Springe zum Hauptinhalt Springe zum Hauptmenü Springe zur SiteSearch

Prall gefülltes Sommerloch

Ferienzeit … endlich zurücklehnen und sich auf den Urlaub freuen. Die einen zieht’s raus, ans Meer, in die Berge, … Norden, Süden, ganz egal: alle haben erst mal Stau in Tirol oder am Gotthard, überfüllte Züge – wenn sie denn kommen – oder Flugscham. Wer daheim bleibt, genießt die Ruhe und freut sich, endlich morgens Zeit zu haben für einen gemütlichen Kaffee und die Zeitung. Steht sogar was drin, denn das sonst vor Leere und Langeweile gähnende Sommerloch scheint dieses Jahr prall gefüllt.

Zwar haben wir (noch) keine Unwetterkatastrophen, und auch die Sonne gibt sich bis jetzt klimawandelgnädig – wir hatten nur einmal knapp 40 Grad im Badischen – dennoch gibt’s für Journalisten genug zu schreiben und auch für verurlaubte Energieberater Interessantes zu lesen: So hat der Europäische Gerichtshof die HOAI konfisziert, weil das Verbot, deren Mindest- und Höchstsätze zu unter- bzw. zu überschreiten, mit dem EU-Recht nicht vereinbar ist. Also ist das, was bisher moralisch und ordnungsrechtlich verboten war (nämlich Honorarverhandlungen wie auf dem Basar) nun erlaubt, und was erlaubt war (nämlich auf den HOAI-Sätzen pedantisch zu bestehen), nun verboten. Im Gegensatz zu dem EuGH-Veto hinsichtlich der bescheuerten Maut steht die HOAI jedoch keineswegs vor dem Aus: Weder die Leistungsbilder noch die Honorartabellen als solche stehen zur Diskussion, es ist fortan nur nicht mehr in Stein gemeißelt, dass die Sätze eingehalten werden müssen. Also: künftig unbedingt verbindliche Honorarvereinbarungen treffen, denn der Verweis auf § 7 Abs. 5 HOAI (das ist die unwiderlegliche Vermutung, dass der Mindestsatz gilt, wenn kein Honorar vereinbart wurde) rettet künftig nicht mehr vor der Selbstausbeutung.

Nächster Aufreger: Die CO2-Steuer. Die Politiker haben vollkommen unterschätzt, wie wichtig ihrem Wahlvolk das Erreichen der Klimaschutzziele ist. Obwohl immer noch viel zu viele mit Billigfliegern gen Süden düsen, dämmert es den Deutschen, dass die Zeit der ungedeckten Schecks allmählich vorbei ist: Zähneknirschend wird erkannt, dass es zuallererst an uns selbst liegt, das Klima zu retten. Es bleibt also spannend, wie es weitergeht, mit CO2-Steuer und GEG.

Während also hierzulande die Politik noch mit sich selbst und den Lobbyisten ringt, ist man im Land der aufgehenden Sonne schon weiter: Die Smog-geplagten Chinesen haben erkannt, dass es in ihrem großen Land großer Anstrengungen bedarf, um das Pariser Abkommen einzuhalten. Wer regelmäßig auf der Intersolar und der Passivhaustagung zugegen war, bekam deren Interesse an Solartechnik und effizienter Bauweise schon länger zu spüren. Das Passivhaus Institut begleitet bereits seit einigen Jahren diverse Projekte in der Volksrepublik. In Gaobeidian, rund 80 Kilometer südlich der Hauptstadt Peking, entsteht derzeit nach dem Vorbild der Heidelberger Bahnstadt die größte Passivhaus-Siedlung der Welt. So ist es nur konsequent, dass die 23. Internationale Passivhaustagung vom 9. bis 11. Oktober dieses Jahres genau dort stattfindet. Die erste Bauphase wird dann abgeschlossen sein und die Wohnungen können von den Tagungsteilnehmern besichtigt werden. Vielleicht wäre es ja spannend anzusehen, wie es die Chinesen mit dem Passivhaus halten? Aber mit dem Flieger um die halbe Welt jetten? Wegen einer Tagung? Muss nicht sein, denn es gibt Alternativen: die Transsibirische Eisenbahn. 12 Teilnehmer aus Europa haben die Chance, in rund 18 Tagen von Berlin mit zahlreichen Zwischenstopps nach Peking zu fahren. Wäre das nicht eine gute Urlaubsidee, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit? Sollte ich Ihr Interesse geweckt haben: Mehr Infos gibt’s unter https://passivhaustagung.de/tagungsort/anreise-mit-dem-zug/. Umweltbewussten, die es woanders hinzieht, rate ich, sich zuvor über Klima Kompensation zu informieren und den CO2-Fußabdruck für das Urlaubserlebnis zuvor zu messen: Bei Atmosfair, MyClimate oder Ecopassenger. Einfach mal die Suchmaschine anwerfen. Den Zuhausegebliebenen lege ich unsere Sommerumfrage zum Thema „Wie zukunftsfähig ist die Energieberatung?“ ans Herz, die noch bis Ende August auf www.geb-info.de läuft. Sie wissen: Ihre Meinung ist uns wichtig – machen Sie mit! Und nun: spannende Lektüre mit diesem GEB auf dem Balkon beim gemütlichen Kaffee …

Ihr Ferienschatten: Claudia Siegele