiltrationsluftwechsel, so kann sich die absolute Feuchte zwischen innen und außen angleichen, während der Keller, bedingt durch den geringen Luftaustausch, der Außentemperatur nur sehr zeitverzögert und gedämpft folgen kann. In einem solchen Fall kann es sinnvoll sein, auch bei höherer absoluter Luftfeuchte der Außenluft und bei möglichst hohen Außentemperaturen sehr intensiv zu lüften. Gelingt es der einströmenden Warmluft, die Temperatur der Innenoberflächen soweit zu erwärmen, dass im Nachgang zur Intensivlüftung die relative Luftfeuchte an den Oberflächen sinkt, verbessert sich das Raumklima spürbar.

Man kann daraus eine allgemeingültige Konsequenz darstellen: Lüftung allein nach dem Trocknungspotenzial lässt außer Acht, was das Lüften zukünftig bewirkt und schließt damit nicht aus, dass ungünstige Feuchtesituationen verstärkt werden, wenn die Komplexität des Temperatur- und Materialverhaltens nicht in die Lüftungsregel einbezogen wird. Es darf also nicht nur der Momentanzustand als Beurteilungsgrundlage für die Lüftung herangezogen werden, sondern es bedarf auch einer Prognose, welche Konsequenzen das Lüften nach sich zieht. Ein Lüftungskonzept ist bei Kellern somit immer auch ein Raumklimakonzept.

In der Praxis steht man somit vor der schwierigen Aufgabe, im Einzelfall darüber zu entscheiden, ob und wie das Raumklimakonzept durch Voruntersuchungen (am Objekt und/oder durch rechnerische Simulationen) untermauert werden soll. Gegebenenfalls sind auch weitere Maßnahmen (mit oder ohne weitere Untersuchungen) wie z. B. eine Bauteiltemperierung [10] einzubeziehen.

Raumklimakonzepte für Keller müssen in jedem Fall die jahreszeitlichen Bedingungen einbeziehen. Bei unbeheizten Kellern mit geringer Lüftung (z. B. nur durch Infiltration) folgt die Raumtemperatur in etwa den Temperaturen in einer vergleichbaren Erdreichtiefe. Je tiefer der Keller, desto weniger weicht die jährliche Temperaturschwankung von der Jahresmitteltemperatur ab und desto zögerlicher ändert sich die Temperatur. So kommt es, dass sich die tiefste Temperatur in einigen Metern Tiefe nicht im Januar, sondern erst einige Wochen später einstellt. Wer dann im März den Keller bei frühlingshaften Temperaturen und absoluten Luftfeuchten lüftet, bewirkt eine Auffeuchtung – es sei denn, der Keller wurde gezielt über die Zeit so gelüftet, dass er die Temperaturänderung „mitmacht“.

Der absolute Feuchtegehalt ist innen und außen annähernd gleich, wenn entweder der Außenluftvolumenstrom sehr groß und/oder die Feuchtefreisetzung im Innenraum sehr gering ist. Die Temperatur- und Feuchteverläufe sind in Kellern nie stationär zu betrachten. Die Feuchtesorption muss also mitberücksichtigt werden.

Kalt und warm, feucht und trocken – das sind Zustände!

Eine andere wichtige Rolle spielt der Tagesverlauf der absoluten Luftfeuchte. Demzufolge ist es weitgehend gleichgültig, ob man den Keller tags oder nachts lüftet. Die landläufige Regel, dass man Keller im Sommer nur nachts lüften soll, kann nicht nachvollzogen werden. Ganz im Gegenteil: Wenn im Sommer gelüftet werden muss, dann kann es zielführend sein – infolge der über den Tag konstanten absoluten Luftfeuchte der Außenluft – so lange und möglichst intensiv zu lüften, solange die kälteste Innenoberflächentemperatur unter der Außenlufttemperatur liegt. Dass es sehr schwer wird, ein solchermaßen angemessenes Regelwerk den Nutzern beizubringen, ist auch klar.

Ein weiterer Punkt sind Materialveränderungen, die in vielen historischen Räumen durch Salzbelastungen auftreten und dringend berücksichtigt werden müssen [11]. Salzausblühungen können an der Oberfläche auftreten, oder, bei starken Trocknungsbedingungen, in einiger Tiefe des Bauteils. Problematisch sind vor allem Wechselzustände von Feucht und Trocken. Welche Auswirkungen das nach sich zieht, hängt von der Höhe der Feuchtegehalte und der Salzkonzentrationen, der Salzarten sowie der Gradienten der Feuchte- und Salzbelastung ab. Zu trockene Raumluft kann genauso zu Schäden führen wie zu feuchte. Daher sollte sich das Raumklimakonzept – insbesondere eines historischen Kellers – innerhalb folgender Grenzen bewegen: Relative Luftfeuchte oberhalb von zu trocken ( 40 % r.F.) und unterhalb von zu feucht ( 80 % r.F.), Temperatur oberhalb von 0 °C, um Frostschäden zu vermeiden [12].

Kühle Kellerwände lässt der heiße Sommer kalt

Zu einem Raumklimakonzept für einen Keller gehören neben Temperierung, Lüftung und nutzungsbezogener Feuchtefreisetzung selbstverständlich auch die Qualität der Abdichtung der ans Erdreich grenzenden Bauteile und der Wärmeschutz. Insbesondere im historischen Bestand ist davon auszugehen, dass Abdichtungen häufig nicht wasser- oder gar dampfdicht sind. Auch im Neubau sollte bedacht werden, dass beispielsweise eine weiße Wanne ohne weitere Maßnahme immer noch Feuchte freisetzt.

In einem weiteren Exkurs soll noch der Verweis auf das Wärmeschutzniveau im Beiblatt 5 der DIN 1946-6 behandelt werden. Sinngemäß lautet die Formulierung aus Absatz 4.2.1: Das Wärmeschutzniveau reicht aus, wenn der Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 eingehalten wird und Wärmebrücken die Anforderung mit fRsi  0,7 erfüllen. Dies mag für den Winterfall für Räume, die regulär beheizt werden, zutreffen.

Für den Sommerfall muss diese Anmerkung ergänzt werden, wie folgendes typisierte Beispiel zeigen soll: Bei der in Abb. 6 schematisch dargestellten, innenseitig gedämmten Kellerwand bezieht sich der einzuhaltende fRsi-Wert auf die Wintersituation. Im Sommer kann die dargestellte Bauteilsituation zum Problem werden, da der Bereich, in dem die Innenwand die Dämmung durchstößt, thermisch träge reagiert: Steigt die Raumtemperatur an, gleicht sich die Oberflächentemperatur in diesem Bereich – verstärkt durch die Dämmwirkung – nur sehr langsam an. In der Praxis dürfte an so einem Detail vor allem im Sommer ein Schimmelpilzrisiko bestehen.

Wie man Schimmel im Archiv zu den Akten legt

In Büro- und Verwaltungsbauten finden sich in Untergeschossen häufig Archivräume, in denen immer wieder Schimmelpilzbefall der Akten beklagt wird. Für Archive – nicht nur in Kellern – gibt die DIN EN 15759 [13] Hinweise zur passiven Klimatisierung. Werden bei der Planung die Vorgaben der DIN ISO 11799 [14] und der DIN 67700 [15] strikt verwendet, wird dies in vielen Fällen zu einer Vollklimatisierung der Archive führen. Eine solche Entscheidung sollte man kritisch hinterfragen und eine passive Klimatisierung erwägen. Die Kosten für den höheren Untersuchungsaufwand werden sowohl im Bau als auch im Betrieb wieder wettgemacht. Es gibt dazu viele Beispiele [16], [17].

Fazit: Lass’ die Wärme in den Keller!

Lüftungskonzepte für Keller sind stets als Raumklimakonzept zu planen. Die Regel, dass aus feuchtetechnischer Sicht dann gelüftet werden soll, wenn die absolute Luftfeuchte im Keller höher ist als draußen, ist aus Sicht des „Trocknungspotenzials“ grundsätzlich richtig, sie bedarf aber dringend ergänzender Betrachtungen. Es genügt nicht, nur den Momentanzustand in die Lüftungsentscheidung einzubeziehen, sondern es muss auch progostiziert werden, wie sich die Temperatur im Keller verändert und wie sich dies auf die Bauteile hinsichtlich Feuchte- und Salzbelastung auswirkt.

Dass Keller im Sommer nur nachts gelüftet werden sollen, ist grundsätzlich falsch. Vielmehr kann es hilfreich sein, Keller gerade dann möglichst intensiv zu lüften, wenn die Außentemperatur besonders hoch ist, um die Oberflächen im Keller zu erwärmen. Wer das Lüften auf die Sommernächte begrenzt nimmt in Kauf, dass die Kellertemperatur systematisch niedrig gehalten wird und sich damit das Schimmelpilzrisiko erhöht.

Keller sind meist Nebenräume, denen man keine unnötig hohe Aufmerksamkeit schenken möchte. Dies steht in gewissem Widerspruch zur Komplexität der Sachlage. Andererseits wäre es übertrieben, Kellerplanungen mit aufwändigen Simulationen zu begleiten. Man sollte jedoch in sachgerechter Weise risikominimierende Maßnahmen vorsehen, wenn davon auszugehen ist, dass sie sich als robuste Problemlösungen erweisen.

Literatur, Quellen und Fußnoten

[1] https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/schimmel/wie-luefte-ich-richtig-tipps-tricks-zur

[2] Ein Beispiel hierzu: Platine optimiert Kellerlüftung. Heizung Lüftung Haustechnik 70 (2019), Heft 5, S. 31

[3] Ein besonders extremes Beispiel hierfür war in den 1990er-Jahren der „Lübecker Ratsbierkeller“, in dem durch die Gastronomienutzung eine sehr hohe Salzbelastung und damit verbundene Materialzerstörungen entstanden. Siehe hierzu: Visser, H.; Gervais, A.: Sanierungskonzepte für den Lübecker Ratsbierkeller. In: Jebe, P.; Rizkallah, V. (Hrsg.): Beispiele zur Sanierung alter Bausubstanz. Mitteilungen Institut für Grundbau, Bodenmechanik und Energiewasserbau, Universität Hannover, Heft 39, Eigenverlag 1994

[4] E DIN 1946 Raumlufttechnik; Teil 6: Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe / Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung; Beiblatt 5: Kellerlüftung. Dezember 2015

[5] Im stationären Zustand gilt:

c: absoluter Feuchtegehalt in g/m³, Indices: i: innen, e: extern/außen, E: Feuchtefreisetzung/Emission in g/h und: Außenluftvolumenstrom

[6] DIN EN ISO 13788 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen – Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte und Tauwasserbildung im Bauteilinnern – Berechnungsverfahren. Mai 2013

[7] Technische Regeln für Arbeitsstätten: ASR A3.6 Lüftung

[8] Beispiel ist die Anmerkung 1 in Abschnitt 3: Die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz sowie Bauwerksabdichtungen müssen für die Anwendung dieser Norm erfüllt sein, dies gilt besonders bei der Umnutzung von Kellerräumen hin zu Wohnräumen.

[9] WTA-Merkblatt 6-12-11/D, Klima und Klimastabilität in historischen Bauwerken I: Einführung

[10] Künzel, H.; Künzel H.M.; Großkinsky, T.: Gelungene Sanierung durch Bauteiltemperierung am Beispiel der Salinenkapelle St. Rupert in Bad Reichenhall. In: Gänßmantel, J.; Hecht, C.: WTA Almanach Bauinstandsetzen und Bauphysik. WTA-Publications 2007

[11] Kilian, R.: Statistische Untersuchungen der Klimaschwankungsbreite in unterschiedlich genutzten Kirchenbauten. In: Gänßmantel, J.; Hecht, C.: WTA Almanach Bauinstandsetzen und Bauphysik. WTA-Publications 2007

[12] Die Angabe von 80 % r.F. ist der Wert, auf den man sich international als Normungsgrundlage zur Dimensionierung der Bauteile festgelegt hat. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass die Gefahr von Schimmelpilzbildung material- und temperaturabhängig ist; auch die Intensität und Dynamik des Feuchteangebots beeinflussen diese Gefahr. Grundsätzlich begünstigen höhere Temperaturen, ein niedriger pH-Wert des Materials und hohes Feuchtespeichervermögen der oberflächennahen Schichten die Ansiedlung von Schimmelpilzen.

[13] DIN EN 15759 Erhaltung des kulturellen Erbes – Raumklima – Teil 2: Lüftung für den Schutz von Gebäuden und Sammlungen des kulturellen Erbes. Die Norm wurde zurückgezogen; gleichwohl kann dieser Absatz als Stand der Technik interpretiert werden. März 2018

[14] DIN ISO 11799 Information und Dokumentation – Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut. Juni 2005

[15] DIN 67700 Bau von Bibliotheken und Archiven – Anforderungen und Empfehlungen für die Planung. Mai 2017

[16] Stopp, H.; Schmidt, W.; Strangfeld, P.: Passive hygrische Klimatisierung. Bauphysik 38(2016), Heft 1, S. 50-61

[17] Lengsfeld, K. u. a.: Simulationsrechnungen zur klimastabilen Auslegung von Depots und Archiven bei Sanierung und Neubau. Bauphysik 40(2018), Heft 5, S. 319–328

Fernlehrgang zur Fachkraft für die Sanierung von Feuchteschäden und Schimmel

Am 25. Oktober 2019 startet in Köln das Modul A dieses Kurses, der am 29./30. Mai 2020 mit einer Prüfung endet. Der Lehrgang läuft über’s Internet im Selbststudium und umfasst zusätzlich vier drei- bis viertägige Workshops. Kosten: 2.495 Euro (netto). Mehr Infos hierzu über www.feuchteschimmel24.de oder per Telefon beim Öko-Zentrum NRW GmbH, Frau Barzani: (02381) 302200, barzani@oekozentrum-nrw.de

Jürgen Veit

Dipl.-Ing. (FH) Bauphysiker, ist Fachleiter im Öko-Zentrum NRW GmbH und arbeitet seit über 30 Jahren im Bereich des Feuchteschutzes – sowohl in den Grundlagen als auch in der Anwendung. Ein Schwerpunkt seiner Gutachten, Fachplanungen und Seminare sind Raumklima und Innenraumqualitäten.