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Neuer Katalog für Modernisierungsempfehlungen

Energieausweis-Ergänzung

Der Anteil der Sanierungen in Deutschland steigt derzeit stetig an. Allerdings sind deutliche Wissensdefizite bei Eigentümern und Mietern in Bezug auf den energetischen Standard der Gebäude, Einsparpotenziale und Wirtschaftlichkeit im Hinblick auf energetische Modernisierungsmaßnahmen vorhanden. Hier soll im Wesentlichen der Energieausweis mit seinen Modernisierungsempfehlungen für mehr Transparenz sorgen. Allerdings stellt sich die Frage, wie aufschlussreich eine solche Empfehlung, wie z.B. „Dämmung Außenwand mit WDVS, 160 mm, WLG 035“ – sollte sie denn so ausführlich sein – für den jeweiligen Empfänger wirklich ist.

Vor diesem Hintergrund wurde am Lehrstuhl für Bauphysik der Technischen Universität München ein Maßnahmenkatalog mit prinzipiellen Modernisierungsempfehlungen zur Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäudehülle entwickelt. Die Modernisierungsempfehlungen und in der Konsequenz auch der Energieausweis erhalten dadurch mehr Transparenz und können somit zur Motivationssteigerung für die tatsächliche Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen beitragen.

Der Katalog umfasst detaillierte Darstellungen gezielter Modernisierungslösungen für typische Bestandskonstruktionen unter Berücksichtigung baukonstruktiver, bauphysikalischer und gestalterischer Aspekte. Zusätzlich werden die Modernisierungsmaßnahmen im Hinblick auf Kosten und Wirtschaftlichkeit dargestellt. Die Maßnahmenblätter dienen zum einen als Planungshilfe für Aussteller von Energieausweisen, um fundierte Empfehlungen baulicher Art geben zu können. Insbesondere von denjenigen, deren fachlicher Schwerpunkt nicht im Bereich des Bauwesens liegt (z.B. Kaminkehrer), können sie als Informationsgrundlage genutzt werden. Zum anderen können sich die Adressaten der Energieausweise durch diese Beilage ein umfassendes Bild über sinnvolle Verbesserungen, mögliche Energiesparpotenziale und die Rentabilität einer solchen Maßnahme machen. Diese detaillierten Empfehlungen können einem Energieausweis in Form einzelner Maßnahmenblätter als Anlage beigefügt oder als Textbausteine in Energieberatungsberichte eingefügt werden.

Basis des Maßnahmenkatalogs

Die im deutschen Wohngebäudebestand verwendeten Konstruktionen sind vielfältig. Eine genaue Kenntnis über den genauen Aufbau oder die jeweiligen bauphysikalischen Kennwerte sind in der Regel nicht vorhanden. Um aber die Bestandskonstruktion als Grundlage für die Modernisierungsempfehlung grob einschätzen zu können, wurden in einer ausführlichen Bestandsaufnahme typische Konstruktionen zusammengestellt und hinsichtlich ihrer energetischen Qualität bewertet. Sie sind in Bauteiltabellen nach Bauweise und Baualter differenziert abgebildet und können von Energieausweis-Ausstellern zur pauschalen Bestimmung der U-Werte vorhandener Konstruktionen herangezogen werden. Auf dieser Basis wurden für alle relevanten Ausgangssituationen konstruktiv und wirtschaftlich sinnvolle Modernisierungsmaßnahmen entwickelt, die in einem Katalog zusammengefasst wurden und in Form von 65 Maßnahmenblättern mit jeweils einer Modernisierungslösung dargestellt sind. Bei der Mehrzahl der Konstruktionen lässt sich der Bestand sehr genau bestimmen. Daher können detaillierte Empfehlungen für die energetische Optimierung des jeweiligen Ausgangsfalls gemacht werden. In einigen Fällen ist es jedoch schwer möglich, den Bestand exakt abzubilden. Hier werden prinzipielle Lösungsansätze zur energetischen Modernisierung aufgezeigt. Daher werden die Maßnahmenblätter anhand ihrer Darstellungsgenauigkeit in Detail- und Prinziplösungen unterschieden.

Aufbau und Inhalt der Datenblätter

Die Detaillösungen zeigen auf je einer Doppelseite DIN A4 eine kompakte Zusammenstellung der wesentlichen baukonstruktiven, bauphysikalischen und wirtschaftlichen Aspekte der untersuchten Modernisierungsempfehlung. Sie sind als lose Blattsammlung konzipiert. Die Maßnahmen sind nach Bauteilen gegliedert. Es werden alle Bauteile der wärmeübertragenden Hüllfläche (Außenwand, Steildach, Flachdach, Oberste Geschossdecke, Kellerdecke, Decken gegen Außenluft und erdberührte Bauteile) betrachtet. Innerhalb dieser Bauteilstruktur wird zwischen verschiedenen, im Bestand üblichen Konstruktionsarten differenziert (Beispiel Außenwand: Fachwerkbau, Massivbau, Holztafelbau).

Auf den einzelnen Maßnahmenblättern wird der jeweilige Modernisierungsansatz anhand

  • schematischer Zeichnungen des Bauteils vor und nach der energetischen Modernisierung,
  • einer Erläuterung der wesentlichen bau­konstruktiven und gestalterischen Gesichtspunkte,
  • einer Übersicht über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Modernisierungsansatzes,
  • der Angabe der energetischen Anforderungen (U-Werte) laut EnEV 2009,
  • einer Erläuterung der wesentlichen bauphysikalischen Aspekte (Wärmeschutz, Wärmebrücken, Feuchteschutz, Luftdichtheit, Brandschutz und Schallschutz),
  • Hinweise zur Ausbildung von Anschlüssen anangrenzende Bauteile,
  • Angaben zu den Baukosten
  • und einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

in knapper und übersichtlicher Form dargestellt und erläutert.

Wirtschaftlichkeitsberechnung möglich

Ausgangspunkt für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der jeweiligen Modernisierungslösung ist die erreichbare Energieeinsparung je Quadratmeter Bauteil im Vergleich zum unsanierten Zustand sowie die für die Ertüchtigung aufzuwendenden Baukosten. Hierfür werden die Investitionskosten einer Modernisierungsmaßnahme als sogenannter Äquivalenzpreis der eingesparten Energie bezogen auf eine kWh erreichbare Energieeinsparung umgerechnet. In die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung fließen jeweils die Extremwerte ein, also der niedrigste und der höchste im Bestand vorkommende U-Wert. Damit ergibt sich für den Heizwärmebedarf im Ist-Zustand kein eindeutiger Wert, sondern eine Bandbreite „von – bis“. Anders ist es bei der Darstellung des sanierten Zustands. Als Zielwert wird hier jeweils der gemäß EnEV 2009 vorgegebene Wert angesetzt.

Der Maßnahmenkatalog entstand im Rahmen des Projektes „Modernisierungsempfehlungen im Rahmen der Ausstellung eines Energieausweises – energetische, baukonstruktive und wirtschaftliche Bewertung von Bauteilen“. Die Forschungsarbeit wurde mit Mitteln des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung gefördert (AZ: Z6-10.07.03.- 07.10 / II 13-80 01 07 – 10).

Literatur

[1] Statistisches Bundesamt ‚Wohnsituation‘ 2008 Wohnsitutation für das Jahr 2006 http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/BauenWohnen/Wohnsituation/Tabellen/Content75/WohneinheitennachBaujahr,templated=renderPrint.psml Stand 10.6.2008

[2] Friedrich, M., Becker, D., Grondey, A., Laskowsky, F. (co2online gemeinnützige GmbH) Erhorn, H., Erhorn-Kluttig, H., Hauser, G.; Sager, C., Weber, H. (Fraunhofer-Institut für Bauphysik): CO2-Gebäudereport 2007, im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Stand 21.11.2007

[3] Hauser, G., Höttges, K., Lücking, R.-M., Maas, A., Otto, F., Stiegel, H.: Energieeinsparung im Gebäudebestand, Bauliche und anlagentechnische Lösungen, Energieausweis und EnEV, 5. Auflage, Gesellschaft für rationelle Energieverwendung (GRE) (Hrsg.), Am Kaiserdamm 80, 14057 Berlin, 2007

[4] Verordnung zur Änderung der Energieeinsparverordnung, Nichtamtliche Lesefassung zu der am 18. Juni 2008 von der Bundesregierung beschlossenen Fassung http://www.bmvbs.de/Anlage/original_1047208/Lesefassung-Energieeinsparverordnung.pdf Stand 1.7. 2008

[5] Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV) vom 24. Juli 2007, Bundesgesetzblatt Jahrgang 2007 Teil 1 Nr. 34, Bonn, ausgegeben am 26. Juli 2007

[6] Hauser, G., Hegner, H.-D., Lücking, R.-M., Maas, A.: Der Energieausweis für Gebäude, 2. Auflage, Gesellschaft für rationelle Energieverwendung (GRE) (Hrsg.), Am Kaiserdamm 80, 14057 Berlin, 2007

Mareike Ettrich

Mareike Ettrich

INFO

Der Bericht wird Mitte Mai beim Fraunhofer-IRB Verlag erscheinen. Eine Vormerkung ist bereits online auf der Seite https://www.baufachinformation.de/ möglich. Die Berichtnummer zur leichteren Auffindbarkeit beim IRB lautet F2540. Die Kosten für den Bericht im Printformat werden voraussichtlich bei 50 € , die für die Downloadfassung bei 30 € liegen.

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